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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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128 Streuobstbestände<br />

Wendehals, (Grau-)und Grünspecht. Erst bei Obstbaumbeständen, die über hundert Hektar groß sind,<br />

(500 ha: ULLRICH 1975) ist i. d. R. das Brutvogelspektrum vollständig vorhanden 378 .<br />

Die typischen Arten benötigen folgende Reviergrößen (GLUTZ von BLOTZHEIM & BAUER 1980):<br />

Wendehals: 8-16 ha bei Ankunft im Brutgebiet (die tatsächlich beanspruchte Fläche<br />

sinkt später bis auf ca. 0,5 ha) 379 .<br />

Steinkauz: über 50 ha (inkl. anliegender Wiesen etc.) 380,381 .<br />

Grauspecht: 100-200 ha, wobei Streuobstwiesen - wie bei nachfolgender Art - v. a. die<br />

Brutbäume zur Verfügung stellen.<br />

Grünspecht: 50 ha (RUGE 1975) bis 320-530 ha.<br />

Rotkopfwürger 382 : 40-180 ha (inkl. angrenzender kurzrasiger Grünlandflächen und Feldfutterschläge<br />

(MILDENBERGER 1984).<br />

Raubwürger 383 : 25 ha (Mindestbrutreviergröße in Streuobstwiesen; HÖLZINGER & SCHÖN<br />

in HÖLZINGER 1987) 384 .<br />

Die Verkleinerung einer ca. 60 ha großen Streuobstwiesen-Probefläche um Weilheim/Baden-Württemberg<br />

um nur 5 ha hatte den Totalausfall von Raub- und Rotkopfwürger und die Reduzierung der Brutpaarzahlen<br />

beim Stieglitz um 60 % und beim Kernbeißer um 80 % zur Folge (GLÜCK 1987) 385 .<br />

378<br />

Siehe hierzu die Aufstellung von ZWYGART (1983) oder GLÜCK (1987): 60 ha: 56 Brutvogelarten (BV) sowie 11 mit<br />

Brutverdacht; 150 ha: 55 BV (HÖLZINGER 1987); 120 ha: 40 BV (HEYNE 1979).<br />

379<br />

HEYNE (1979) ermittelte in den 70er Jahren in Optimalbiotopen des <strong>Landkreis</strong>es Trier-Saarburg 2-3 Brutpaare auf 45 ha.<br />

MULLER (1997) gibt im angrenzenden Biosphärenreservat Nordvogesen Reviere in Streuobstwiesen an, die zwischen 14 und<br />

65 ha pro Brutpaar liegen. In lichten Wäldern der Region kann die Siedlungsdichte 1 Brutpaar auf 25 bis 50 ha betragen (vgl.<br />

MULLER 1997).<br />

380<br />

Biotopkomplexe, in denen der Steinkauz im Gebiet der VG Trier-Land (<strong>Landkreis</strong> Trier-Saarburg) aktuell nachgewiesen<br />

wurde, sind sämtlich um 100 ha groß (GNOR 1991, FÖA 1993). In den Nordvogesen ermittelten GENOT & WILHELM (1992)<br />

bei einem telemetrierten Steinkauzpaar zwischen 1990 und 1991 Aktionsräume zwischen 5 und 84 ha; innerhalb des<br />

Aktionsraumes wurde ein kleinerer <strong>Bereich</strong> (1 bis 9 ha) intensiv genutzt.<br />

Dies verdeutlicht, daß es nicht ausreicht, ausschließlich kleinflächig optimale <strong>Bereich</strong>e in Schutzkonzepten zu berücksichtigen,<br />

sondern daß in Abhängigkeit von Jahreszeit und der Lebensphase eines Steinkauzes (u. a. Brutzeit etc.) größere <strong>Bereich</strong>e<br />

vorgehalten sein müssen, innerhalb der ganz spezifische Biotopkonstellationen existenzbedingend für die Individuen sind.<br />

381<br />

LOSKE (1986) ist zu entnehmen, daß im Mittel in einem Radius von 500 m um den Brut- bzw. Singplatz eines Steinkauzes<br />

der Grünlandanteil ca. 50 bis 60 % und der Anteil der Ackerflächen mit Getreideanbau ca. 30 % beträgt. Weitere Nutzungsarten<br />

- alle mit einem Anteil von unter 5 % - sind Wald, Brachland, Hackfrucht und Gebäude. Bevorzugt kommt der Steinkauz in<br />

Siedlungsnähe vor. Das Grünland sollte einen hohen (ca. 50 %) Anteil an Viehweiden haben. Weiterhin ist ein ausreichendes<br />

Zaunpfahlangebot (Sitzplätze, Jagdwarten) notwendig.<br />

382<br />

Der Rotkopfwürger brütet aktuell im <strong>Planung</strong>sraum wahrscheinlich nicht. Jedoch dokumentieren MICHEL (1993) und<br />

MULLER (1997) Brutvorkommen der Art in Lothringen, die südlich des Hornbachs bis unmittelbar an die rheinland-pfälzisch/französische<br />

Grenze heranreichen. Auch im nordwestlichen Elsaß schließen regelmäßige Brutvorkommen bis an den<br />

Südrand des Pfälzerwaldes an (DRONNEAU et al. 1989). Somit bestehen in relativer Nähe Brutvorkommen, von denen aus eine<br />

Besiedlung des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Südwestpfalz</strong> ausgehen könnte.<br />

383<br />

Der Raubwürger benötigt eine halboffene Landschaftsstruktur mit einem Wechsel aus niedrigen Büschen (1-5 m hoch) und<br />

höheren Bäumen (bis 30 m hoch), die sich als Warten in einem Abstand von 15(-200) m über gehölzlose Flächen mit niedriger<br />

Pflanzendecke verteilen: solche Habitatbedingungen finden sich v. a. in ausgedehnten, ungleichaltrigen Streuobstbeständen, in<br />

locker verbuschten Wacholderheiden, in hutebaumbestandenen Borstgrasrasen und Magerweiden (Huteweiden) sowie in mit<br />

Weidegebüschen durchsetzten Feuchtwiesen und Röhrichten in der Verlandungszone von Gewässern und am Rand von Mooren<br />

(vgl. HÖLZINGER & SCHÖN in HÖLZINGER 1987, RISTOW & BRAUN 1977).<br />

384<br />

Als Überwinterungshabitate, die in den gleichen Räumen wie die Brutreviere liegen, benötigt ein einzelner Raubwürger eine<br />

zusammenhängende Fläche mit charakteristischer Halboffenlandstruktur von wenigstens 50(-100) ha. Ein langfristiges<br />

Überleben von Teilpopulationen erscheint nur möglich, wenn eine großflächig geeignete Landschaftsstruktur vorhanden ist, die<br />

ganzjährige Kontakte zwischen Paaren bzw. Einzelvögeln zuläßt; dazu dürfen die Brutreviere nicht weiter als 4 km und<br />

Überwinterungslebensräume von Einzelvögeln maximal 2-3 km von benachbarten Vorkommen entfernt sein (HÖLZINGER<br />

1987).<br />

385<br />

Dies zeigt, daß innerhalb großflächig ausgebildeter Streuobstwiesen bestimmte, relativ kleinflächige <strong>Bereich</strong>e eine weit über<br />

dem Durchschnitt liegende ökologische Bedeutung besitzen können. Diese können jedoch ihre Funktion nur im großflächigen<br />

Zusammenhang entwickeln: In den ca. 1.300 ha großen Streuobstbeständen der TK 6305 Saarburg fand HEYNE (1978) 4 von<br />

15 Raubwürgerbrutpaaren in einem Streuobstwiesenbereich relativ stark kumuliert, wobei die Revierzentren nur 700-1.300 m

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