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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

onshintergr<strong>und</strong> sind von beidem überdurchschnittlich oft betroffen. Während 3,8<br />

Prozent der deutschen Kinder 1999 eine Sonderschule besuchten, lag dieser Wert bei<br />

Kindern aus den ehemaligen Anwerbeländern deutlich höher: 7,8 Prozent der italienischen,<br />

6,1 Prozent der türkischen <strong>und</strong> portugiesischen sowie 5 Prozent der spanischen<br />

Kinder besuchten 1999 eine Sonderschule (Wagner/Powell 2003). Bei der Entscheidung<br />

für eine bestimmte Schulform wird jedoch oft nicht zwischen tatsächlichen<br />

Lernschwächen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von Sprachdefiziten entstehenden Lernproblemen<br />

unterschieden. Eine wichtige Selektionsfunktion hat gerade die Gr<strong>und</strong>schule (vgl.<br />

Kap. 7.2.2), weshalb besonders darauf zu achten ist, dass die Schullaufbahnempfehlung<br />

am Ende der vierten Klasse allein auf der Gr<strong>und</strong>lage schulischer Leistungen vergeben<br />

wird.<br />

Um Überweisungen an Sonderschulen zu reduzieren, sind Fortbildungsangebote<br />

notwendig, die Lehrern die Unterscheidung zwischen Sprachproblemen<br />

<strong>und</strong> Lernschwächen erleichtern. Darüber hinaus sollte besonders<br />

qualifiziertes, interkulturell geschultes Personal zur individuellen<br />

Förderung von Schülern mit Lernschwierigkeiten in Regelschulen eingesetzt,<br />

sollten verbindliche Förderangebote vorgehalten <strong>und</strong> sollte ein<br />

weitgehender Verzicht auf Nichtversetzung eingeführt werden. Das<br />

Schulverwaltungsgesetz sollte darüber hinaus Elternpflichten festschreiben.<br />

Die Schwierigkeiten, die für Lehrer in Klassen mit einem hohen Anteil von Schülern<br />

mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> entstehen können, sollten nicht beschönigt werden. Der<br />

Zuwanderungsrat erwartet von der Kultusministerkonferenz, dass sie Lehrer, Eltern<br />

<strong>und</strong> Schüler durch einheitliche Regelungen unterstützt, etwa was die Teilnahme muslimischer<br />

Mädchen am Sportunterricht <strong>und</strong> an Klassenfahrten betrifft. Unterschiedliche<br />

Instrumente können den Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft im Unterricht<br />

erleichtern <strong>und</strong> die Bildungschancen benachteiligter Schüler erhöhen; dazu<br />

gehören beispielsweise individuelle Lernzielvereinbarungen zwischen Schülern, Lehrern<br />

<strong>und</strong> Eltern (für alle Schülergruppen), Lerngruppen, individualisierender <strong>und</strong> differenzierender<br />

Unterricht oder der Einsatz von Praktikanten als zusätzliche Ansprechpartner<br />

im Klassenzimmer. Für diese Maßnahmen ist mehr Personal notwendig – auch<br />

mehrsprachige Sozialarbeiter -, das für die Förderung von Schülern mit besonderen<br />

Lernbedürfnissen qualifiziert ist. Einzelne B<strong>und</strong>esländer weisen vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

Schulen mit einem besonders hohen Anteil von Migranten zusätzliches Personal<br />

zu. Hierbei ist jedoch zu beachten:<br />

Zusätzlicher Förderbedarf an Schulen steht in einem engen Zusammenhang<br />

mit den Deutschkenntnissen der Schüler. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

sollte die Bereitstellung von Fördermaßnahmen <strong>und</strong> zusätzlichem Personal<br />

an Schulen nicht etwa an den Anteil von Schülern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

geknüpft werden, sondern auf der Gr<strong>und</strong>lage des Anteils von<br />

Schülern mit mangelnden Deutschkenntnissen erfolgen.<br />

Zu begrüßen ist in diesem Zusammenhang das Engagement der B<strong>und</strong>esregierung bei<br />

der Einführung der Ganztagsschule. Für die <strong>Integration</strong> von Schülern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

ist es jedoch besonders wichtig, dass mit der Ganztagsschule nicht nur<br />

verlängerte Lernzeiten eingeführt werden, sondern dort auch der Rahmen geboten<br />

wird, der eine individuelle Förderung von Schülern bzw. Schülergruppen ermöglicht.<br />

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