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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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38 <strong>Landkreis</strong>kennzeichnende Tierarten<br />

Vorkommensgebiet des Pfälzerwaldes bereits ausgestorben bzw. sind sehr selten oder stehen kurz vor<br />

dem Aussterben.<br />

KEIPER (1930) gibt an, daß sich der Luchs "noch um die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts vereinzelt<br />

im urwaldähnlichen Dickicht des inneren Pfälzerwaldes" aufgehalten hat. In den letzten Jahren wird der<br />

Luchs wieder regelmäßig im Pfälzerwald beobachtet, nachdem lange von einer Ausrottung der Art<br />

ausgegangen werden mußte. Aktuell konzentrieren sich die Nachweise des Luchses, die möglicherweise<br />

ihren Ursprung in einem Auswilderungsprogramm in den Vogesen oder Gehegefreilassungen haben, auf<br />

den Nordosten des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Südwestpfalz</strong>.<br />

Der Pfälzerwald ist Teil des mitteleuropäischen Verbreitungszentrums der Wildkatze (vgl. ASP<br />

Wildkatze). Innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Südwestpfalz</strong> werden mehr als die Hälfte der Fläche von der<br />

Wildkatze besiedelt; Schwerpunkte des Vorkommens liegen nördlich und südöstlich von Pirmasens. Die<br />

Pfälzerwaldpopulation steht in einem "regen" Populationsaustausch mit der Wildkatzenpopulation in den<br />

Nordvogesen. Aktuell ist vom Pfälzerwald ausgehend eine (Wieder-)Besiedlung der westlichen Teile des<br />

<strong>Landkreis</strong>es zu beobachten (ASP Wildkatze).<br />

Das Haselhuhn war bis ca. 1935 Brutvogel im Pfälzerwald (vgl. KINZELBACH 1965). Das Auerhuhn,<br />

das früher im Pfälzerwald verbreitet war (vgl. z. B. GROH 1965, 1969, DRONNEAU et al. 1989), war<br />

charakteristisch für lichte Altkiefernbestände mit gut ausgebildeter Krautschicht aus Heidelbeeren 26 . Die<br />

Ausbildung einer im Vergleich zu heute viel lichteren Waldstruktur, wie sie vom Auerhuhn bevorzugt<br />

wird, stand im Zusammenhang mit vielfältigen Formen der Waldnutzung wie Streuentnahme, Waldweide<br />

und mittelwaldähnlicher Femelwirtschaft (vgl. BAUER & CHRISTMANN o. J.). Wahrscheinlich<br />

ist das Auerhuhn erst Mitte der 70er Jahre in der <strong>Südwestpfalz</strong> ausgestorben.<br />

Für den Ziegenmelker, ebenfalls eine Charakterart lichter Kiefernwälder, gibt GROH (1990) noch neuere<br />

Brutnachweise aus dem <strong>Landkreis</strong> Kaiserslautern an (Waldleiningen 1987, Frankenstein 1987, Johanniskreuz<br />

1988). In der <strong>Südwestpfalz</strong> kommt diese ehemals typische Art des Pfälzerwaldes - ebenso wie die<br />

Heidelerche - heute wahrscheinlich nicht mehr vor. Auch im Elasaß ist der Ziegenmelker bis auf den<br />

Wald von Hagenau verschwunden (vgl. DRONNEAU et al. 1989). Im grenznahen Lothringen gibt<br />

GENOT (1995) Ziegenmelker und Heidelerche für den <strong>Bereich</strong> Bitche - Haspelschiedt an (vgl. MICHEL<br />

1993).<br />

Die heutigen Hochwälder sind relativ dicht vom Schwarzspecht besiedelt. Deutlich seltener ist die<br />

Hohtaube, die eine Folgenutzerin der vom Schwarzspecht gebauten Höhlen ist. Noch seltener ist der<br />

Grauspecht, der lichtere Wälder bevorzugt. Der Mittelspecht, die seltenste Spechtart in der Region,<br />

konzentriert sich auf den <strong>Bereich</strong> des Forstamtes Schönau mit seinen alten Eichenwäldern. Diesem<br />

<strong>Bereich</strong> des <strong>Landkreis</strong>es kommt als Lebensraum für altholzbewohnende Vogelarten die größte Bedeutung<br />

zu, da hier mehrere Arten nebeneinander die Wälder besiedeln, was auf den Strukturreichtum des<br />

Waldes hindeutet.<br />

Stellenweise existieren im <strong>Planung</strong>sraum noch Vorkommen von Insektenarten lichter, gut durchsonnter<br />

Wald- und Waldrandbiotope. WEIDNER konnte im Zuge der Übersichtskartierung noch einzelne<br />

Nachweise des Weißen Waldportiers (Brintesia circe) im Westlichen Pfälzerwald (LK Kaiserslautern)<br />

führen. Die spärlichen aktuellen Vorkommen in der <strong>Südwestpfalz</strong> stammen sämtlich aus dem Dahner<br />

Felsenland.<br />

Gelbbindiger Mohrenfalter (Erebia meolans), Rostbinde (Hipparchia semele) und Kleiner Waldportier<br />

(Hipparchia alcyone), die von der Biotopkartierung für das Leinbachtal (LK Kaiserslautern) aufgeführt<br />

werden, wurden dagegen von WEIDNER nicht festgestellt. Den Angaben von DE LATTIN et al. (1957)<br />

zufolge waren die drei Arten früher im Pfälzerwald deutlich häufiger 27 . Hinweise auf Vorkommen in der<br />

<strong>Südwestpfalz</strong> existeren mit Ausnahme für H. semele nordwestlich von Petersbächel (eig. Beob.) nicht.<br />

Die an Kiefern gebundene Prachtkäferart Anthaxia godeti ist nach NIEHUIS (1988) eine charakteristische<br />

Art der Kiefernforste im Pfälzerwald. In anderen Regionen von Rheinland-Pfalz kommt die Art<br />

dagegen kaum vor. NIEHUIS et al. (div. Publ. der Reihe "Bemerkenswerte Käfer..", s. Literaturliste)<br />

dokumentieren einige bedeutende Funde seltener Arten oder sog. Urwaldrelikte aus dem <strong>Landkreis</strong>.<br />

26<br />

KÜNKELE (1931), der über die Bodenverarmung im Pfälzerwald referierte, stellte die Heidelbeere zur "Warnflora", die<br />

streunutzungsgeschädigte, organisch verarmte und versauerte Böden anzeigt.<br />

27<br />

Die angesprochenen Tagfalterarten stehen zusammen mit Ziegenmelker, Heidelerche, Auerhuhn u. a. stellvertretend für die<br />

gesamte Lebensgemeinschaft der lichten Mittel- und Weidewälder mit magerkeitszeigender Krautschicht (vor allem<br />

Zwergsträucher) und eingestreuten vegetationsfreien Stellen. Die Entflechtung von Land- und Forstwirtschaft, die zu dicht<br />

geschlossenen Waldbeständen führte, hat die Lebensraumsituation für die Arten im Laufe des 20. Jahrhunderts dramatisch<br />

verschlechtert. Auch hat die Entfernung von "Weichhölzern", die von MÜLLER (1867) als charakteristisch für Niederwälder<br />

angeführt werden, zu erheblichen Verlusten v. a. auch bei attraktiven Tagfalterarten wie den Schillerfaltern geführt.

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