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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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14 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft<br />

B.3 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft im <strong>Landkreis</strong> und in der<br />

Stadt<br />

B.3.1 Historische Nutzung<br />

Die folgenden Ausführungen geben einen kurzen und selektiven Überblick über die Landschaftsentwicklung<br />

in der Region aus kulturhistorischer Sicht. Vor allem die Untersuchungen von HARD<br />

(1964) zur Entstehung der Halbtrockenrasen im Zweibrücker Westrich zeigen die vielfältigen und<br />

komplexen und teilweise regional unterschiedlichen Einflüsse auf Entstehung und Entwicklung der<br />

Landschaft auf. Nicht nur die Art der landwirtschaftlichen Nutzung und der Besitzverhältnisse, auch<br />

politische Ereignisse wie der 30jährige Krieg, herrschaftliche Ansprüche an die Nutzung der Landschaft<br />

(u. a. Jagd) oder die gezielte Gründung von Einzelhöfen waren wesentlicher die Landschaft gestaltende<br />

Elemente. "Um 1765/60 aber ist im Zweibrücker Raum die heutige Verteilung von Feld und Wald - bei<br />

allen lokalen Veränderungen im einzelnen! - im wesentlichen festgelegt." (HARD 1964: 158). Jedoch<br />

fanden im Zuge der industriellen Entwicklung in der Region in den 60er und 70er Jahren dieses<br />

Jahrhunderts weitere Landschaftsveränderungen statt, da erstens die Frauen, die bis in die 50er Jahre<br />

hinein wesentlich die Landschaftsstruktur durch ihre Tätigkeit in der Nebenerwerbslandwirtschaft<br />

prägten, aus der landwirtschaftlichen Produktion in die Fabriken abwanderten und so "Sozialbrache"<br />

entstand, und zweitens nach dem Niedergang der Schuhindustrie in der <strong>Südwestpfalz</strong> in den 80er und<br />

90er Jahren bisher kein Zurück zur Landwirtschaft erfolgte, sondern allgemein eine zunehmende<br />

Bewaldung der Mittelgebirge durch weitere Nutzungsaufgabe der landwirtschaftlichen Flächen und<br />

gezielte Aufforstungen zu konstatieren ist.<br />

B.3.1.1 Wald-Feld-Wechselwirtschaftssysteme<br />

Die Besiedlung der Westpfalz setzte um 500 n. Chr. durch die Franken und Alemannen ein. Nachdem<br />

zunächst in erster Linie Klöster gegründet und in deren Umland kleinere Flächen für den Eigenbedarf<br />

gerodet und bewirtschaftet wurden, vollzog sich die Erschließung der Region mit der Gründung<br />

zahlreicher Siedlungen in großem Umfang zwischen 1200 und 1600 (SIMBGEN 1989). Mit der<br />

Entwicklung der Siedlungen - zunächst oft nur als einzelnes Gehöft - bildete sich nach den Rodungen der<br />

umliegenden Flächen von Anfang an eine Zonierung aus, die in ihrer Abfolge bis ins 18. Jahrhundert bestehen<br />

blieb (POSTIUS 1937). Unmittelbar an den Ortsrand schloß das Bau- oder Dungfeld an, das unter<br />

den Siedlern verteilt wurde. Hier wurde unter Verwendung des Viehdungs eine vergleichsweise intensive<br />

Landwirtschaft mit Daueräckern in einer frühen Form der Dreifelderwirtschaft betrieben. Bei den<br />

Baufeldern handelte es sich nicht um die fruchtbarsten Böden, sondern um die am bequemsten zu<br />

erreichenden (POSTIUS 1937). Hieran schlossen die Außfelder an, die gemeinschaftliches Eigentum<br />

(Allmende) waren. Zumeist lagen die Außfelder auf den Höhen, da man bald erkannte, daß die Böden<br />

hier ertragreicher sind als die vielfach herabgewirtschafteten Böden der Hanglagen um die Ortschaft.<br />

Nach und nach kam es so zu Umsiedlungen der Orte aus den Tälern auf die umliegenden Hochflächen.<br />

Die Nutzung der Außfelder, die durch sukzessive Rodung langsam an Ausdehnung gewannen, war sehr<br />

extensiv und äußerst vielfältig. Teils wurden die Außfelder als Weideland (Oedfelder) genutzt, teils<br />

stellte sich eine Niederwaldnutzung mit zwischenzeitigem Ackerbau (Wilderungen, Driesch, Rottland)<br />

ein (POSTIUS 1937, HARD 1963), wodurch sehr vielgestaltige Übergänge zum Bauwald, dem äußeren<br />

Ring um eine Siedlung, entstanden. Der Bauwald selbst wurde zur Waldweide und zur Bauholzgewinnung<br />

genutzt.<br />

Die im Unterschied zu den Dungfeldern großflächigen, ungeregelt bewirtschafteten Außfelder hatten<br />

einen prägenden Einfluß auf den Landschaftscharakter, der insgesamt offener wurde und durch eine<br />

breite, vielfältig strukturierte Übergangszone vom Ackerland zum Wald gekennzeichnet war. Beide<br />

Nutzungsformen, die als Oedfelder mit einer überweidungsbedingten heideartigen Brachevegetation<br />

sowie die als Rottland mit Niederwald bedeckt waren, gehören zu den Feldwechselwirtschaftssystemen,<br />

die erst im 18. Jahrhundert durch neue Wirtschaftssysteme abgelöst wurden.

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