Migration und Integration - RatSWD

Wirtschaftliche Notwendigkeit und Effekte der Zuwanderung
ches Argumentationsmuster gilt natürlich für den Fall, dass hoch Qualifizierte einwandern.
In diesem Fall wird der Lohndruck eher die hoch Qualifizierten treffen.
Die Nachfrage nach ansässigen gering Qualifizierten wird sich als Folge der Zuwanderung
erhöhen. Allerdings zeigen die Erfahrungen mit der „Green Card“, dass
hoch qualifizierte Einwanderer kurzfristig sogar komplementär zu den ansässigen
hoch Qualifizierten sein können (Bauer/Kunze 2004). Deutsche Unternehmen
beschäftigen ausländische hoch Qualifizierte meist, weil sie über Kenntnisse verfügen,
die national nicht vorhanden sind. Sie schätzen an den ausländischen Beschäftigten
vor allem ihr Wissen über ausländische Märkte und ihre Sprachkenntnisse.
Mithin ergänzen ausländische hoch Qualifizierte das Angebot inländischer hoch
Qualifizierter. So gesehen ist eine gewisse Asymmetrie vorhanden: Während von
der Einwanderung gering Qualifizierter eher die ansässigen hoch Qualifizierten
profitieren und die ansässigen gering Qualifizierten verstärkter Konkurrenz ausgesetzt
sind, können sowohl einheimische gering als auch hoch Qualifizierte von der
Zuwanderung hoch qualifizierter Migranten profitieren.
Indirekte Effekte
Durch Zuwanderung ergeben sich indirekte Effekte, deren theoretische Analyse
schwierig ist. Zu fragen ist, ob es zu einem Sinken des Lohnniveaus oder zu zusätzlichen
Einstellungen und somit einer höheren Produktion kommt, und ob sich auch
die Preise der hergestellten Güter und Dienstleistungen in diesem Sektor verringern
werden. Damit werden weitere indirekte Effekte ausgelöst: Wenn der Sektor
mit dem zusätzlichen Angebot an Migranten seine Produktion ausweitet und Vorleistungen
aus anderen Sektoren benötigt, kann es zu einer zusätzlichen Nachfrage
nach Arbeitskräften in diesem vorgelagerten Sektor kommen. Erbringt der Sektor
mit dem erhöhten Angebot an Migranten selbst Vorleistungen für nachgelagerte
Sektoren, wird die Ausdehnung der Produktion dazu führen, dass die Preise fallen,
wodurch der nachgelagerte Sektor seine Nachfrage erhöhen und ebenfalls mit
zusätzlichen Einstellungen reagieren wird. Zudem entsteht sowohl bei neu eingestellten
Migranten als auch bei Einheimischen eine zusätzliche Nachfrage nach
Konsumgütern und Dienstleistungen, die wiederum zu einem Anstieg der Arbeitsnachfrage
in diesen Sektoren führen wird.
Die Nachfrage erhöht sich auch, wenn Unternehmen auf Grund der neu eingestellten
Zuwanderer ihre Investitionstätigkeit verstärken. Solche Investitionen führen
dazu, dass ein Unternehmen auf dem neuesten technischen Stand ist, wodurch seine
Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt. Dies wiederum bewirkt, dass die Arbeitsplätze
des Unternehmens auch in der Zukunft sicherer sind.
Zuwanderer bringen häufig Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die nicht direkt mit
denen der Ansässigen konkurrieren; sie sind häufig in anderen Marktsegmenten
oder selbstständig tätig. In beiden Fällen ist es möglich, dass ihr Zuzug neue Arbeitsplätze
sowohl für einheimische gering als auch für hoch Qualifizierte schafft. In diesem
Fall müssten Einheimische weder ein Absinken ihrer Löhne noch den Verlust
ihres Arbeitsplatzes befürchten. Im Gegenteil: Es ist möglich, dass sich die einheimischen
Löhne erhöhen, die Arbeitslosigkeit abgebaut wird oder beides eintritt.
Diese Überlegungen verdeutlichen: Selbst wenn Migranten Einheimische in einigen
Sektoren verdrängen, die direkten Effekte auf die einheimischen Löhne und
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