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Migration und Integration - RatSWD

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Soziale Strukturbildung durch <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

Man kann daher von der ökonomischen <strong>Integration</strong> eines großen Teils der Arbeitsmigranten<br />

der Ersten <strong>und</strong> auch eines Teils der Zweiten Generation auf dem Niveau<br />

meist niedrig qualifizierter Beschäftigung sprechen. Die strukturell niedrige Stellung<br />

der Pioniermigranten auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich perspektivisch auf die<br />

Chancen der Zweiten <strong>und</strong> Dritten Generation aus. Diese nehmen eine risikobeladene<br />

Position im Erziehungs- <strong>und</strong> Ausbildungssystem sowie auf dem Arbeitsmarkt ein<br />

(Kalter/Granato 2004), vielfach misslingt ihnen die Erlangung von Bildungsabschlüssen<br />

<strong>und</strong> damit von konkurrenzfähigen Startpositionen für die Teilhabe am<br />

Arbeitsmarkt. Die Bedingungen der Anwerbung von Arbeitsmigranten mit einer<br />

spezifischen Humankapitalausstattung sowie die Tatsache, dass sie häufig in<br />

Arbeitsmarktbereichen mit niedrig qualifizierten Beschäftigungsverhältnissen vertreten<br />

sind, scheinen sich also auch auf die Partizipation der Zweiten <strong>und</strong> Dritten<br />

Generationen an Bildung <strong>und</strong> Ausbildung sowie am Arbeitsmarkt auszuwirken.<br />

Über die Arbeitsmarktentwicklung hinaus hat die Arbeitsmigration der 1960er <strong>und</strong><br />

1970er Jahre auch eine Veränderung von Angebots- <strong>und</strong> Nachfragemustern auf Kredit-,<br />

Güter- <strong>und</strong> Dienstleistungsmärkten mit sich gebracht. Ob sich in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

bislang ethnische Ökonomien herausgebildet haben, ist umstritten. Die Art<br />

der von Ausländern geführten Selbstständigenbetriebe weist jedoch darauf hin,<br />

dass es sich überwiegend um Existenzgründungen mangels alternativer Beschäftigungsangebote<br />

handelt. Man kann daher kaum von ethnischen Ökonomien im<br />

engeren Sinne sprechen, d.h. dass sie den strukturellen Kern von „Parallelgesellschaften”<br />

mit einer ethnisch strukturierten Vergabe sozialer Chancen bilden.<br />

Augenfällig ethnisch markierte Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungsangebote sind vielmehr<br />

vor allem Versuche, wirtschaftliche Chancen auf allgemeinen Märkten wahrzunehmen.<br />

Sie sind Teil eines aus der Arbeitsmigration resultierenden Wandels der Nachfrage-<br />

<strong>und</strong> Angebotsstruktur, der sich im Restaurant- <strong>und</strong> Gaststättenwesen, im<br />

Lebensmittelangebot, in der Entwicklung des Tourismus- <strong>und</strong> Transportsektors,<br />

aber auch auf dem Kreditmarkt bemerkbar macht (Bommes 2004).<br />

Veränderungen im rechtlichen Bereich<br />

Strukturverändernde Folgen der Arbeitsmigration sind im Bereich des Rechts im<br />

doppelten Sinne unübersehbar <strong>und</strong> betreffen die verschiedensten Aspekte ziviler,<br />

sozialer <strong>und</strong> politischer Rechte. Auf den internationalen Trend zur zunehmenden<br />

Gleichstellung von Ausländern mit den jeweiligen Staatsbürgern eines Landes wurde<br />

bereits hingewiesen; zudem wirkten sich die Zuwanderungen der Vergangenheit<br />

auf die Differenzierung zwischen Recht <strong>und</strong> Politik aus: Die rechtliche Verfassung<br />

moderner Sozialstaaten wie der B<strong>und</strong>esrepublik bildete die Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass<br />

die Arbeitsmigranten <strong>und</strong> ihre Familien in Rechtspositionen gegenüber dem Staat<br />

hineingewachsen sind, die sie vor dem ursprünglich von Nationalstaaten beanspruchten<br />

„Willkürvorbehalt” gegenüber Ausländern mehr <strong>und</strong> mehr schützten<br />

(Bommes 1997, Renner 1998).<br />

Veränderungen im Bereich Erziehung, Bildung <strong>und</strong> Ausbildung<br />

Die <strong>Integration</strong> der Zweiten Generation galt frühzeitig vor allem als Aufgabe von<br />

Erziehung, Bildung <strong>und</strong> Ausbildung (Diehm/Radtke 1999). Auf welche Schwierigkeiten<br />

diese <strong>Integration</strong> noch immer stößt hat zuletzt im Spiegel des internationalen<br />

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