09.01.2013 Aufrufe

Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen 83<br />

(FROEHLICH 1989a, NIEHUIS 1991) 217, 218 .<br />

Wichtiger sekundärer Eiablage- und Larvalbiotop<br />

des Segelfalters (KINKLER 1991) 219 .<br />

Für überlebensfähige Populationen des Weinhähnchens kann ein Minimalareal von 0,5-1 ha angenommen<br />

werden (NIEHUIS 1991a); dauerhaft und zusammenhängend besiedelte Flächen mit größeren<br />

Populationen sind in mit dem <strong>Planung</strong>sraum vergleichbaren Räumen (dem rechtsrheinischen<br />

Mittelrheintal und dem unteren Lahntal) jedoch über 10 ha groß (FROEHLICH in NIEHUIS 1991a). Als<br />

wenig flugfähige Art ist die aktive Ausbreitungsfähigkeit des Weinhähnchens eher als gering<br />

einzuschätzen 220 . Die Beobachtung an einem Einzelexemplar zeigt, daß dieses innerhalb von vier<br />

Wochen lediglich einen Ortswechsel von 300 m durchführte (FROEHLICH 1989a).<br />

Für die biotoptypischen Bläulinge und Widderchen können auch kleinere Flächen der Halbtrocken- und<br />

Trockenrasen Lebensraumfunktionen (z. B. als Larvallebensraum) haben. Für die wenig mobilen Arten<br />

Schwarzfleckiger Bläuling und Silbergrüner Bläuling gibt THOMAS (1984) die Mindestfläche für eine<br />

Population mit ca. 0,5-1 ha bzw. 1-2 ha an. Neue Berechnungen von GIEBELER et al. (1995) lassen<br />

jedoch vermuten, daß die Lebensräume von M. arion größer, d. h. etwa 12 ha groß sein müssen, damit<br />

die Überlebenswahrscheinlichkeit 50 Jahre entspricht. Die Aktionsradien der Mehrzahl der Magerrasen-<br />

Widderchen sind nach Einschätzung von SMOLIS & GERKEN (1987) zwischen 400 und 800 m<br />

anzusetzen 221 . Im <strong>Landkreis</strong> Trier-Saarburg war die biotoptypische Faltergemeinschaft erst auf Flächen<br />

ausgeprägt, die mindestens fünf Hektar (einschl. der umliegenden Magerwiesen) groß waren (FÖA<br />

1993). Auf den kleineren Flächen ist die Individuendichte der Bläulinge, Dickopffalter und Widderchen<br />

sehr gering und die Scheckenfalter fehlen im allgemeinen. Der Ehrenpreis-Scheckenfalter besiedelt im<br />

<strong>Planung</strong>sraum nur großflächige, mit anderen blütenreichen Wiesen vernetzte Lebensräume 222 .<br />

BOURN & THOMAS (1993) halten den Dunkelbraunen Bläuling für mobil. Weibchen konnten im<br />

Durchschnitt 114 ± 22 m und Männchen 89 ± 27 m vom Ursprungsort entfernt festgestellt werden; selbst<br />

die Distanz zwischen zwei günstigen Biotopen, die von einer 320 m breiten Landwirtschaftsfläche<br />

getrennt wurden, wurde überwunden.<br />

Wahrscheinlich können einige wenig spezialisierte Arten trockene Bahndammböschungen, Weg- und<br />

Straßenböschungen, Geländekanten und Weinbergsmauern für Dispersionsbewegungen nutzen 223 .<br />

217<br />

Nach KETTERING (mdl.) kommt das Weinhähnchen zur Zeit im NSG Monbijou vor.<br />

218<br />

Das Weinhähnchen findet nach NIEHUIS (1991a) zusagende Habitatstrukturen u. a. in Weinbergsbrachen, solange der<br />

flächendeckende Gehölzbewuchs eine Höhe von mehr als 1 m nicht erreicht hat.<br />

219<br />

KRAUSS (1993) nennt das NSG Monbijou als Fundort des Segelfalters.<br />

220<br />

Bei dieser Art sind jedoch offensichtlich Populationsschwankungen stark ausgeprägt, wobei ein Auftreten individuenreicher<br />

Vorkommen in zahlreichen potentiellen Biotopen größerer Räume, in denen das Weinhähnchen jahrelang nicht nachgewiesen<br />

wurde, möglich ist (ZACHAY 1993, FROEHLICH in SANDER (1992) für das Saar- und Moseltal). Als Ausbreitungs- und<br />

Vernetzungsstrukturen bzw. als Lebensraum von (temporären) Populationen haben dabei krautige Ruderalfluren an Straßen-,<br />

Bahn-, Uferböschungen oder lückig bewachsenen Hochwasserdämmen eine wesentliche Bedeutung (vgl. NIEHUIS 1991a,<br />

MESSMER 1991). Die genaue Ausbreitungsstrategie des Weinhähnchens ist noch ungeklärt (SANDER 1992); eine Rolle spielt<br />

dabei auch die Möglichkeit der passiven Verdriftung (z. B. von Eiern in Pflanzenstengeln (FROEHLICH 1990).<br />

221<br />

Für die Widderchen ist u. a. das Vorhandensein niedrigwüchsiger Fabaceen als Larvalnahrungspflanzen wichtig. Mittelhohe<br />

violettblühende Dipsacaceen sind als Imaginalnahrungspflanzen sowie Rendezvous- und Schlafplätze (vgl. NAUMANN &<br />

WITTHOHN 1986, SMOLIS & GERKEN 1987) wichtig. Für das Vorkommen der Bläulinge ist das Auftreten mehrerer<br />

Kolonien der mit ihnen in Symbiose lebenden verschiedenen Ameisenarten sowie großer Raupenfutterpflanzenbestände<br />

unabdingbar. Unter solchen Bedingungen kann der Silbergrüne Bläuling in hohen Raupendichten auf kleinster Fläche<br />

vorkommen (bis zu 20 Tiere/m², vgl. FIEDLER & MASCHWITZ 1989).<br />

222<br />

Die Bedeutung von Biotopkomplexen aus Halbtrockenrasen und Magergrünlandbiotopen ergibt sich auch aus den<br />

Beobachtungen der Schmetterlingskartierung im <strong>Landkreis</strong> Bitburg-Prüm des Jahres 1991. Hohe Populationsdichten wurden in<br />

(größeren) Halbtrockenrasen erreicht, während die Populationsdichte auf Magergrünland, das Halbtrockenrasen vernetzte,<br />

niedriger lag. Zumindest im Raum Irrel / Echternacherbrück war die Populationsdichte 1991 so hoch, daß es zu einem intensiven<br />

genetischen Austausch zwischen den meisten Halbtrockenrasen-Populationen gekommen sein muß (vgl. LfUG & FÖA 1994b).<br />

223<br />

Dies gilt für zumeist weniger stenök eingenischte Arten. Für die eigentlichen Biotopspezialisten unter den Halbtrokkenrasenarten<br />

konnten Vernetzungsbeziehungen über Straßenböschungen etc. bislang nicht nachgewiesen werden (vgl.<br />

LÜTTMANN & ZACHAY 1987).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!