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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Tümpel:<br />

Tümpel, Weiher und Teiche 53<br />

Auch kleinste Tümpel haben, obwohl sie artenarm sind 98 , für viele Tierarten eine hohe Bedeutung. Die<br />

meisten Arten (z. B. Kammolch) bevorzugen jedoch größere Gewässer (ca. 100-500 m²), da diese im allgemeinen<br />

eine höhere Strukturvielfalt (unterschiedliches Relief, arten- und deckungsreicher Pflanzenwuchs)<br />

aufweisen.<br />

Die typischen Tierarten sind hinsichtlich ihrer Ausbreitungs- und Besiedlungsstrategien an das kurzfristige<br />

Werden und Vergehen ihrer Lebensräume besonders angepaßt (r-Strategen). Die Mehrzahl der<br />

Arten sind flugfähig (Wasserinsekten) oder verfügen über ein gutes Wandervermögen 99 .<br />

Weiher und Teiche:<br />

Bei Weihern und Teichen bestimmt die Flächenausdehnung der ufernahen Flachwasserzone (v. a.<br />

Nahrungsbiotop) sowie die Breite bzw. Ausdehnung des Röhrichtgürtels und der Unterwasser- und<br />

Schwimmblattdecken (v. a. Larvallebensraum) die Besiedlung. Mit zunehmender Gewässergröße steigt<br />

die Wahrscheinlichkeit, daß sich zur Besiedlung günstige Strukturen ausbilden 100 .<br />

Das Große Granatauge (Erythromma najas) fliegt bevorzugt an eutrophen Gewässern mit locker<br />

ausgeprägter Schwimmblattzone (v. a. Nymphaea alba-Gesellschaften, Myriophyllo-Napharetum, Potamogetum<br />

lucentis) mit Deckungsgraden über 50 % und Gewässerflächen von meist mehr als 500 m²<br />

(FÖA-LANDSCHAFTSPLANUNG 1996).<br />

Die Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas), eine stark gefährdete Art, ist an die extremen Bedingungen<br />

"sommertrockener Sümpfe" angepaßt. Sie benötigt jedoch im Regelfall in einem Umkreis von ca. 1,5 km<br />

mehrere gleich gut geeignete Gewässer mit Verlandungszone, die nach Rückkehr zu den Gewässern im<br />

Juli/August ausreichend hohe Wasserstände aufweisen 101 .<br />

Für den Zwergtaucher ist eine Mindestfläche von 3.000-10.000 m² notwendig (WÜST 1981).<br />

Bei 40 m² Fläche fanden KONOLD & WOLF (1987) bereits die Hälfte der weihertypischen Pflanzenarten<br />

eines Naturraums 102 . Es genügen also durchaus kleine Flächen, um Lebensräume für Pflanzen zu<br />

schaffen.<br />

98 Aufgrund der besonderen Lebensraumbedingungen können einzelne Arten aber hohe Abundanzen erreichen.<br />

99<br />

Die Untersuchungen von VAN DER EIJK (1983) an Wasserkäfern zeigen, daß eine aktive Dispersion bzw. Emigration aus<br />

Tümpeln möglich ist. Die Dispersionsrate liegt jedoch nur zwischen 1 und 5 % und wird zudem stark vom Wetter beeinflußt.<br />

Sehr wenige Individuen wurden in einer Entfernung von ca. 150-200 m in anderen Stillgewässern gefunden. Mit Sicherheit ist es<br />

jedoch den Wasserkäfern möglich, weitere Entfernungen zurückzulegen, wenn sie, wie z. B. die Wasserkäfer der Fam.<br />

Dytiscidae, zur Überwinterung trockene Stellen in der Gewässerumgebung bzw. in der Moos- und Streuschicht benachbarter<br />

Wälder aufsuchen (vgl. BRAASCH 1989).<br />

100<br />

BECK & FROBEL (1984) können das am Beispiel des Vierflecks (Libellula quadrimaculata) zeigen. Diese Art kommt, obwohl<br />

keine Präferenz für große Gewässer anzunehmen ist, fast nur an großen Gewässern vor. Dies ist allein auf die höhere<br />

Wahrscheinlichkeit zurückzuführen, mit der sich an großen Gewässern bzw. Gewässerkomplexen extensiv genutzte <strong>Bereich</strong>e<br />

herausbilden können. Diese Art kann deshalb als Indikator für reichstrukturierte Gewässer angesehen werden.<br />

101<br />

Im bei SCHORR (1990) dokumentierten Fall konnte sich eine Kleinpopulation von schätzungsweise weniger als 100<br />

Imagines in einem Raum von ca. 60 ha über einen Zeitraum von mehr als 7 Jahren erhalten. 1987 war die Population jedoch<br />

erloschen, nachdem kein Gewässer mehr existierte, das dem Ökoschema der Art entsprach.<br />

Aufgrund der hohen Dispersionsfähigkeit von Lestes dryas können auch vernetzt angeordnete Gewässer die Ausbreitung über<br />

größere Landschaftsausschnitte garantieren. Alternativ - dies zeigt sich beispielsweise an der großen, mehrere tausend<br />

Individuen umfassenden Population am Dürren Maar/Eifel - kann der Erhalt der Population durch ein großes, aber optimal<br />

strukturiertes Gewässer gewährleistet werden (Größe des von Lestes dryas besiedelten <strong>Bereich</strong>es: ca. 0,5 ha). Solche Gewässer<br />

sind Dispersionszentren, die ab Ende Juni fast vollständig geräumt werden. Lediglich eine kleine Restpopulation kann im<br />

Sommer noch angetroffen werden.<br />

102<br />

Dagegen unterscheidet sich die Fauna entsprechend großflächiger Biotopausprägungen grundsätzlich von der kleiner<br />

Gewässer (bei Wirbeltieren: Vorhandensein bzw. Fehlen von Arten mit großen Fluchtdistanzen, Nahrungskapazität; bei Insekten<br />

(z. B. Libellen): die Möglichkeit zur Ausbildung habitatbestimmender Vegetationsstrukturen (z. B. Schwimmpflanzendecke).

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