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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 19<br />

aufgrund von Kriegswirren, Not und Bevölkerungsmangel bis weit in das 18. Jahrhundert kaum von<br />

einer geregelten Landbewirtschaftung gesprochen werden.<br />

Charakteristische Begleiterscheinung der Dreifelderwirtschaft war das "Auchtweide-Recht". Danach war<br />

es gestattet, das Vieh überall dort in der Gemarkung weiden zu lassen, wo nicht ausgesät war<br />

(SCHWORM 1922). Besonders in der Westpfalz war es üblich, nach der Ernte das gesamte Ackerland<br />

der Auchtweide zu überlassen (BECKER 1925).<br />

In der Zeit ab etwa 1750 vollzog sich mit der Entwicklung neuer Anbaumethoden ein Wandel in der<br />

Landwirtschaft, der binnen weniger Jahrzehnte der ziemlich am Boden liegenden Landwirtschaft der<br />

Westpfalz starken Auftrieb verlieh (EID 1894, POSTIUS 1937). Durch den bislang unbekannten<br />

Kartoffelanbau, den durch die neu entwickelte Gipsdüngung stark verbesserten Futterkleeanbau und die<br />

Ausweitung und Intensivierung der Wiesenwirtschaft wurde die Umstellung zur reinen Stallviehhaltung<br />

ermöglicht (POSTIUS 1937, WEIDMANN 1989). Der anfallende Dünger, der jetzt in größeren Mengen<br />

zur Verfügung stand, konnte jetzt gezielter ausgebracht werden; gleichzeitig ging der regelmäßige<br />

Weidegang, wie z. B. die Waldweide, stark zurück.<br />

Die Umstellung auf modernere Landnutzungsformen mit Klee- und Hackfruchtanbau bei Stallfütterung<br />

war um 1830 in vielen Regionen abgeschlossen, in den fruchtbareren Landstrichen, wie z. B. auf der<br />

Sickinger Höhe, auch schon früher. Insbesondere hier entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert aus<br />

desolaten Zuständen schnell eine der landwirtschaftlich produktivsten Regionen der Pfalz (SIMBGEN<br />

1989). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fällt der Flurzwang weitgehend weg, und das<br />

Brachestadium, das zunächst immer seltener eingeschoben wurde, wird bis auf wenige ungünstige<br />

Standorte ab etwa 1820 überflüssig und durch eine Fruchtwechselwirtschaft ersetzt 8 . Der scharfen<br />

Trennung zwischen Wald und landwirtschaftlichen Flächen wurde in dieser Zeit Vorschub geleistet, und<br />

es bildete sich die grobe Verteilung von Wald, Feld und Grünland aus, wie sie noch heute besteht.<br />

Im Pfälzerwald etablierte sich eine regelmäßige Landwirtschaft auf den lange Zeit durch Rottwirtschaft<br />

geprägten Wilderungen erst durch den Kartoffelanbau im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die Kartoffel<br />

diente den armen Waldbauern als Nahrung und ermöglichte eine verbesserte Viehzucht. Noch bis in den<br />

zweiten Weltkrieg war der Kartoffelanbau die wichtigste Nahrungsquelle der Bauern im Pfälzerwald<br />

(SEEBACH 1994).<br />

Schemelwiesen<br />

Die Intensivierung des Wiesenbaus erfolgte in der Form der verzweigten Bewässerungsanlagen (Rieselund<br />

Schemelwiesen) (BENDER 1979). GRAETZ (1994) weist darauf hin, daß die Wiesen im Dahner Tal<br />

nasse Schnitt- bzw. Mähwiesen waren. Durch ein System von Schleusen und Oberleitungsgräben wurden<br />

die Wiesen in Rücken - rechtwincklig zum Fließgewässer liegende Wiesenabschnitte - eingeteilt, die<br />

einen gewölbten Querschnitt aufwiesen. "Auf dem Kamm verlief ein Graben, der vom<br />

Oberleitungsgraben mit Wasser versorgt wurde. Seitlich lief das Wasser über die Wiesen in die tiefen<br />

Rinnen ab. Das überschüssige Wasser gelangte dann wieder in die Wieslauter. Allgemein ist unklar, wie<br />

diese 'Hügel' entstanden sind; vermutlich wurden sie beim Ausheben der Rinnen künstlich aufgeworfen".<br />

Mit dieser Art der Wiesenbewässerung wurde bezweckt, eine permante Wasserzuführung zu<br />

gewährleisten, Nährstoffe aus dem Substrat zu lösen bzw. im Bachwasser vorhandene Nährstoffe<br />

pflanzenverfügbar zu machen und gleichzeitig beispielsweise eisenhaltigige Verbindungen oder<br />

Huminsäuren auszuwaschen. Die Wiesen wurden zweimal pro Jahr bewässert (Sommer, Herbst) und<br />

gemäht (Juni, Herbst). An der Wieslauter wurde die Wiesenbewässerung in den 70er Jahren des 19.<br />

Jahrhunderts eingestellt (GRAETZ 1994). Auch heute ist das durch die Schemelwiesenwirtschaft<br />

hervorgerufene Mikrorelief in den Tälern des Pfälzerwaldes lokal noch zu erkennen, da sich die<br />

Wiesenrücken teilweise 0,5 bis 1 m hoch aufwölbten (ROWECK 1988: 28).<br />

1936 umfaßten die Bewässerungswiesen 38,9 % des Dauergrünlandes im Kreis Pirmasens (<strong>Südwestpfalz</strong>);<br />

lokal, in Hinterweidenthal, existierten ausschließlich Schemelwiesen (BENDER 1979: 74).<br />

8 In einigen Teilen des Westrichs hat sich die Dreifelderwirtschaft noch bis weit ins 19. Jahrhundert halten können. Im Bliesgau<br />

wurde noch 1867 diese Wirtschaftsform angewendet (MANG & ZINK 1913).

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