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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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26 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft<br />

HÄBERLE (1912) zitiert Quellen, die belegen, daß die Flößerei auf den Triftbächen im Laufe der Zeit<br />

sämtliche Nebenbäche und Quellen in die Triftsysteme einschloß 15 . In die Bäche wurden zahlreiche "mit<br />

Quadern ausgeführte Wasserwooge" (sog. Klausen; vgl. auch SEEBACH 1994: 209) und Wehre gebaut,<br />

Gefällestrecken wurden durch "Wasserstürze" ausgeglichen, "ausgedehnte Bachstrecken" wurden<br />

"mittels Quadermauern und Flechtwerk in Normalbreiten" (2-5 m, ELSNER 1930) kanalisiert, "Jagwasser"<br />

beseitigt, die Gewässersohle mit Steinquadern ausgebaut und "Wasserablässe" konstruiert, über die<br />

die Wassermenge der Triftbäche reguliert werden konnte. Auch wurden die Floßbäche regelmäßig<br />

geputzt, um ihre Funktionsfähigkeit sicherzustellen (vgl. SEEBACH 1994: 180). "Binnen weniger Jahre<br />

wurden fast alle Flüsse und Bäche im Pfälzerwald für die Flößerei nutzbar gemacht." 1822 wurde eigens<br />

ein Triftamt gegründet, welches die Ausbaumaßnahmen in die Wege leitete und koordinierte (MEYER<br />

1990).<br />

Die Errichtung von Stauwehren und Kanalisierungen mit Hilfe von Flechtwerkeinfassungen regulierte<br />

die Wasserführung und verbesserte so die Funktion der Bäche als ganzjährig nutzbare Transportwege<br />

(MEYER 1990). Außerhalb der Triftzeit wurden die Wooge abgelassen und als Wiesenflächen genutzt.<br />

Es ist schwer vorstellbar, daß Wasserorganismen solche Eingriffe überdauern konnten.<br />

Der eigentliche Prozeß des Flößens wird von HÄBERLE (1912) folgendermaßen geschildert: Wenn die<br />

Woogabschlüsse geöffnet wurden, "wurde das zuvor schon in gewaltigen Stößen am Ufer aufgebollerte<br />

Holz dem schnell dahinreißenden Strom übergeben, daß es mit Holtergepolter über die Woogschnellen<br />

hinabschoß. Hilfsbereite Mannschaft hatte am Ufer hin mit langen Stangen etwaige Stockungen zu<br />

beseitigen und alle Hände mußten sich regen, solange der hohe Wasserstand anhielt. Nur bei genügend<br />

hohem Wasserstand konnte der intermittierende Betrieb, bei dem die Klausen von Zeit zu Zeit<br />

verschlossen wurden, um neue Wassermassen zu sammeln, in den perennierenden Betrieb übergehen."<br />

(Weitere Details sind SEEBACH 1994: 211, 217 zu entnehmen.)<br />

Die Holztrift besaß nicht nur regionalen Charakter, sondern es wurden die Bäche zu überregionalen<br />

Transportystemen über Lauter - Glan - Nahe oder Schwarzbach - Blies - Saar - Mosel - Rhein die Achse<br />

Kaiserslautern - Lauterecken - Bad Kreuznach bis zum Rhein zusammengeschlossen. Für den Holzhandel<br />

mit den Nachbarländern war dies von großer Bedeutung. Vor allem die Trift mit stärkeren<br />

Buchen- und Eichenhölzern für Schiffsbauten (sog. Holländerholz) schaffte neue Handelsbeziehungen<br />

bis zu den Niederlanden.<br />

Das Ende der Triftwirtschaft gegen Ende des 19. Jahrhunderts (HÄBERLE 1912) kam mit dem Ausbau<br />

des Eisenbahnnetzes.<br />

B.3.1.9 Gesteinsabbau, Bergbau, Erzverhüttung<br />

PREUSS et al. (1993) beziffern die Anzahl der ehemals betriebenen Steinbrüche im Westrich mit 50,<br />

wovon in den 90er Jahren dieses Jahrhunderts nur noch ein halbes Dutzend in Betrieb war. Vor allem im<br />

Pfälzerwald waren früher zahlreiche Sandsteinbrüche vorhanden (vgl. SCHNEIDER 1991); viele der<br />

zum Triften ausgebauten Fließgewässer waren mit Sandsteinquadern aus naheliegenden Steinbrüchen<br />

verbaut.<br />

Wie bereits oben erwähnt, wurde im Südosten des <strong>Landkreis</strong>es Eisenerz gewonnen (Nothweiler,<br />

Niederschlettenbach, mehrere Vorkommen im Elsaß), das im Schönauer Hüttenwerk ab 1545 und später<br />

nach der Neugründung der Hütte ab 1761 (vgl. SEEBACH 1994: 143f.) zu Eisen geschmolzen wurde.<br />

Schönau erfüllte die damals geltenden Kriterien für einen Hüttenstandort nahezu optimal, da sich in<br />

seiner Nähe die Eisenerzvorkommen befanden, die Hütte in waldreicher Gegend lag, wo die Beschaffung<br />

der zur Verhüttung der Erze notwendigen Holzkohle 16 relativ günstig zu gewährleisten war; zudem hatte<br />

die Hütte über die Sauer und die beiden Königsweiher eine günstige Wasserversorung zum Antrieb der<br />

Eisenhämmer. Mit dem Einsatz der Steinkohle ging die Schönauer Hütte jedoch rasch ein. Die Wälder<br />

15<br />

Im heutigen <strong>Landkreis</strong> <strong>Südwestpfalz</strong> wurden folgende Fließgewässer-Triftsysteme betrieben (Angaben nach HÄBERLE<br />

1912):<br />

1.) Schwarzbach und Blies: Schwarzbach, Moosalb, Merzalb, Münchweilerbach, Rodalb, Trualb, Hornbach, Blies (Trift in<br />

südwestliche Richtung).<br />

2.) Queich: Queich, Queichbach, Kaltebach, Modenbach, Wellbach, Eußersthalerbach (Trift in östliche Richtung).<br />

3.) Surr(Sauer)bach: Fisch- und Surrbach (Trift in Richtung Süden). Aufgrund der Tatsache, daß die Sauer in den Königsweiher<br />

mündete, war sie wenig zum Triften geeignet (vgl. SCHULTZ 1982: 192).<br />

16<br />

Vgl. hierzu die detaillierten Ausführungen von SEEBACH (1994: 144ff.).

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