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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Rahmen einer Studie zur <strong>Integration</strong> der türkisch-stämmigen Bevölkerung in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik konnten Bewertungen einzelner Merkmale der Wohnsituation<br />

erhoben werden: Es wird deutlich, dass Türken ihre Wohnungen häufiger als zu<br />

klein einschätzen als Deutsche <strong>und</strong> als Migranten aus anderen ehemaligen Anwerbestaaten.<br />

Zugleich sind Türken im Vergleich zu Deutschen wesentlich häufiger der<br />

Meinung, die Miete für ihre Wohnung sei zu hoch (Gutachten Özdemir et al. ).<br />

Defizite der Wohnung werden insbesondere von Migranten aus den ehemaligen<br />

Anwerbestaaten als Problem wahrgenommen. Lange Zeit wurde vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

regelmäßiger Einkommenstransfers in die Herkunftsländer angenommen,<br />

dass diese Zuwanderergruppe kein Interesse daran habe, in die Verbesserung ihrer<br />

Wohnsituation in Deutschland zu investieren (Bremer 1999: 156). Mit zunehmender<br />

Aufenthaltsdauer in Deutschland <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Verlagerung des<br />

Lebensmittelpunktes verliert dieses Argument jedoch an Erklärungsgehalt. Insbesondere<br />

im Zuge der Familienzusammenführung gewann der Wunsch nach einer<br />

größeren <strong>und</strong> besser ausgestatteten Wohnung an Bedeutung, was sich in wachsender<br />

Unzufriedenheit mit der bisherigen Wohnsituation niederschlug (Bremer<br />

2000: 153, 163).<br />

7.4.2 Handlungsfelder für <strong>Integration</strong>sförderung<br />

im Wohnbereich<br />

Als zentrale Einflussfaktoren, die einen Beitrag zur Erklärung der unterschiedlichen<br />

Wohnsituation leisten, gelten das Haushaltseinkommen, die Haushaltsgröße<br />

<strong>und</strong> die bisherige Wohndauer (Gutachten Özdemir et al.). Die im Schnitt geringeren<br />

Einkommen von Migrantenhaushalten spiegeln sich in ihrer Wohnsituation<br />

wider, die im Vergleich zur Bevölkerung ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> durch Defizite<br />

gekennzeichnet ist – obgleich Verbesserungen in der Zweiten Generation<br />

erkennbar sind. Eine Politik der <strong>Integration</strong>sförderung im Wohnbereich kann diese<br />

Unterschiede nicht beseitigen. Durch gezielte Maßnahmen, wie beispielsweise<br />

zusätzliche Informationsangebote für Mieter <strong>und</strong> Verbesserungen des unmittelbaren<br />

Wohnumfeldes, können bestehende Defizite jedoch verringert werden.<br />

Zugleich bieten niedrigschwellige Maßnahmen im Wohnumfeld die Chance, die<br />

Handlungskompetenz <strong>und</strong> das Vertrauen von Bewohnern in die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zu stärken <strong>und</strong> die Identifikation mit dem Stadtviertel mithin<br />

zu erhöhen. In ihrer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung insbesondere<br />

benachteiligter Stadtviertel kann eine solche Stärkung der Potenziale vor Ort kaum<br />

unterschätzt werden.<br />

Nachbarschaftliche Kontakte, Mieter- <strong>und</strong> Bürgerbeteiligung<br />

Im Wohnumfeld spiegeln sich Herausforderungen <strong>und</strong> Chancen des Zusammenlebens<br />

von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen wider. Alltägliche Begegnungen<br />

zwischen Menschen mit <strong>und</strong> ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> bieten nicht nur<br />

die Chance, wechselseitige Vorurteile <strong>und</strong> Einstellungen zu revidieren, sondern<br />

auch Gelegenheit, voneinander zu lernen (Reeger/Kohlbacher 1999: 119). Wie Konflikte<br />

zwischen Nachbarn mit <strong>und</strong> ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> gelöst werden <strong>und</strong><br />

wie Kommunikation stattfindet, ist deshalb von zentraler Bedeutung für gelingendes<br />

Zusammenleben vor Ort. Dabei spielt die Intensität der Kontakte eine entschei-<br />

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