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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Gefährdung und Beeinträchtigungen<br />

Hoch- und Zwischenmoore 69<br />

Die ehemals großflächigen Hoch- und Zwischenmoore der Pfälzer Moorniederung sind seit Mitte des<br />

18. Jahrhunderts bis auf Reste abgetorft und kultiviert worden (LIEPELT & SUCK 1994). Die<br />

verbliebenen Reste und sekundären Neuvermoorungen sind vor allem durch Entwässerung 161 ,<br />

Trinkwassernutzung 162 und Nährstoffeintrag 163 gefährdet. Mehrere Biotope sind durch großflächige<br />

Verschilfung beeinträchtigt (z. B. Gelterswoog, Pfälzerwoog). Viele Verlandungsmoorstadien an<br />

Torfstichen und an dystrophen Teichen unterliegen einer raschen Verbuschung mit Weiden oder<br />

Bewaldung mit Kiefern und Birken (WOLFF & REH 1995, ROWECK et al. 1988, LIEPELT & SUCK<br />

1994). Durch Austrocknung und natürliche Sukzession sind mehrere Moore zu artenarmen Pfeifengrasund<br />

Besenheidebeständen degradiert, in denen die charakteristischen Hochmoorarten sehr selten oder<br />

sogar ausgestorben sind (WOLFF 1983, LIEPELT & SUCK 1994). Darüber hinaus werden die Moore<br />

durch Aufforstungen, Eutrophierung, Fischteichnutzung und Freizeitaktivitäten wie Angeln, Baden,<br />

Camping u. a. teilweise erheblich beeinträchtigt. (vgl. LIEPELT & SUCK 1992; dort werden weitere<br />

einzelflächenbezogene Details zu Gefährdungen und Beeinträchtigungen der Biotope aufgeführt).<br />

Biotop- und Raumansprüche<br />

Sphagnion magellanici Die Raupe von Boloria aquilonaris (Hochmoor-<br />

Perlmutterfalter, syn. Moosbeeren-Scheckenfalter) 164<br />

lebt an der Kleinen Moosbeere (Vaccinium oxycoccus).<br />

Die Imagines sind auf angrenzende blütenreiche<br />

Wiesen mit hohem Nektarpflanzenangebot angewiesen<br />

(BARNA 1989, EBERT & RENNWALD 1991) 165 .<br />

Hoch- und Zwischenmoor-Entwicklungsstadien<br />

mit Sauergräsern, Besenheide, Torfmoospolstern,<br />

Sonnentau und Wollgras<br />

Die Raupe von Hypenodes turfosalis (Hochmoor-<br />

Motteneule) lebt an Riedgräsern mooriger Standorte<br />

166 .<br />

Die Schwarzglänzende Moorameise (Formica transkaucasica)<br />

lebt außerhalb der Alpen fast ausschließlich<br />

in Sphagnum-Mooren (ROHE & HELLER<br />

1990): Nestanlage auch in völlig durchnässten Torfmoospolstern<br />

(PREUß et al. 1993) 167 .<br />

161<br />

Durch Baumaßnahmen und Entwässerung wurde in den 50er Jahren im Schmalzwoog bei Kaiserslautern der letzte Bestand<br />

der Rosmarinheide (Andromeda polifolia) in der Pfälzer Moorniederung vernichtet (LERSCH 1978, LANG & WOLFF 1993).<br />

162<br />

Im Einzugsgebiet des Neuwoogmoores befinden sich mehrere Grundwasserbrunnen, die vermutlich die Wasserversorgung<br />

des Moores beeinträchtigen (WOLFF & REH 1995).<br />

163<br />

Heute überschreitet allein der durch die Luft eingetragene Stickstoff die kritische Grenze für das Wachstum von<br />

Hochmooren. Durch die hohen Stickstoffeinträge werden das Wachstum von Besenheide und Birken gefördert und wahrscheinlich<br />

Hochmoortorfmoose direkt geschädigt (LÜTKE-TWENHÖVEN 1992, RUTHSATZ et al. 1995).<br />

164<br />

EBERT & RENNWALD (1991) bezeichnen die Art ebenso treffend als "Hochmoor-Perlmutterfalter".<br />

165<br />

Letzter aktueller Fundort von B. aquilonaris im <strong>Planung</strong>sraum ist eine Teichverlandungszone mit Hoch- und Zwischenmoorentwicklungsstadien<br />

am Stüdenbach südlich von Eppenbrunn (<strong>Landkreis</strong> <strong>Südwestpfalz</strong>); die geschätzte Populationsgröße<br />

der Art betrug hier 1994 etwa 50 Tiere (WEIDNER 1994). Den dramatischen Verbreitungsrückgang der Art im<br />

<strong>Planung</strong>sraum dokumentieren ausführlich SETTELE et al. (1992); ehemals besiedelt war die Westpfälzische Moorniederung und<br />

vermutlich davon ausgehend weitere Teichverlandungszonen im Pfälzerwald. Die Biotopkartierung führt für den <strong>Landkreis</strong><br />

Kaiserslautern noch die Fundorte Vogelwoog/Schmalzwoog und Jagdhausweiher (6512-3002/3003, 6612-1010) und für den<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Südwestpfalz</strong> den Fundort Moosbachtal (6812-1041/3010) an. Die Art wird auch an diesen Stellen seit Mitte der 70er<br />

Jahre nicht mehr angetroffen (vgl. SETTELE 1990). Weiterhin kommt B. aquilonaris in Rheinland-Pfalz nur noch im Hunsrück<br />

(WEITZEL 1989c; hier ist jedoch davon auszugehen, daß die Art 1997 ausgestorben war; ASP Moor-Scheckenfalter, in Vorb.)<br />

und in der Eifel vor (vgl. BARNA 1989, WEITZEL 1990b); die Art ist europaweit vom Aussterben bedroht.<br />

166<br />

Die in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohte Art wurde neuerdings im Nieder- und Zwischenmoorbiotopkomplex im<br />

Ransbachtal südlich von Glashütte von SETTELE & GEISSLER (1989) festgestellt. Ein weiterer älterer Fund existiert aus<br />

ähnlichen Biotopkomplexen südlich von Eppenbrunn (vgl. KRAUS 1993). Beide Fundorte liegen im Bergland der oberen Lauter<br />

(<strong>Landkreis</strong> <strong>Südwestpfalz</strong>).<br />

167<br />

Die sehr seltene Art bezeichnet PREUß (1981) als typisch für die "Hochmoorreste der Westpfälzischen Moorniederung und

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