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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Gefährdung und Beeinträchtigungen<br />

Bäche und Bachuferwälder 45<br />

Ausbau und Unterhaltung der Bäche haben allgemein zu einer starken Veränderung der charakteristischen<br />

Vielfalt der Fließgewässer geführt. Dazu gehören Begradigung des Gewässerlaufes, Aufstau,<br />

Anlage von Teichen, Einbau von Sohlabstürzen oder Verrohrung im Siedlungsbereich. Daneben<br />

gefährden Gewässerversauerung und die Einleitungen von Abwässern die Bäche in hohem Maße 53 .<br />

Die Uferbiotope sind oft durch intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung stark gestört oder auf<br />

schmale Säume reduziert worden. Eine weitere Beeinträchtigung ist in der Ufererschließung für<br />

Freizeitaktivitäten zu sehen, die - meist unbemerkt - zu erheblichen Eingriffen in die Lebensgemeinschaften<br />

führt 54 .<br />

Biotop- und Raumansprüche<br />

schnellfließende, sommerkühle, sauerstoffreiche<br />

Bäche<br />

breite, tiefe Bäche mit häufigem Wechsel ruhiger<br />

und schnellfließender Abschnitte<br />

langsam fließendes Wasser bzw. Stillwasserbuchten<br />

mit guten Sichtverhältnissen, hohem<br />

Kleinfischangebot und Steilwänden<br />

Bachforelle, für die struktur- und substratreiche,<br />

möglichst lange unverbaute Bachabschnitte mit<br />

zahlreichen Versteckmöglichkeiten notwendig sind.<br />

Äsche und Schneider 55 benötigen saubere, reichstrukturierte<br />

Abschnitte größerer Bäche (Hyporhithral)<br />

mit kiesigem Substrat (Laichplatz).<br />

Eisvogel 56, 57 .<br />

Fließgewässerbereiche mit Gesteinsblöcken Wasseramsel; bevorzugt in über 2 m breiten, 12-<br />

20 cm/s fließenden, gehölzbestandenen Bächen mit<br />

reichem Nährtierangebot (Wasserqualität: Güteklasse<br />

I bis II) 58,59 .<br />

bis 2 m breite, flach überströmte, seitlich nur<br />

stellenweise von Büschen und Bäumen gesäumte,<br />

sauerstoffreiche, sommerkühle Fließgewässerbereiche<br />

Cordulegaster boltonii (Zweigestreifte Quelljungfer),<br />

deren Larven sich im Detritus von Stillwasserbereichen<br />

der oberen Bachzone finden.<br />

Calopteryx virgo (Blauflügel-Prachtlibelle): in lok-<br />

53<br />

Der negative Einfluß der Versauerung von Gewässern auf die Organismenvielfalt, v. a. Wirbellose, ist in zahlreichen<br />

Publikationen nachgewiesen worden. Selbst Wirbeltiere (Wasseramsel) werden inzwischen indirekt durch die Reduzierung des<br />

Nahrungsangebotes geschädigt (vgl. KAISER 1985 oder ORMEROD & TYLER 1989).<br />

54<br />

Die negativen Wirkungen von beispielsweise Anglern auf Vogelarten der Ufervegetation sind in zahlreichen Publikationen<br />

nachgewiesen worden. Aber auch Entwicklungsstadien von Kleintieren, wie beispielsweise des Aurorafalters (Anthocarmis<br />

cardamines), werden zum Teil erheblich beinträchtigt (vgl. hierzu COURTNEY & DUGGAN 1983).<br />

55<br />

Die in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohte Äsche kommt im <strong>Planung</strong>sraum nur an einigen Bächen des Pfälzerwaldes<br />

vor: in der Moosalb zwischen Walzwerk und Unterhammer, am Schwarzbach bei Waldfischbach und an mehreren Abschnitten<br />

der Wieslauter zwischen Hinterweidenthal und St. Germanshof (Biotopkartierung).<br />

56<br />

Der Eisvogel kommt im <strong>Planung</strong>sraum bzw. Pfälzerwald im Vergleich zur Rheinebene relativ spärlich vor (vgl. SIMON<br />

1985). Im Biosphärenreservat Nordvogesen wird der Eisvogel von den meisten Bächen gemeldet; jedoch scheint dort die<br />

Siedlungsdichte ebenfalls nicht hoch zu sein. Zur Nestanlage nutzt der Eisvogel in Frankreich Anschnitte an Waldwegen; evtl.<br />

ist das Nistplatzangebot auch im <strong>Planung</strong>sraum ein limitierender Faktor für das Vorkommen des Eisvogels.<br />

57<br />

Untersuchungen des Nahrungsspektrums des Eisvogels in Belgien zeigen, daß typische Fischarten des sauberen Mittelgebirgsbaches<br />

einen hohen, teilweise dominierenden Anteil am Nahrungsspektrum ausmachen: Groppe (Cottus gobio):<br />

17,8-31,9 %, Stichling (Gasterosteus aculeatus): 0,9-21,4 %, Schmerlen (Cobitidae): 0,2-5,5 % (GLUTZ von BLOTZHEIM &<br />

BAUER 1980).<br />

58<br />

Im südlich angrenzenden Biosphärenreservat Nordvogesen ist die Wasseramsel selten; MULLER (1995) schätzt die<br />

Population auf lediglich 30 Brutpaare. Im Grenzraum zwischen Deutschland und Frankreich kommen an Schwalb und Hornbach<br />

wenige Brutpaare vor, während die Sauer auf französischer Seite von etwa 8 Brutpaaren als Lebensraum genutzt wird.<br />

59<br />

Weitere zusammenfassende aktuelle Informationen zur Biologie der Wasseramsel sind in kompakter Form den beiden<br />

Wasseramsel-Sonderheften der Zeitschriften Ökologie der Vögel 7(2), 1985 und Acta ornithologica 3(2), 1995 zu entnehmen.

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