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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Höhlen und Stollen 137<br />

Kleinlebensräumen von Vorteil für die Fauna dieses Biotoptyps. Ein höhlentypisches Innenraumklima ist<br />

nach eigenen Erhebungen meist erst in mehr als 8 m Entfernung vom Höhleneingang realisiert. KNOLLE<br />

(1988) hält - aus Kostengründen - bei der Neuanlage eines Überwinterungsstollens ein System mit einer<br />

Gesamtlänge von 15-20 m für den Mindeststandard aus Sicht des Fledermausschutzes. Kleinere Höhlen<br />

besitzen für andere Tiergruppen jedoch ebenfalls eine große Bedeutung.<br />

Aufgrund der geringen Vagilität der echten Höhlenbewohner (troglobionte Arten) und der natürlichen<br />

Seltenheit des Biotoptypes ist die Vernetzungsintensität von Höhlen und Stollen innerhalb desselben<br />

Biotoptypes und zu anderen Biotoptypen kein planbares Kriterium.<br />

Für Fledermauspopulationen, die Burgen 413 , Höhlen und Stollen 414 sowohl zur Überwinterung als auch im<br />

Sommer u. a. als Rendezvousplatz benötigen 415 , erscheint es allerdings unverzichtbar, daß geeignete Stollen<br />

in ausreichender Zahl in einem Landschaftsraum vorhanden sind, um diesen besiedeln zu können 416 . Für die<br />

Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) kann die auf festen "Wanderstrecken" zurückgelegte Entfernung<br />

zwischen Jagdgebiet und Sommerlebensraum 3,5-6 km betragen (HELMER & LIMPENS 1991) 417 .<br />

Alle Arten - auch die Fledermäuse - sind primär auf gleichmäßige klimatische Verhältnisse und Störfreiheit<br />

angewiesen. Nach BLAB (1986) kann es 100-200 Jahre dauern, bis sich "Höhlenspezialisten" eingestellt<br />

haben. Fledermäuse benötigen Zeiträume von 5-10 Jahren bis neue Stollen oder gestörte Höhlen (wieder)<br />

angenommen werden (KNOLLE 1988).<br />

Zusammenfassende Bewertung<br />

Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie<br />

abhängig von<br />

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktionaler<br />

Bedeutung ergeben sich<br />

Zielgrößen der <strong>Planung</strong><br />

� der Lage zu geeigneten Sommerlebensräumen<br />

und Entwicklungshabitaten<br />

� relativ konstant bleibenden mikroklimatischen<br />

Verhältnissen (konstante Luftfeuchtigkeit,<br />

konstante Temperatur)<br />

� einer Störfreiheit des Lebensraumes über viele<br />

Jahre.<br />

� im Falle der Fledermäuse mit den Sommerlebensräumen<br />

(Landschaftsmosaik)<br />

� im Falle der Köcherfliegen zu den Fließ- und<br />

Stillgewässern.<br />

Alle vorhandenen Höhlen und Stollen sind ein unverzichtbares Element des Biotopsystems Region<br />

<strong>Südwestpfalz</strong>.<br />

413<br />

Zur Bedeutung von Burgen im <strong>Planung</strong>sraum vgl. SEILER & GRIMM (1995).<br />

414<br />

Zur Bedeutung von Stollen, v. a. der sog. Westwallanlagen (vgl. u. a. WISSING 1993 oder WISSING & KÖNIG 1994,<br />

1995). Unter anderem für die in der Pfalz "äußerst seltene" Wimperfledermaus haben ehemalige Bunker eine sehr hohe<br />

Bedeutung als Winterquartier (vgl. WISSING & KÖNIG 1995).<br />

415<br />

LIEGL (in BILO et al. 1989) führt als weitere Gründe für das spätsommerliche Aufsuchen von Höhlen und Stollen an: Jagd<br />

in Höhleneingängen, Raumerkundung v. a. der Jungtiere, Ruhe-, Sammlungs- bzw. Zwischenquartier bei Nahrungssuche und<br />

Wanderungen.<br />

416<br />

BILO et al. (1989, 1990) halten nach ihren Untersuchungen zu sommerlichen Fledermausaktivitäten in Kalkstollen der<br />

Obermosel ein Revierverhalten von Fledermausarten, bei denen ein Männchen einen Höhleneingang besetzt und gegenüber<br />

Artgenossen verteidigt, für wahrscheinlich. Bei Arten wie Plecotus austriacus und P. auritus (Graues und Braunes Langohr)<br />

bestimmt somit sehr wahrscheinlich die Anzahl der Höhlen und Stollen(-eingänge) in einem begrenzten Raum im wesentlichen<br />

die Reproduktionswahrscheinlichkeit und damit die Populationsgröße.<br />

417<br />

Die von Fledermäusen überbrückbaren Entfernungen hängen offensichtlich von ihrer Sonarreichweite ab, die ihre Flughöhe<br />

und damit ihre Orientierungsmöglichkeit an Waldrändern, Hecken etc. bestimmt; v. a. kleine, niedrigfliegende Arten scheinen<br />

nicht in der Lage zu sein, strukturlose, offene Agrarlandschaften bzw. grenzlinienarme, dichte Wälder zu besiedeln (vgl.<br />

HELMER & LIMPENS 1991).

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