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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Streuobstwiesen und Halboffenlandbiotope<br />

<strong>Landkreis</strong>kennzeichnende Tierarten 37<br />

Die wahrscheinlich dominierende Leitartengruppe in der <strong>Südwestpfalz</strong> bilden die Vogelarten der<br />

Streuobstwiesen und Halboffenlandbiotope. Jedoch hat im Laufe der letzten Jahrzehnte die Artenvielfalt<br />

abgenommen bzw. sind die Populationen einiger Arten inzwischen sehr klein geworden. Dies sind<br />

Hinweise auf zwei Landschaftsentwicklungen in der Region: einerseits nehmen qualitative hochwertige<br />

Lebensräume im Zuge der Landschaftsentwicklung ab, indem beispielsweise Obstwiesen gerodet werden<br />

oder eine kleinräumige Nutzung aufgegeben wird. Andererseits führt die weiträumig zu beobachtende<br />

Aufgabe der Nutzung von Obstwiesen (Zweibrücker Hügelland) oder der Talwiesen (Dahner Felsenland)<br />

zu einer erheblichen Gehölzsukzession; mittelfristig wird der Halboffenlandcharakter der Landschaft<br />

verloren gehen, Wälder werden zunehmen.<br />

Letzterer Entwicklungsprozeß wird durch die enorm hohe Siedlungsdichte des Neuntöters in der<br />

<strong>Südwestpfalz</strong> dokumentiert, der in hohen Siedlungsdichten v. a. im Zweibrücker Hügelland und im<br />

Dahner Felsenland vorkommt. Selbst auf der intensiv genutzten Sickinger Höhe, die generell durch<br />

Artenarmut gekennzeichnet ist, werden noch vergleichsweise hohe Dichten erreicht.<br />

Arten wie der Wendehals sind aktuell jedoch sehr selten. Vom Steinkauz brütet wahrscheinlich aktuell<br />

nur noch ein Paar bei Hornbach (SIMON mdl. Mitt.), während Arten, deren Vorkommen in der Region<br />

wegen der aktuellen Vorkommen im Saarland oder in Lothringen sehr wahrscheinlich war, völlig<br />

verschwunden sind. Hier wären v. a. Rotkopfwürger, Raubwürger, Heidelerche oder Wiedehopf zu<br />

nennen. SINGER (1982) gibt einen Hinweis auf ein Vorkommen des Steinkauzes bei Schweix nahe der<br />

deutsch-französischen Grenze. Auch existieren grenznah südlich von Hornbach in Nordfrankreich<br />

Vorkommen der Art (MICHEL 1993). Auch der Rotkopfwürger kommt im angrenzenden Lothringen<br />

und Elsaß etwa 20-30 km von potentiellen Brutgebieten im <strong>Landkreis</strong> entfernt vor (vgl. MICHEL 1993,<br />

DRONNEAU et al. 1989). Dies gilt in ähnlicher Weise auch für den Raubwürger.<br />

Gartenrotschwanz und Kleinspecht, typische Arten der Obstgärten, kommen noch in einer mittleren<br />

Dichte vor. Häufiger ist der Grünspecht. Dies gilt auch für den Grauschnäpper, der v. a. im Zweibrücker<br />

Hügelland überregional hohe Dichten erreicht. Der für lichte Eichenwälder oder Obstwiesen charakteristische<br />

Halsbandschnäpper wurde 1993 im Grenzraum zu Frankreich festgestellt (ROTH 1994); im<br />

angrenzenden Lothringen sowie im Saarland kommt diese Art ebenfalls lokal vor (ROTH mdl. Mitt.).<br />

Typische Insektenarten des Halboffenlandes sind vorwiegend im Westen der <strong>Südwestpfalz</strong> verbreitet;<br />

beispielhaft sei auf die Prachtkäferart Agrilus sinuatus (Birnen- bzw. Weißdorn-Prachtkäfer) verwiesen,<br />

die Obstbäume bzw. verbuschte Streuobstwiesen mit Rosen- und Weißdornhecken besiedelt (vgl.<br />

NIEHUIS 1988).<br />

Tagfalter halboffener, strauchreicher Biotope mit Bindung an blütenreiche Saumstrukturen ist u. a. der<br />

Große Perlmutterfalter (Mesoacidalia aglaja), der v. a. im <strong>Bereich</strong> der Halbtrockenrasenbiotope oder der<br />

Täler im Pfälzerwald nachgewiesen wurde (WEIDNER 1994). Der Wachtelweizen-Scheckenfalter<br />

(Mellicta athalia) konzentriert sich stark auf den östlichen Teil des <strong>Landkreis</strong>es, v. a. das Bergland der<br />

oberen Lauter und dessen Randbereiche. Die gehölzrandbesiedelnden Zipfelfalterarten Satyrium ilicis<br />

(Eichenzipfelfalter, stark thermophile Art), Strymonidia pruni (Pflaumenzipfelfalter), Quercusia quercus<br />

(Blauer Eichenzipfelfalter), Thecla betulae (Birken-Zipfelfalter) oder Callophrys rubi (Brombeerzipfelfalter)<br />

wurden von KRAUS (1993) auch aus dem Zweibrücker Hügelland, v. a. der Wahlbacher Heide<br />

gemeldet.<br />

Nutzungsaufgabe und nachfolgende Verbuschung der Flächen oder ein Verlust magerer Säume infolge<br />

Nutzungsintensivierung dürften bei anhaltender Entwicklung zu einer kritischen Bestandssituation für<br />

die Halboffenlandbewohner führen.<br />

Wälder<br />

Der Wald war in den vergangenen Jahrhunderten starken Eingriffen von Seiten des Menschen<br />

unterworfen (vgl. Kap. B.3); in den letzten Jahrzehnten hat sich das Waldbild durch die Umsetzung einer<br />

an Nachhaltigkeit orientierten Forstwirtschaft stark verändert. Mit dieser Änderung des Waldes wurden<br />

aber auch die Waldstruktur und damit die Existenzbedingungen für typische Tier- und Pflanzenarten<br />

fundamental geändert. So vermutet LYNCKER (1982), daß Ende des 18. Jahrhunderts die Wälder im<br />

Süden des Pfälzerwaldes (Schönau) hudewaldartig ausgebildet waren, d. h. lichte Wälder mit alten,<br />

breitkronigen Eichen und Buchen waren. Charakteristisch für solche Wälder sind Auerhuhn,<br />

Mittelspecht, Ziegenmelker, Heidelerche, Wald-Mohrenfalter (Erebia aethiops), Gelbbindiger Mohrenfalter<br />

(E. meolans) oder Weißer Waldportier (Brintesia circe). Viele dieser Arten sind im ehemaligen

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