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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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20 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft<br />

Sonderkulturen / Sondernutzungen<br />

Krapp (Färberröte, Rubia tinctorum)<br />

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekam im Zweibrücker Raum der Krappbau 9 eine große<br />

Bedeutung, der zeitweise bis zu 1.000 ha einnahm (WEIDMANN 1989 10 ). Krapp war die Grundlage für<br />

den natürlichen Rotfarbstoff. Ein Anbau erfolgte bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts; nach<br />

OBERDORFER (1990) wurde Krapp v. a. in Wärmegebieten (Elsaß und Pfalz) angebaut. Um 1860<br />

verschwand der Krapp wieder von den Anbauflächen, nachdem es gelungen war, den roten Farbstoff<br />

Alizarin synthetisch herzustellen (WEIDEMANN 1968: 217) 11 .<br />

Kartoffeln<br />

Vor allem im <strong>Bereich</strong> der Sickinger Höhe kommt Kartoffelbrennereien, und somit der Gewinnung von<br />

Alkohol aus Kartoffeln eine hohe Bedeutung zu. Folglich werden v. a. die sandigen Böden des Raumes<br />

zum großflächigen Anbau von Kartoffeln genutzt (vgl. SCHMIDT 1970).<br />

Bienen<br />

SCHNEIDER (1991) führt aus, daß zu Beginn des 19. Jahrhunderts lediglich bei Hornbach Bienenzucht<br />

in größerem Umfange betrieben worden ist; in diesem <strong>Bereich</strong> konzentrieren sich heute<br />

Halbtrockenrasen und Magerrasen mit Obstbäumen, so daß davon ausgegangen werden kann, daß die<br />

Wiesen dieser Region auch früher blumenreich gewesen sind.<br />

B.3.1.4 Viehwirtschaft<br />

Durch die verbesserten Anbaumethoden auf den Äckern und die damit zusammenhängende Umstellung<br />

auf Stallviehhaltung kam es zu einem deutlichen Anstieg der Viehbestände. Insbesondere der Bestand an<br />

Schweinen nahm gegen Ende des 19. Jahrhunderts bedingt durch den Kartoffelanbau stark zu<br />

(WEIDMANN 1989). Aber auch der Rinderbestand ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr<br />

stark angewachsen (WEIDMANN 1968).<br />

Rinder wurden aus Mangel an Weiden überwiegend in "dunklen und schmutzigen" Ställen gehalten, und<br />

nur im Herbst nach der Grummeternte auf die Wiesen und Stoppelfelder getrieben, "um das Gras, das<br />

sonst verloren gehen würde zu benützen" (MÜLLER 1867). Dieser Mangel an Grünland läßt sich anhand<br />

des Wiesen-Acker-Verhältnisses, das für das Bezirksamt Pirmasens bei 1:4,4 und für das Bezirksamt<br />

Zweibrücken bei 1:5,4 lag (s. u.), präzisieren.<br />

In kleineren und mittleren bäuerlichen Betrieben wurden Rinder noch bis in die Zeit nach dem zweiten<br />

Weltkrieg gehalten, wo sie neben der Nahrungsversorgung auch als Zugtiere von großer Bedeutung<br />

waren. Erst das Aufkommen der Landmaschinen veranlaßte viele Bauern dazu, die Rinder abzuschaffen.<br />

Zwar entlastete die Einführung der Stallviehhaltung die Wälder allmählich vom bisherigen Weidedruck,<br />

der hohe Bedarf an Einstreu führte aber besonders im Pfälzerwald zu neuen Belastungen der bereits<br />

aufgelichteten Wälder. Aufgrund der armen (Sandstein-)Böden wirkte sich die Streuentnahme hier<br />

besonders negativ aus. Anders als z. B. in der Vorderpfalz, wo das reichlich vorhandene Stroh als<br />

Einstreu genutzt wurde, waren die Waldbauern auf das Stroh als Nahrung für das Vieh angewiesen. Den<br />

Mangel an Stroh glichen die Bauern im Pfälzerwald durch Waldstreu aus (SEEBACH 1994). Auf den<br />

extrem verarmten Böden mußte Mitte des 19. Jahrhunderts sogar auf Heidekraut als Streu und<br />

Futtermittel zurückgegriffen werden, da hier nichts anderes mehr wuchs. Aufgrund der verheerenden<br />

Wirkung wurde zunächst im 19. Jahrhundert in den Staatswäldern die Streuentnahme verboten, im<br />

Gemeindewald hielt die Streunutzung noch bis in das 20. Jahrhundert an. So gab es noch bis zum<br />

zweiten Weltkrieg unter Kontrolle des Forstamtes in Waldleiningen (LK Kaiserslautern) die Streunutzung<br />

(SEEBACH 1994).<br />

Aufgrund der Aktivitäten der Zweibrücker Herzöge wurde in der <strong>Südwestpfalz</strong> eine planmäßige<br />

Pferdezucht betrieben, die in erster Linie andere Fürstenhöfe belieferte, aber nach 1825 auch dazu führte,<br />

9<br />

Details können WEIDMANN (1968: 218ff.) entnommen werden.<br />

10<br />

Die Flächengrößenangabe in WEIDMANN (1968) lautet 1000 Morgen, wäre also um ca. 75 % geringer anzusetzen.<br />

11<br />

WOLF & ZEHFUSS (1982) vermuten, daß mit dem Verschwinden des Krapp- und Flachsanbaus auch "an die 20 Acker-<br />

Wildkräuter verschwunden sind."

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