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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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16 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft<br />

die trockenen, mageren und meist nur einmal gemähten Weidewiesen der Muschelkalkberge gemeint<br />

waren. Ihnen gegenübergestellt wurden die "kostbaren Talwiesen" (HARD 1963).<br />

Im Zweibrücker Westrich verlief die Landschaftsentwicklung aufgrund der abweichenden geologischen<br />

Voraussetzungen etwas anders. "Hier entstanden in der Zeit der Überführung von Wechsel- in<br />

Dauerackerland ... große, bodenerosiv verheerende Ödungen, deren Mahd (und zuweilen auch Weide)<br />

nicht lohnte und deren Herkunft aus Ackerland wegen des Fehlens aller Ackerspuren (Hochraine,<br />

Furchen) rasch in Vergessenheit geriet." (HARD 1963). Solche Flächen wurden oft als Ödland<br />

bezeichnet, was auch für die <strong>Bereich</strong>e der ehemaligen Kalksteingruben zutraf 4 .<br />

Bereits gegen 1900 wurden die ehemaligen Driescher mit billigem Kunstdünger (meist Thomasmehl)<br />

gedüngt, wodurch Wüchsigkeit und Leguminosenanteil der nun meist zweischürigen Wiesen stark<br />

zunahmen. Als Driesch wurden nun nur noch Flächen bezeichnet, die nicht mehr genutzt wurden,<br />

verödeten oder stark überweidet waren; ebenso wurden auch allmählich vergraste Äcker als Driesch<br />

bezeichnet. Das zweischürige Grünland wurde als "Bergwiese" 5 bezeichnet (HARD 1963). Im<br />

Zweibrücker Land mit im Vergleich zum Bliesgau geringerer "Vergrünlandung" und noch meist<br />

"intakten" (um 1960) Fluren teilt sich das Grünland in "die Mahd lohnende Feldwiese" (Driesch) und<br />

"dürre, äußerst flachgründige, unergiebige Trift" (Ödland). Driescher liegen durchweg auf ehemaligem<br />

Wald-Feld-Wechselland (HARD 1963). Alle in der Mitte der 60er Jahre dieses Jahrhunderts bestehenden<br />

Halbtrockenrasen waren 1839 noch als Ackerland genutzt worden (HARD 1964: 118).<br />

Eine exakte Beschreibung der Landschaftsentwicklung liefert HARD (1964: 118) für den <strong>Bereich</strong> der<br />

Pottschütt-Höhe, östlich von Zweibrücken-Contwig und zwischen Schwarz- und Ohmbach gelegen:<br />

"Schon im 16. Jahrhundert dürfen wir hier Kiefern-Wacholder-Ödländer annehmen. Bis 1800/1805 sind<br />

sie allesamt unterm Pflug - ausgenommen einige kleine Kiefern-Wacholder-Wäldchen und Wacholder-<br />

Hecken, die wohl als 'Wildremisen' das 18. Jahrhundert überstanden haben 6 . 1844 erscheinen diese<br />

Wacholder-Hecken als Ackerland; aber zwischen 1805 und 1844 sind neben diesen aufgebrochenen<br />

Wäldchen und Hecken, vor allem gegen Osten auf der Pottschütt-Höhe, riesige neue, fast immer<br />

bodenerosiv verheerende Ödungen entstanden." Für diesen <strong>Bereich</strong> werden u. a. Berggamander<br />

(Teucrium montanum), Spinnen- und Hummelragwurz (Ophrys sphegodes und O. holoserica) oder<br />

Wohlriechend Händelwurz (Gymnadenia odoratissima) um 1845 angegeben (vgl. HARD 1964: 120), die<br />

aber durch die Umwandlung der "Muschelkalkberge" bzw. der "Wacholderhecken" in Ackerflächen<br />

verloren gingen. Um 1830 muß nach den Rechercheergebnissen von HARD (1964: 120) der gesamte<br />

<strong>Bereich</strong> der Pottschütt-Höhe für kurze Zeit in Ackerland umgewandelt worden sein, dann aber im<br />

Zusammenhang mit der Bodenerosion nach Starkregenereignissen zu einem großen Teil verödet sein.<br />

Ohne den Schutz der Baum- und Strauchvegetation wurden erhebliche Mengen des Oberbodens<br />

abgetragen; heute dürften große <strong>Bereich</strong>e des Raumes um einen Meter tiefer als im 19. Jahrhundert<br />

liegen. Es entstand das Waschbrettprofil ("badlands") aus Riedeln und Glamen (flachen Erosionsrinnen<br />

bzw. -dellen), das jedoch heute kaum mehr erkennbar ist. Gegen 1900 wurde die Pottschütt-Höhe wieder<br />

beackert. Die Steilhänge sind mit kurzrasigen Gamander-Trespenrasen besetzt; hochrasige Trespenrasen<br />

treten nur an wenigen Stellen in meist unausgereiften Zustand im verlassenen Kalköfen- und<br />

Kalkgrubengelände des Plateaus über der Stufe des Wellenkalkes auf. Diese Kalksteinbrüche, auf den<br />

4<br />

Der Begriff des Driesch wird im Westrich abweichend zum Bliesgau genutzt; die Unterschiede und feinen Differenzierungen<br />

sind HARD (1963: 285) zu entnehmen.<br />

5<br />

Im vegetationskundlichen Sinne handelt es sich hierbei um Goldhafer-Trespenwiesen und Esparsettenwiesen (HARD 1964:<br />

102). "Die Masse der Bergwiesen entstand nicht aus Öd-, sondern aus Ackerland durch Heublumensaat in Kleeäcker, vor allem<br />

in Esparsetten- und ältere Luzernenäcker: oft überließ man die Begrasung auch der Zeit" (HARD 1964: 102). HARD legt die<br />

Entstehung dieser mit Thomasmehl und Kainit gedüngten Bergwiesen in die Zeit um 1900 mit einem Höhepunkt um 1920-30.<br />

Beispielsweise entwickelte sich die Halbtrockenrasenvegetation im berühmten Naturschutzgebiet Montbijou südlich von<br />

Zweibrücken aus einer Ackerbrache, die 1848 entstand, nachdem Starkregen zu massiven Erosionsschäden und einer<br />

Verglamung geführt hatte. Um 1900 wurde der <strong>Bereich</strong> des heutigen NSG jedoch "wieder unter den Pflug" genommen; erst<br />

1940 wurde die Ackernutzung wieder aufgegeben (vgl. HARD 1964: 148). Aufgrund des vorhandenen floristischen Potentials<br />

der Region hatte sich in etwa 25 Jahren aus einem Acker wieder ein Halbtrockenrasen, einer der floristisch bedeutendsten der<br />

Westpfalz, entwickelt.<br />

Halbtrockenrasen im <strong>Bereich</strong> des Wellenkalkes entstanden um 1800 auf den Wildländereien des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang<br />

mit deren Verwandlung in Dauerackerland (HARD 1964: 150f.).<br />

6<br />

Wildremissen sind kleine, meist Kiefern- und Wacholder-Waldinseln der Flur, die teilweise als Vogelhecken bezeichnet<br />

wurden. In ihnen wurden u. a. die Krammetsvögel (Wacholderdrosseln) gefangen. Sie waren aber auch bedeutende Standorte der<br />

Halbtrockenrasenflora, so u. a. Standorte von Gymnadenia odoratissima (vgl. HARD 1964: 160). Schwerpunktmäßig kamen die<br />

Waldremissen nördlich des Schwarzbaches vor (HARD 1964: 118).

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