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Migration und Integration - RatSWD

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Der demografische Kontext<br />

gebiet (von Loeffelholz/Schmidt 2003, Mai 2004). Wanderungen werden auch weiterhin<br />

sowohl von Ost- nach Westdeutschland als auch von Nord- nach Süddeutschland<br />

stattfinden.<br />

Geburtenrückgang <strong>und</strong> Abwanderung aus Ostdeutschland<br />

Anfang der 1990er Jahre kam es in Ostdeutschland zu einem drastischen Geburteneinbruch:<br />

Noch 1990 hatte dort die Fertilität bei 1,52 Kindern pro Frau gelegen,<br />

1993 nur noch bei 0,77 Kindern. Zur Bestandserhaltung der Bevölkerung<br />

hätte aber jede Frau durchschnittlich 2,1 Kinder bekommen müssen. Insgesamt<br />

liegt die Fertilität in Ostdeutschland seit 1991 unter der des früheren B<strong>und</strong>esgebietes.<br />

So betrug sie beispielsweise im Jahr 2000 in den neuen B<strong>und</strong>esländern 1,2<br />

Kinder pro Frau, gegenüber 1,4 Kindern pro Frau in den alten B<strong>und</strong>esländern.<br />

Außerdem gab es in Ostdeutschland großräumige Binnenwanderungen sowie<br />

eine starke Abwanderung nach Westen: Von 1991 bis 2002 verließen h<strong>und</strong>erttausende<br />

Bewohner die strukturschwachen Städte in den neuen B<strong>und</strong>esländern, um<br />

sich in anderen Städten Ostdeutschlands anzusiedeln; zudem verloren die neuen<br />

B<strong>und</strong>esländer in diesem Zeitraum 800.000 Menschen an das ehemalige B<strong>und</strong>esgebiet.<br />

Insgesamt hat Ostdeutschland seit der deutschen Vereinigung 3,4 Prozent<br />

seiner Bevölkerung verloren, einzelne Regionen verzeichnen Bevölkerungsverluste<br />

von bis zu 20 Prozent. Gleichsam im Zeitraffer zeigen die Schrumpfungsprozesse<br />

in Ostdeutschland dramatische räumliche, soziale, kulturelle <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Folgen der demografischen Entwicklung. Insbesondere die<br />

Gebiete an der Grenze zu den alten B<strong>und</strong>esländern leiden unter einem starken<br />

Bevölkerungsverlust.<br />

Abwanderer sind jung <strong>und</strong> gut ausgebildet<br />

Es handelt sich bei der Abwanderung in Ostdeutschland zudem um eine altersselektive<br />

<strong>und</strong> auch geschlechtsspezifische Abwanderung, denn es sind vor allem junge,<br />

gut ausgebildete Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren <strong>und</strong> zudem überproportional<br />

viele Frauen, die ihre Heimatregionen verlassen – in erster Linie, weil sie<br />

keine ihren Vorstellungen entsprechende Arbeitsstelle finden. Es steht zu erwarten,<br />

dass es sich wegen der nach wie vor vergleichsweise ungünstigeren wirtschaftlichen<br />

Zukunftsperspektiven um eine dauerhafte Abwanderung handelt (Mai<br />

2004).<br />

Durch diese Abwanderung steigt der relative Anteil älterer Menschen an der ostdeutschen<br />

Bevölkerung an. Gleichzeitig führt die Abwanderung Jüngerer dazu, dass in<br />

den Herkunftsregionen die zukünftige Elterngeneration dezimiert wird, was wiederum<br />

negative Auswirkungen auf die künftige Geburtenentwicklung hat. Damit verstärken<br />

sich die demografisch-ökonomischen Schrumpfungsprozesse wechselseitig:<br />

Fehlende Arbeitsplätze verb<strong>und</strong>en mit der Abwanderung von Bewohnern führen zu<br />

einem Rückgang der Nachfrage nach Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen vor Ort. Dies hat<br />

zur Folge, dass sich die gewerbliche Wirtschaft stärker aus den betroffenen Regionen<br />

zurückzieht <strong>und</strong> der Arbeitsmarkt weiter schrumpft – <strong>und</strong> immer mehr Menschen<br />

die jeweilige Region verlassen. Insgesamt sind Kostensteigerungen für die Kommunen<br />

unausweichlich: Ihnen fehlen Einnahmen, um Infrastruktureinrichtungen wie<br />

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