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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 23<br />

und durch permanenten Nährstoffentzug kam eine verjüngungshemmende Krautschicht aus Heidekraut<br />

und Heidelbeere auf 12 (GRÜNDEL 1951).<br />

Zusätzlichen Druck auf die Waldbestände übte die Pottaschegewinnung aus (vgl. HAUSRATH 1903).<br />

Diese kam besonders Ende des 17. und im 18. Jahrhundert auf, als zur Glasherstellung große Mengen an<br />

Pottasche, die vor allem aus Buchenasche gewonnen wurde, benötigt wurden. Die Anlage von<br />

Pottaschesiedereien bedurfte im Pfälzerwald schon früh einer Genehmigung und wurde stark<br />

reglementiert (HAUSRATH 1903, SEEBACH 1994).<br />

Ihren Höhepunkt erreichen die vielfältigen Eingriffe in den Wald und damit auch die Auflichtung und<br />

Verheidung der Bestände Mitte des 18. Jahrhunderts. Die vergleichsweise bestandsschonende<br />

Plenterwirtschaft trug in dieser Zeit zur weiteren Auflockerung der Wälder bei, da Nachpflanzungen und<br />

Bestandsverjüngung ausblieben (PRECHT 1954). Ab 1790 ging man zu einer schlagweisen Wirtschaft<br />

über, da die Holzproduktion bei Femel- und Plenterschlag unbefriedigend erschien. Die Umtriebszeiten<br />

wurden dabei mit 70-100 Jahren je nach Baumart sehr niedrig gehalten (BAUER & CHRISTMANN<br />

o. J.)<br />

Die französische Zeit (1793 - 1814) brachte die Zusammenfassung der früher verschiedenen Besitzern<br />

gehörenden Wälder zu geschlossenen Staatsforsten, die nun einheitlich verwaltet und bewirtschaftet<br />

wurden (HÄBERLE 1913). Die bisherige Hochwaldwirtschaft mit kleinparzellierter Bewirtschaftung<br />

wurde zugunsten eines kahlschlagartigen Betriebs ("Coupensystem") aufgegeben (GRÜNDEL 1951).<br />

Die bisher vorherrschenden Laubhochwälder wurden auf großen Flächen abgeholzt. Lediglich einzelne<br />

Überhälter blieben stehen, die als Samenbäume eine Verjüngung einleiten sollten. Wiederaufforstungen<br />

unterblieben jedoch. Folge dieser "Lichtschlagwirtschaft" war eine wesentliche Veränderung der<br />

Baumartenzusammensetzung. Eichen und Buchen kamen nur noch spärlich aus Stockausschlägen auf,<br />

dagegen vermehrten sich jetzt durch Anflug, seltener durch Anpflanzung, Kiefer und Birke stark<br />

(GRÜNDEL 1951). In vielen <strong>Bereich</strong>en mit dicht verfilzter Heidekraut- und Heidelbeervegetation wurde<br />

jeglicher Gehölzaufwuchs unterdrückt.<br />

Nach Abzug der Franzosen begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die langsame Erholung der<br />

Waldbestände, die in erster Linie durch den Wandel in der Landwirtschaft mit Einführung der<br />

Stallfütterung und die Ablösung des Brennholzes durch die Steinkohle ermöglicht wurde. Zunächst<br />

hemmte die Streunutzung die Regeneration der Wälder noch. Dabei wurde die jetzt nötige Einstreu für<br />

die Ställe in großen Mengen aus dem Wald geholt, und schon frühzeitig wurden z. B. im Stadtwald<br />

Kaiserslautern Forstverordnungen erlassen, die die Streunutzung reglementierten (BAUER &<br />

CHRISTMANN o. J.). So blieben die waldvernichtenden Auswirkungen der Streuentnahme im Vergleich<br />

zur Vorderpfalz gering. Gleichzeitig ging man allmählich wieder zu schonenderen Formen der<br />

Waldbewirtschaftung und zur Anlage von Forstkulturen über. Mit der Aufgabe der Streunutzung zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts war der Prozess der Entflechtung von Land- und Forstwirtschaft, die bisher<br />

immer eng miteinander verknüpft waren, endgültig abgeschlossen. Das Erscheinungsbild der Wälder hat<br />

sich im Zuge dieser Entwicklungen in den letzten 100 Jahren von sehr lichten, zwergstrauchreichen<br />

Wäldern zu vielfach dicht geschlossenen Hochwäldern gewandelt.<br />

B.3.1.6.3 Der Übergang zur modernen Forstwirtschaft<br />

Erste Ansätze der Forstwirtschaft waren schon unter kurpfälzischer Herrschaft im 16. Jahrhundert in<br />

Kaiserslautern entwickelt. Dies hat sich auch auf die Wälder um Kaiserslautern ausgewirkt, in denen<br />

Forstordnungen die mittelalterlichen Waldverwüstungen im Vergleich zu anderen Regionen der Pfalz<br />

weniger schwerwiegend ausfallen ließen. Die 1774 in Kaiserslautern gegründete Kameralhochschule war<br />

eine der ersten Forstlehrstätten der Welt und wesentlich an der Entwicklung der Forstwissenschaft<br />

beteiligt (BAUER & CRISTMANN o. J.).<br />

Bereits um 1600 versuchte man durch gezielte Nachpflanzung eine nachhaltige Bewirtschaftung der<br />

übernutzten Wälder einzuführen (HÄBERLE 1913), gleichzeitig gab es erste Bestimmungen zur<br />

12 Den früheren Reichtum des Pfälzerwaldes an Heidelbeeren verdeutlicht die Tatsache, daß die Heidelbeerernte lange Zeit eine<br />

wichtige Nebenerwerbsquelle für die Bevölkerung war. In manchen Orten, besonders in der Vorderpfalz, war die<br />

Heidelbeerernte von so großer wirtschaftlicher Bedeutung, daß die Schulferien danach gelegt wurden (SEEBACH 1994).<br />

Heidelbeerreiche Wälder sind von besonderer Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. Primär das Auerhuhn ist an die lichte<br />

Struktur von Heidelbeer-Wäldern optimal angpaßt bzw. existenziell darauf angewiesen (s. Steckbrief 15). Dieses Beispiel zeigt<br />

deutlich, in welch engem Beziehungsgeflecht und Abhängigkeitsverhältnis viele Tierarten in bezug zu menschlichen Nutzungen<br />

der Landschaft standen.

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