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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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134 Pioniervegetation und Ruderalfluren<br />

Wildbienen, die horizontale Erdaufschlüsse besiedeln, benötigen offene Bodenstellen einer Flächengröße<br />

von mehr als 200 m² (WESTRICH 1989a, 1989b). ERLINGHAGEN (1991) konnte spezifische<br />

xerothermophile Steilwandnister unter den Hymenopteren im Maifeld (<strong>Landkreis</strong> Mayen-Koblenz) erst<br />

in Steilwänden ab einer Länge von ca. 200 m und einer Steilwandhöhe von etwa 2 m feststellen. Hierbei<br />

handelte es sich um 15-35 Jahre alte, durch Bimsabbau entstandene Stufenraine inmitten von<br />

ackerbaulich genutzten <strong>Bereich</strong>en.<br />

Entsprechend der Bevorzugung von Biotopflächen mit Böschungskanten sind Schwarzkehlchenreviere in<br />

geeigneten Biotopen oft linear angeordnet, wobei der Abstand zwischen zwei Revieren mindestens 150-<br />

200 m (im Durchschnitt 170 m) beträgt (NIEHUIS et al. 1983) 404 .<br />

Die hohe Sukzessionsdynamik der Vegetation des Biotoptyps "Pioniervegetation und Ruderalfluren"<br />

bedingt, daß tierökologisch bedeutende Flächen innerhalb eines oder weniger Jahre verschwinden.<br />

KUHNEN (1983) geht davon aus, daß jährlich etwa 25 % der Kolonien der Uferschwalbe ihren Brutplatz<br />

wechseln 405 . Aus dem <strong>Planung</strong>sraum Mosel ist eine Umsiedlung von Uferschwalben innerhalb einer<br />

Brutperiode zwischen den 500 m entfernten Steilwänden zweier Kiesgruben belegt (HEYNE 1988c).<br />

Zum Nahrungserwerb können sich Uferschwalben bis zu 8-10 km von ihrer Brut entfernen (GLUTZ von<br />

BLOTZHEIM & BAUER 1985).<br />

Saum- und Extensivstrukturen, wie z. B. die Ackerraine und Bimsabbaustufen des Maifeldes (vgl. LfUG<br />

& FÖA 1992b), haben eine hohe Bedeutung einerseits als Entwicklungshabitate von Wirbellosen der<br />

Äcker (u. a. WELLING 1987), andererseits als Trittstein oder Korridor für Ausbreitungs- und<br />

Wiederbesiedlungsvorgänge für Arten naturnaher Insellebensräume wie Magerwiesen und<br />

Halbtrockenrasen. Unter Berücksichtigung des geringen Aktionsradius vieler Wirbelloser (u. a.<br />

STECHMANN 1988), muß das Netz linearer Strukturen in der intensiv bewirtschafteten Ackerbaulandschaft<br />

sehr eng sein (Abstand kleiner 100 m). Empfindliche Arten wurden im Maifeld überwiegend<br />

in flächenhaften Biotopen ab 0,2 ha Größe festgestellt (LÜTTMANN et al. 1991). Zum<br />

Arterhalt ist bei vielen Arten eine Vernetzung mit offenlandbestimmten Extensivbiotopen (z. B.<br />

Halbtrockenrasen, Magerwiesen) notwendig. Steilwände werden von Wildbienen dann besiedelt, wenn<br />

unweit (Entfernung weniger als 150 m) blütenreiche Flächen mit arten- bzw. artengruppenspezifischen<br />

Pollen- und Nektarquellen (z. B. diverse Brassicaceen in Ruderalfluren, diverse Asteraceen in<br />

Halbtrockenrasen) vorhanden sind (ERLINGHAGEN 1991).<br />

Ein Grauammermännchen besetzt ein innerhalb ausgedehnter Freiflächen liegendes Revier von 4-6 ha<br />

(WÖRTH 1980) bzw. 3 ha (FISCHER & SCHNEIDER 1996), welches ein hohes Nahrungsangebot<br />

aufweisen muß 406, 407 . Daneben scheint die Grauammer auch spezielle Ansprüche an das<br />

expositionsbedingte Mikroklima und an bestimmte Bodenverhältniosse zu stellen (vgl. KLAFFKE et al.<br />

404<br />

Ähnliche Werte lassen sich aus den Untersuchungsergebnissen von MULLLER (1997: 233) errechnen, die im Tal des<br />

Schwarzbaches (Biosphärenreservat Nordvogesen) erarbeitet wurden.<br />

405<br />

Dies bedeutet, daß pro Jahr für mindestens 25 % der Kolonien zur Besiedlung geeignete Steilwände gleicher Güte und Größe<br />

neu entstehen müssen, um den Brutbestand in etwa halten zu können. Solange der Abbaubetrieb läuft, dürfte dies i. d. R.<br />

gewährleistet sein.<br />

Die Entwertung der Biotope für Steilwandnister allgemein durch Sukzession (Aufkommen von Stauden) oder Nachbrechen von<br />

Steilwänden ist nur durch gezielte Bodenverwundungen bzw. Abstechen von Erdwänden in größeren Abgrabungsflächen<br />

aufzuhalten.<br />

406<br />

Wahrscheinlich ist v. a. ein reichliches, winterliches Nahrungsangebot (Wildkrautpflanzen!) von entscheidender Bedeutung<br />

für das Überleben der Grauammer in der offenen Agrarlandschaft, die die Art auch im Winter bewohnt (vgl. BUSCHE 1989). Es<br />

ist zu vermuten, daß Nahrungsmangel in dieser Jahreszeit zu den großen rezenten Bestandsrückgängen geführt hat: Durch die<br />

Vernichtung von artenreichen Ruderalfluren in den Feldrainen und einem gleichzeitigem Ausfall des Nahrungsangebotes auf<br />

Ackerflächen (Getreidesamen), das durch veränderte, effizientere Ernteweisen hervorgerufen wird, tritt in Herbst und Winter ein<br />

akuter Nahrungsengpaß auf.<br />

407<br />

FISCHER & SCHNEIDER (1996) halten eine "Agrarraumnutzung mit vielgliedrigen Fruchtfolgen, hohem Anteil an<br />

mehrjährigen Kulturen und kleinflächigen Rotationsbrachen (ca. 15 % der Nutzfläche) mit bis zu fünfjähriger Stillegung sowie<br />

eine generelle Extensivierung der Agrarraumnutzung (Minimierung des Stoffeinsatzes und der Befahrenshäufigkeit)[...]" für<br />

notwendig, um dauerhaft eine Population in einem Raum sichern zu können. Weiterhin sollte auch ein "gewisser Anteil<br />

großflächiger Brachen erhalten werden, die aber auf Teilflächen einer Pflege unterzogen werden müssen" (u. a. Mahd ab Mitte<br />

August). Die Größe der Brachflächen sollte minimal 1 ha, möglichst 15-20 ha betragen (Werte aus Uckermark/Branenburg).<br />

Auch EISLÖFFEL (1996) stellt die überdurchschnittlich hohe Bedeutung von Brachflächen als Neststandort der Grauammer<br />

heraus.

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