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Migration und Integration - RatSWD

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Einführung: Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten<br />

sind, gibt es inzwischen doch eine Reihe von gesicherten Erkenntnissen über <strong>Integration</strong>sprozesse<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen mit <strong>Integration</strong>smaßnahmen. Diese können auch für<br />

die weitere Entwicklung von <strong>Integration</strong>skonzepten in Deutschland genutzt werden.<br />

<strong>Integration</strong> im Verständnis des Zuwanderungsrates<br />

Nach Auffassung des Zuwanderungsrates ist die <strong>Integration</strong> von Zuwanderern in<br />

der Regel nicht ein kurzfristiger, innerhalb von wenigen Jahren abgeschlossener,<br />

sondern ein mittel- bis langfristiger, mitunter sogar mehrere Generationen umfassender<br />

Kultur- <strong>und</strong> Sozialprozess. Es handelt sich dabei zwar um eine in mancher<br />

Hinsicht eigendynamische Entwicklung, die aber durch eine <strong>Integration</strong>spolitik, die<br />

ihre möglichst ungehinderte Entfaltung sichert, fördernd begleitet werden kann –<br />

<strong>und</strong> zwar im Interesse nicht nur der Zugewanderten, sondern auch der Mehrheitsbevölkerung<br />

ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. Konkret geht es dabei zunächst vor<br />

allem um die Verwirklichung von Beteiligungschancen. Diese sind für alle Beteiligten<br />

generell in allen Lebensbereichen anzustreben. Dabei gilt nicht nur für die<br />

Zuwanderer, sondern auch für die Mehrheitsgesellschaft, dass die wenigsten Menschen<br />

in allen Lebensbereichen gleich gute Beteiligungschancen haben <strong>und</strong> diese in<br />

gleichem Maße wahrnehmen.<br />

Nach Auffassung des Zuwanderungsrates sind bestimmte Lebensbereiche für die<br />

<strong>Integration</strong> jedoch besonders wichtig. Hierzu gehören Bildung/Ausbildung (einschließlich<br />

der Sprachfertigkeit), Wirtschaft/Arbeit <strong>und</strong> Familie/Wohnen/Wohnumfeld.<br />

Um diese Bereiche muss sich die <strong>Integration</strong>spolitik in besonderer Weise bemühen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich stellt <strong>Integration</strong> aber nicht nur an die Zuwandererbevölkerung<br />

Anforderungen, sondern an alle: <strong>Integration</strong> kann nur dann erfolgreich verlaufen,<br />

wenn beide Seiten – Zuwanderer <strong>und</strong> Mehrheitsbevölkerung – individuell <strong>und</strong> mit<br />

ihren jeweiligen Organisationen <strong>und</strong> Institutionen aktiv dazu beitragen.<br />

Der gr<strong>und</strong>legende Rahmen für die <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> damit für das fortschreitende<br />

Zusammenwachsen von Zuwandererbevölkerung <strong>und</strong> Mehrheitsgesellschaft in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik ist der Wertekanon des Gr<strong>und</strong>gesetzes. Unser Gemeinwesen beruht<br />

auf den Prinzipien der Menschenwürde, der Demokratie, der Gewährleistung von<br />

persönlicher Freiheit einschließlich der Glaubens- <strong>und</strong> Bekenntnisfreiheit, der<br />

Gleichberechtigung der Geschlechter sowie der B<strong>und</strong>es-, Rechts- <strong>und</strong> Sozialstaatlichkeit.<br />

Diese Prinzipien prägen Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>und</strong> Rechtsordnung, garantieren die<br />

Freiheit des Einzelnen <strong>und</strong> geben Orientierung für das Zusammenleben. Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Solidarität haben einen hohen Stellenwert. Die verhaltensleitende Identifikation<br />

mit diesen Gr<strong>und</strong>werten ist zu fördern <strong>und</strong> ausdrücklich zu fordern. In diesem<br />

Rahmen sollen sich auch herkunftsorientierte kulturelle Identitäten frei entfalten<br />

können.<br />

Der Sprache der Mehrheitsgesellschaft kommt eine Schlüsselstellung bei der Verständigung<br />

in jeder Gesellschaft zu. Der Spracherwerb <strong>und</strong> seine Förderung sind<br />

für <strong>Integration</strong> daher von großer Bedeutung. Allerdings sind Sprachkenntnisse<br />

allein noch keine hinreichende Voraussetzung für gelingende <strong>Integration</strong>. Zahlreiche<br />

Beispiele aus dem Arbeitsleben zeigen, dass darüber hinaus das Bildungs<strong>und</strong><br />

Qualifikationsniveau der Zuwanderer entscheidend für den erfolgreichen<br />

<strong>Integration</strong>sverlauf ist <strong>und</strong> sogar anfängliche sprachliche Schwierigkeiten ausgleichen<br />

kann.<br />

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