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Migration und Integration - RatSWD

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Soziale Strukturbildung durch <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

Vergleichs der PISA-Studie öffentliche Aufmerksamkeit gef<strong>und</strong>en. <strong>Integration</strong><br />

durch Bildung bleibt daher eine Aufgabe des Erziehungssystems, die sich gegenwärtig<br />

umso drängender stellt, da die Bildungs- sowie Ausbildungschancen <strong>und</strong> damit<br />

auch die Arbeitsmarktchancen von Kindern aus Familien mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

rückläufig sind im Vergleich zu Kindern aus Familien in gleicher sozialer<br />

Lage, aber ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. Der Versuch, hier zu besseren Lösungen zu<br />

finden, muss bei der Erkenntnis ansetzen, dass das Bildungssystem erst vereinzelt<br />

auf das starke Anwachsen der Zahl von Kindern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> reagiert<br />

(vgl. Kap. 7.2).<br />

Veränderungen im Bereich der sozialen Arbeit<br />

Die soziale <strong>Integration</strong> von Familien der Erwerbsbevölkerung mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

ist in den Kommunen frühzeitig als Aufgabe der Sozialarbeit konzipiert worden.<br />

Dies wurde einerseits durch den erheblichen Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsbedarf<br />

der Arbeitsmigranten <strong>und</strong> ihrer Familien forciert; andererseits durch die Modernisierung<br />

der früheren kommunalen Armenfürsorge zur Sozialarbeit, woraus sich<br />

Chancen der Institutionalisierung von Zuständigkeiten ergaben. Das Resultat ist<br />

zwiespältig. Viele Kommunen setzen sich gegenwärtig daher unter dem Vorzeichen<br />

der Reform ihrer <strong>Migration</strong>sdienste mit der Frage auseinander, welche Formen der<br />

sozialen Arbeit mit Arbeitsmigranten zu deren <strong>Integration</strong> beitragen oder aber eher<br />

zu einer dauerhaften Abhängigkeit von staatlichen Hilfsleistungen führen (Bommes<br />

2003a).<br />

Veränderungen im religiösen Bereich<br />

Eine zentrale strukturelle Folge der Arbeitsmigration <strong>und</strong> der daran anschließenden<br />

<strong>Integration</strong>sprozesse war die Etablierung des Islam als Massenreligion in Deutschland<br />

(mit derzeit etwa 3 Millionen Muslimen) <strong>und</strong> Europa, verb<strong>und</strong>en mit entsprechenden<br />

vielfältigen Organisationsformen <strong>und</strong> einem mittlerweile 30 bis 40 Jahre<br />

andauernden intergenerativen Säkularisierungsprozess. Dessen innere Dynamik<br />

wurde bisher kaum angemessen begriffen – <strong>und</strong> wird insbesondere im Gefolge des<br />

11. September 2001 politisch fehlgedeutet. Versuche religiöser Begleitung bzw. sogar<br />

Sinnstiftung von <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> sind politisch-institutionell zudem<br />

nicht gestützt worden.<br />

Veränderungen im Bereich der Politik<br />

Aus der Geschichte der Arbeitsmigration ergeben sich vielfältige politische Folgen.<br />

Negativ bedeutsam war die bis in die 1990er Jahre anhaltende indirekte Aussperrung<br />

der Arbeitsmigranten <strong>und</strong> ihrer Familien von der Staatsbürgerschaft – bis in<br />

die Gegenwart hinein fühlen sich Zuwanderer (auch der Zweiten Generation) kollektiv<br />

zurückgesetzt. In den Kommunen jedoch ist seit den 1970er Jahren mit Formen<br />

der politischen Beteiligung (Ausländerbeiräte, -parlamente oder -ausschüsse)<br />

experimentiert worden. Damit wurde frühzeitig auf das Problem einer angemessenen<br />

Einbeziehung der von politischen Entscheidungen betroffenen Zuwandererbevölkerung<br />

reagiert. In der Konsequenz dieser Entwicklung lag die schrittweise<br />

Erleichterung des Zugangs zur Staatsangehörigkeit für dauerhaft in Deutschland<br />

lebende Zuwanderer <strong>und</strong> ihre Familien, wie sie im Verlauf der 1990er Jahre bis zur<br />

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