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Migration und Integration - RatSWD

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Steuerung der Zuwanderung<br />

die Gleichstellung der mitgebrachten Prüfungszeugnisse mit den hiesigen<br />

Abschlüssen maßgeblich erschweren.<br />

In den zurückliegenden zehn Jahren hat sich bei der Zuwanderung von Spätaussiedlern<br />

das Verhältnis zwischen deutschen Volkszugehörigen <strong>und</strong> mitreisenden<br />

Familienangehörigen nicht-deutscher Herkunft umgekehrt. Während Anfang der<br />

1990er Jahre noch etwa vier Fünftel der Zuwanderer dem deutschen Volkstum<br />

zuzurechnen waren, beträgt deren Anteil derzeit noch etwa ein Fünftel. Die derart<br />

f<strong>und</strong>amental veränderte Zusammensetzung des Zuzugspotenzials erfordert erheblich<br />

stärkere Vorkehrungen für eine erfolgreiche <strong>Integration</strong>.<br />

5.5 Die Steuerung der Zuwanderung von<br />

Juden aus der ehemaligen Sowjetunion<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik nimmt jüdische Einwanderer aus dem Gebiet der ehemaligen<br />

Sowjetunion nach einem ähnlichen Verfahren wie bei Kontingentflüchtlingen auf.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> ihrer historischen Verantwortung <strong>und</strong> mit Blick auf die Verbrechen<br />

der NS-Zeit an Juden innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der deutschen Grenzen ist<br />

sie bemüht, den Aufbau jüdischer Gemeinden in Deutschland zu fördern <strong>und</strong> zu<br />

unterstützen.<br />

1990 reisten zunehmend Juden vor allem in die DDR ein <strong>und</strong> baten insbesondere<br />

wegen des stetig steigenden Antisemitismus in der ehemaligen Sowjetunion bei<br />

der jüdischen Gemeinde in Ostberlin um Aufnahme <strong>und</strong> Hilfe. Am 11. Juli 1990<br />

beschloss die DDR-Regierung die Gewährung der Einreise <strong>und</strong> des ständigen Aufenthalts<br />

für Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Da dies im Einigungsvertrag<br />

der beiden deutschen Staaten keine Aufnahme fand, wurde dieses ungeregelte<br />

Flüchtlingsproblem auf Bitten des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in<br />

Deutschland der Innenministerkonferenz vorgelegt. Die Regierungschefs des B<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> der Länder beschlossen 1991, Juden aus der Sowjetunion – ohne zahlenmäßige<br />

<strong>und</strong> zeitliche Begrenzung, aber entsprechend den Aufnahmekapazitäten der<br />

einzelnen B<strong>und</strong>esländer – aufgr<strong>und</strong> von Einzelfallentscheidungen in Anwendung<br />

des Kontingentflüchtlingsgesetzes die Einreise nach Deutschland zu ermöglichen.<br />

Damit erhalten jüdische Migranten mit ihrer Aufnahme gr<strong>und</strong>sätzlich den Status<br />

eines Flüchtlings nach der Genfer Flüchtlingskonvention, durch den sie auch<br />

Anspruch auf bestimmte Vergünstigungen (z.B. Sprachkurse, Unterbringung, Sozialhilfe)<br />

haben, <strong>und</strong> es wird ihnen eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis erteilt.<br />

Ehegatten, minderjährige Kinder <strong>und</strong> unverheiratete volljährige Kinder, die im<br />

Haushalt des Aufnahmeberechtigten leben, können gemeinsam mit dem Zuzugsberechtigten<br />

einreisen, wenn sie in den Antrag einbezogen werden.<br />

Steuerung durch Aufnahmezusage<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder haben ein geordnetes Aufnahmeverfahren vereinbart, wonach<br />

sich die Einreise nach Deutschland im normalen Visumverfahren vollzieht. Für die<br />

Entgegennahme von Anträgen auf Erteilung eines Visums ist die vom Auswärtigen<br />

Amt bestimmte Auslandsvertretung zuständig, die in der Regel auch abschließend<br />

über die Zugehörigkeit zum berechtigten Personenkreis entscheidet. In Zweifelsfragen<br />

werden nationale Behörden, das Auswärtige Amt in Berlin oder die Zentral-<br />

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