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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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18 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft<br />

ließen das Weideland stark zurückgehen (MÜLLER 1867). Durch die zusätzlich aufkommende billigere<br />

Importwolle war die Schafzucht kaum noch rentabel. Im Raum Pirmasens-Zweibrücken sank die Zahl<br />

der Schafe zwischen 1873 und 1900 von 14.400 auf 4.700 (WEIDMANN 1989).<br />

B.3.1.2.2 Waldweide<br />

Die Beweidung des Waldes, in erster Linie durch Schweine und Rinder, war besonders im Pfälzerwald<br />

weit verbreitet (v. a. im Südosten des <strong>Landkreis</strong>es, s. WEIDMANN 1989).<br />

Noch im 16. Jahrhundert war der Wald im ganzen Pfälzer Raum für die Ernährung der Menschen von<br />

zentraler Bedeutung (MANG & ZINK 1913). Fortschreitende Waldvernichtung durch Rodung und<br />

Überweidung ließ viele Gebiete des Westrichs und der Nordpfalz aber früh zu relativ waldarmen<br />

Regionen werden. Hier dienten mehr als der Wald die gerodeten Außfelder als Weideland (s. o.).<br />

Deshalb blieb vor allem die Schweinezucht, die vor dem Kartoffelanbau auf Eichel- und Buchenmast<br />

angewiesen war, auf waldreiche Gebiete beschränkt (WEIDMANN 1968), zum Teil wurden aber auch<br />

noch Schweine von Orten in den Wald getrieben, die über 5 Stunden entfernt lagen (SEEBACH 1994).<br />

Daraus läßt sich erkennen, von welcher Bedeutung die Schweinemast war. Neben der Schweinemast<br />

(Schmalzweide) und der Viehweide (Rauhweide) diente der Wald anfangs auch noch als Weideland für<br />

Pferde, Schafe und Ziegen.<br />

Während die Rauhweide im Sommerhalbjahr ausgeübt wurde, begann die Schmalzweide erst im<br />

Frühherbst und setzte sich je nach Eichel- und Bucheckernmast bis Anfang des nächsten Jahres fort.<br />

Aufgrund der hohen wirtschaftlichen Bedeutung war die Schweinemast strengen Regeln unterworfen.<br />

Jedem Schweinehirten wurde ein bestimmter Weidstrich zugeteilt und die Mast durfte sich nur auf die<br />

abgefallenen Früchte erstrecken; das Abschlagen und Sammeln von Eicheln und Bucheckern war<br />

untersagt (SEEBACH 1994).<br />

Die Viehtrift erstreckte sich oft über viele Kilometer in die Gemarkung (SEEBACH 1994). Erst mit der<br />

Ausweitung der Wiesenwirtschaft (Schemelwiesen, s. u.) und der Einführung der Stallfütterung ab 1875 7<br />

wurde die Rauhweide immer weniger ausgeübt. Die letzten eingetragenen Viehhirten, die allein zur<br />

Waldweide berechtigt waren, übten bis in die Zeit des ersten Weltkriegs in Waldleiningen (<strong>Landkreis</strong><br />

Kaiserslautern) ihren Beruf aus (SEEBACH 1994); hier wurden noch 1918 die Schweine zur Mast in die<br />

Wälder getrieben (vgl. auch KEIPER 1930).<br />

Der Waldcharakter wurde durch die Waldweide stark verändert. Durch den Verbiß des Weideviehs<br />

verlichteten und verheideten viele Waldbestände, und die Schmalzweide unterband die natürliche<br />

Verjüngung von Buche und Eiche. STURM (1959) sieht in der Waldweide eine der Hauptursachen für<br />

die Waldzerstörungen und Entstehung von Waldheiden zu Beginn der Neuzeit. Im Laufe der Zeit wurden<br />

deshalb zahlreiche herrschaftliche und genossenschaftliche Verordnungen zu deren Einschränkung<br />

erlassen, deren Erfolg allerdings meist gering blieb (STURM 1959, BAUER & CHRISTMANN o. J.).<br />

B.3.1.3 Dreifelderwirtschaft und Fruchtwechselwirtschaft<br />

Vorläufer der Dreifelderwirtschaft existieren bereits seit der Zeit der fränkischen Besiedlung im<br />

7. Jahrhundert. Diese auch als Zweifelderwirtschaft bezeichneten Betriebsformen zeichneten sich durch<br />

einen jährlichen Wechsel von Getreideanbau und Brache aus.<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf der Sickinger Höhe das Land auf "besseren Böden" im siebenjährigen<br />

Fruchtwechsel bestellt: Brache - Raps - Winterrroggen - Kartoffeln - Hafer oder Gerste -<br />

Klee - Hafer oder Spelz (MÜLLER 1867).<br />

Es gab aber auch schon früh in Dreifelderwirtschaft (v. a. im Bliesgau) angebaute Äcker auf den<br />

ortsnahen Dungfeldern, auf denen der anfallende Viehdung ausgebracht wurde (POSTIUS 1937), bei<br />

höheren Düngergaben war sogar eine ständige Bewirtschaftung möglich (BECKER 1925). Nach und<br />

nach setzte sich allgemein die klassische Dreifelderwirtschaft mit zwei Fruchtfolgen und einem<br />

eingeschobenen Brachejahr durch, wobei Flurzwang bestand, also eine systematische Einteilung des<br />

Dunglandes in Acker- und Weideflächen (WEIDMANN 1968). Besonders in der Westpfalz konnte aber<br />

7 Zum exakten Zeitpunkt der Einführung der Stallfütterung lassen sich allenfalls lokal Ausführungen machen. WEIDEMANN<br />

(1989) führt aus, daß "bei starken regionalen Unterschieden" sich "im Schnitt" seit "etwa 1830 modernere Landnutzungsformen<br />

mit Klee- und Hackfruchtbau (besonders Kartoffeln) bei der Stallfütterung durchgesetzt hatten, wobei ein großer Teil<br />

fruchtbarerer Landbereiche bereits viele Jahrzehnte voraus waren" (WEIDMANN 1989).

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