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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Erkenntnisse aus bilingualen Schulmodellen zeigen: Eine bilinguale Alphabetisierung<br />

<strong>und</strong> adäquate Förderung beider Sprachen wirken sich positiv auf die Bildungserfolge<br />

zweisprachig aufwachsender Kinder aus (Gogolin 2001: 11). Damit die Muttersprache<br />

für nichtdeutschsprachige Kinder eine Ressource <strong>und</strong> kein Hindernis darstellt,<br />

muss diese kompetent beherrscht werden. Häufig weisen zweisprachig<br />

aufwachsende Kinder jedoch auch in ihrer Muttersprache erhebliche Defizite auf.<br />

Eine Alphabetisierung <strong>und</strong> langfristige Förderung in der Muttersprache ist die<br />

Voraussetzung dafür, dass sich Zweisprachigkeit in eine erfolgreiche Bildungskarriere<br />

umsetzen lässt. Viele Bildungsinstitutionen betrachten Zweisprachigkeit jedoch<br />

nicht als Potenzial, sondern als Defizit. Eine intensivere Forschung insbesondere in<br />

der Didaktik der Mehrsprachigkeit kann hier zu einem Umdenken beitragen.<br />

Im Sinne eines umfassenden Ansatzes muss die Förderung der Zweisprachigkeit als<br />

Ressource demnach an die Aufgabe der Schule gekoppelt sein, Kindern den notwendigen<br />

Rahmen zum Erwerb der schulsprachlichen Kompetenz zu geben. Vielfältige<br />

<strong>und</strong> alltagsrelevante Lernsituationen unterstützen den Lernprozess. Zweisprachige<br />

Lehrkräfte bzw. Lehrkräfte mit einer Zusatzqualifikation für Deutsch als<br />

Zweitsprache können in besonderer Weise dabei helfen, Sprachlernschwierigkeiten<br />

zu überwinden. Der Spracherwerb in der Schule beschränkt sich jedoch nicht<br />

auf den Sprachunterricht; auch der Fachunterricht hat sprachfördernden Charakter,<br />

den es systematisch zu nutzen gilt.<br />

Sprachdefizite sollten aufgr<strong>und</strong> von Sprachstandsdiagnosen durch eine<br />

individuelle Förderung bzw. Zusatzangebote in kleinen Lerngruppen<br />

ausgeglichen werden. Der Verknüpfung von sprachlichem <strong>und</strong> fachlichem<br />

Lernen sollte größere Aufmerksamkeit beigemessen werden.<br />

Muttersprachlicher, fachbezogener Unterricht sollte unter Berücksichtigung<br />

der unterschiedlichen Organisationsformen in den einzelnen<br />

B<strong>und</strong>esländern als Zusatzangebot eingerichtet werden.<br />

Nachhaltige Deutschförderung ist mehr als punktuelle Einzelförderung <strong>und</strong><br />

Sprachunterricht – unterstützende Maßnahmen außerhalb des Unterrichts bilden<br />

eine wichtige Ergänzung. In Schulen <strong>und</strong> Kindergärten kann die Kooperation mit<br />

außerschulischen Einrichtungen <strong>und</strong> Gruppen im Rahmen der Sprachförderung<br />

verstärkt genutzt werden, um diese alltagsnah <strong>und</strong> lebendig zu gestalten. Die<br />

Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen <strong>und</strong> Eltern, öffentlichen Einrichtungen,<br />

Vertretern der lokalen Wirtschaft oder Religionsgemeinschaften kann<br />

Raum für Begegnung <strong>und</strong> Projekte schaffen, bei denen das Gelernte außerhalb der<br />

Schule eingesetzt wird.<br />

Spracherwerb im Erwachsenenalter:<br />

vielfältige Bedürfnisse<br />

Es gibt in Deutschland eine große Zahl Erwachsener, die Deutsch als Zweitsprache<br />

erlernen – sowohl im Rahmen der Erst- als auch der nachholenden <strong>Integration</strong>. Aufgr<strong>und</strong><br />

der hierbei gänzlich anders gelagerten Förderbedürfnisse unterscheiden<br />

sich die Anforderungen an erwachsene Sprachschüler sowie an Curriculum <strong>und</strong><br />

Didaktik von den Anforderungen an die Sprachförderung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen.<br />

Der B<strong>und</strong> fördert in großem Umfang Angebote zum Deutscherwerb im<br />

Erwachsenenalter (vgl. Kap. 7.1). Diese werden von unterschiedlichen Trägern in<br />

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