08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Besondere Konfliktbereiche bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung <strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

durchgeführt hat. „Südeuropäische Länder wollen mit diesen Kampagnen legale<br />

Arbeitskräfte finden. Nordeuropa legalisiert meist aus Scham“ – so bringt die Studie<br />

die unterschiedlichen Zielsetzungen auf den Punkt. In den südlichen EU-Mitgliedstaaten<br />

(Griechenland, Portugal, Spanien <strong>und</strong> Italien) wurden arbeitsmarktorientierte<br />

Legalisierungsprogramme auf der Basis von Stichtagsregelungen durchgeführt,<br />

d.h. die Antragsteller mussten sich ab einem bestimmten Datum auf dem<br />

Staatsgebiet aufgehalten haben <strong>und</strong> einer Beschäftigung nachgegangen sein.<br />

Wichtig war vor allem ihre Einbettung in den Arbeitsmarkt. Die Legalisierung war<br />

somit in erster Linie auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes ausgerichtet (Zeugin<br />

2003) <strong>und</strong> kompensierte das Fehlen einer funktionierenden Zuwanderungspolitik<br />

(Gutachten Cyrus).<br />

In der zweiten Ländergruppe (Belgien, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Vereinigtes<br />

Königreich) wurden die Legalisierungen durch strengere Auflagen <strong>und</strong><br />

Bedingungen restriktiver ausgelegt, arbeitsmarktpolitische Überlegungen spielten<br />

kaum eine Rolle. In Belgien wurden beispielsweise humanitäre Kriterien, in Frankreich<br />

der Grad der <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> in den Niederlanden die Leistung von Sozialabgaben<br />

bei den Anforderungen berücksichtigt. Unterschiede zeigten sich auch bei<br />

der Dauer der gewährten Aufenthaltserlaubnis. Während Italien nur eine befristete<br />

Aufenthaltserlaubnis gewährte (nach der regularisierte Zuwanderer nicht selten<br />

wieder in die Illegalität abtauchten), räumte Frankreich eine dauerhafte Bleibeoption<br />

ein.<br />

Insgesamt sind die Erfahrungen mit Legalisierungsmaßnahmen zwiespältig. Positiv<br />

ist, dass Legalisierungsmaßnahmen für die Reduzierung von Illegalität notwendige<br />

Informationen über Ausmaß, Bedingungen <strong>und</strong> Strukturen illegalen Aufenthaltes<br />

liefern können. Ob durch die Eröffnung legaler Arbeitsmöglichkeiten illegale<br />

Ausländerbeschäftigung nachhaltig begrenzt werden kann, ist nicht<br />

abschließend zu beantworten. Es liegen kaum gesicherte Ergebnisse über die<br />

Arbeitsmarktsituation von Legalisierten vor. Im Rahmen der arbeitsmarktorientierten<br />

Legalisierungsmaßnahmen in Italien, Spanien <strong>und</strong> Portugal hat sich vielmehr<br />

gezeigt, dass die Legalisierten zwar in die durch höhere Löhne gekennzeichnete<br />

formelle Ökonomie wechseln, im informellen Bereich jedoch neue illegale Einwanderer<br />

nachrücken.<br />

Die durchgeführten Legalisierungsaktionen lassen aber auch keine gesicherte Aussage<br />

darüber zu, ob diese zu einer Zunahme von illegaler Zuwanderung geführt<br />

haben. Aus den Erfahrungen in Südeuropa lässt sich ableiten, dass die befürchtete<br />

Zunahme illegaler Wanderung weniger durch angebotene Legalisierungschancen<br />

ausgelöst wird, <strong>und</strong> dass vielmehr die langwierige <strong>und</strong> verzögerte Durchführung<br />

einer solchen Legalisierung eine Sogwirkung haben kann. Gleichzeitig zeigten die<br />

in den Jahren 1998/99 <strong>und</strong> 2001 in Griechenland durchgeführten Legalisierungsaktionen,<br />

dass Migranten vor einer langwierigen bürokratischen Prozedur zurückschreckten<br />

<strong>und</strong> die Beibehaltung des illegalen Status bevorzugten (OECD 2004b).<br />

Die Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass die Erfolge von Legalisierungsmaßnahmen<br />

stark vom Kontext abhängen <strong>und</strong> jedes Land seine eigenen Formen <strong>und</strong><br />

Kriterien entwickeln muss.<br />

Deutschland hat sich mit der Frage der Legalisierungen bisher schwer getan, auch<br />

wenn Legalisierungen in Einzelfällen gr<strong>und</strong>sätzlich möglich wären, wie die Durch-<br />

359

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!