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Migration und Integration - RatSWD

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Einführung: Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten<br />

chend humanitärer Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> im eigenen Interesse des Aufnahmelandes die<br />

Möglichkeit zum Erwerb eines Aufenthaltstitels erhalten. Dabei aber muss der Ausnahmecharakter<br />

derartiger Maßnahmen deutlich werden.<br />

Mit der Anerkennung der <strong>Integration</strong> von Zuwanderern <strong>und</strong> deren Förderung als<br />

öffentliche Aufgabe ist ein wichtiger Schritt von einem ordnungsrechtlich geprägten<br />

Ausländerrecht zu einem modernen <strong>Migration</strong>srecht vollzogen worden, das auch den<br />

Eingliederungsprozess in die deutsche Gesellschaft umfasst. Nur wenn dieser Weg<br />

konsequent fortgeführt wird <strong>und</strong> auch die Bemühungen um eine nachholende <strong>Integration</strong><br />

verstärkt werden, kann es gelingen, jene Einsicht in die Gestaltbarkeit eines<br />

fruchtbaren <strong>und</strong> Gewinn bringenden Zusammenlebens in kultureller Vielfalt <strong>und</strong><br />

sozialem Frieden zu fördern, die für eine gegenseitige Akzeptanz auf beiden Seiten<br />

unverzichtbar ist – sowohl bei Zuwanderern als auch bei der Mehrheitsbevölkerung.<br />

Verbreitete Fehleinschätzungen<br />

An dieser Stelle ist es hilfreich, einige Fehleinschätzungen zu benennen, die eine realistische<br />

Bewertung der bisherigen <strong>Migration</strong>spolitik <strong>und</strong> der migrations- <strong>und</strong> integrationspolitischen<br />

Handlungsmöglichkeiten oft erschweren. In der politischen<br />

Debatte über Zuwanderung ist beispielsweise häufig zu hören, die Zuwanderung<br />

nach Deutschland sei bislang weitgehend ungesteuert verlaufen. Dies ist nicht zutreffend.<br />

Die Aufarbeitung in Kapitel 5 des vorliegenden Gutachtens zeigt, dass die deutschen<br />

Regierungen in der Vergangenheit nicht nur bei der Arbeitsmigration, sondern<br />

auch im humanitären Bereich vielfältige Instrumente eingesetzt haben, um Zuwanderung<br />

zu steuern <strong>und</strong> zu begrenzen. Zu diesen Instrumenten gehörten beispielsweise<br />

die gezielte Anwerbung von Arbeitsmigranten seit Mitte der 1950er Jahre, der<br />

Anwerbestopp von 1973 <strong>und</strong> die zahlreichen späteren Ausnahmen von diesem Anwerbestopp,<br />

die Ausgestaltung der Anerkennungsverfahren <strong>und</strong> Aufenthaltsbedingungen<br />

von Asylbewerbern sowie die Gewährung oder Verweigerung sozialrechtlicher<br />

Leistungen für Zuwanderer. All diese <strong>und</strong> viele andere Interventionen wirkten auf den<br />

Umfang <strong>und</strong> die Zusammensetzung der Zuwanderung nach Deutschland ein. Die<br />

öffentliche Wahrnehmung trifft allerdings insofern zu, als dieser Steuerung kein aufeinander<br />

abgestimmtes Konzept zur Zuwanderung zu Gr<strong>und</strong>e lag, die Steuerungsinstrumente<br />

mitunter für unrealistische oder gar widersprüchliche Ziele eingesetzt<br />

wurden <strong>und</strong> zuweilen auch kontraproduktive Folgen hatten. Zudem wurden diese<br />

Instrumente nicht immer konsequent genutzt, was Fehlsteuerungen mit zum Teil<br />

erheblichen unbeabsichtigten gesellschaftlichen Auswirkungen zur Folge hatte. Das<br />

gilt z.B. für die einseitige Ausrichtung der Anwerbung auf ungelernte bzw. gering<br />

qualifizierte Arbeitskräfte.<br />

Um die Zuwanderung künftig so zu steuern, dass dem veränderten internationalen<br />

Wanderungsgeschehen sowie den wirtschaftlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Interessen Deutschlands Rechnung getragen <strong>und</strong> ein Zuzug von qualifizierten<br />

<strong>und</strong> insbesondere hoch qualifizierten Zuwanderern möglich wird, müssen die<br />

alten <strong>und</strong> neuen Steuerungsinstrumente konsequenter als bisher eingesetzt werden.<br />

Zum Teil müssen Instrumente unter Beachtung der bestehenden nationalen <strong>und</strong><br />

internationalen rechtlichen Möglichkeiten <strong>und</strong> Verpflichtungen auch verändert, zielführender<br />

ausgerichtet oder neu entwickelt werden. Dazu bietet das neue Gesetz gute<br />

Ansätze.<br />

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