08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Besondere Konfliktbereiche bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung <strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

besonderer Bedeutung. Illegalität ist zum einen ein ordnungspolitisches Problem:<br />

Ausländer, die ohne entsprechenden Aufenthaltstitel nach Deutschland<br />

einreisen oder sich hier aufhalten, verstoßen gegen geltendes Recht. Der Staat<br />

<strong>und</strong> seine Institutionen müssen sich um eine Eindämmung illegaler Einreise <strong>und</strong><br />

illegalen Aufenthaltes schon aus Gründen der staatlichen Souveränität bei der<br />

Sicherung der Grenzen bemühen, aber auch, weil die Steuerung <strong>und</strong> Begrenzung<br />

legaler Zuwanderung andernfalls inkonsequent ist. Zum anderen haben<br />

aber auch illegale Zuwanderer Anspruch auf Beachtung ihrer Menschenrechte,<br />

die unabhängig von ihrem Status anerkannt, eingehalten <strong>und</strong> durchgesetzt werden<br />

müssen. Das gilt besonders für die Teilhabe am Rechts-, Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitssystem.<br />

Ein politisches Ziel muss die Eindämmung illegaler Zuwanderung sein.<br />

Es sollte aber auch geprüft werden, ob <strong>und</strong> inwieweit die Eröffnung<br />

geeigneter legaler Zuwanderungswege zu befristeten Arbeitsaufenthalten<br />

illegale Zuwanderungen begrenzen kann.<br />

Die Einrichtungen der Kirchen im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich sind bereits seit<br />

Jahren um Hilfestellung für illegale Zuwanderer bemüht. Auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

2001 veröffentlichten, wegweisenden Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz<br />

„Leben in der Illegalität in Deutschland – eine humanitäre <strong>und</strong> pastorale<br />

Herausforderung“ wurde im Juni 2004 das Katholische Forum „Leben in der Illegalität“<br />

gegründet.<br />

Der Zuwanderungsrat empfiehlt nachdrücklich, bei den politischen<br />

Bemühung um eine Eindämmung der illegalen Zuwanderung die an<br />

der Menschenwürde <strong>und</strong> den humanitären Belangen von illegalen<br />

Zuwanderern orientierten Forderungen der Deutschen Bischofskonferenz<br />

zu berücksichtigen.<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Entstehung von Illegalität<br />

Illegale Zuwanderung ist zunächst ein Indikator dafür, dass der <strong>Migration</strong>sdruck<br />

größer ist als das Angebot legaler Einwanderungsmöglichkeiten. Durch die Zunahme<br />

weltweiter Wanderungsbewegungen <strong>und</strong> die gleichzeitige Abschottung<br />

Europas gegen unerwünschte Zuwanderungen haben sich im Grenzfeld zwischen<br />

Legalität, Illegalität <strong>und</strong> Kriminalität neue Zuwanderungs- <strong>und</strong> Aufenthaltsformen<br />

etabliert (Bade 2001b: 66f). Illegale <strong>Migration</strong> existiert nicht losgelöst von oder<br />

außerhalb anderer Wanderungsmuster, sondern ist eine Variante, die inner- oder<br />

unterhalb anderer Wanderungsbewegungen stattfindet, wenngleich unter besonderen<br />

persönlichen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> finanziellen Rahmenbedingungen<br />

(Alt 2003).<br />

Weil Illegalität eine „flexible Antwort“ auch auf Zuwanderungsrestriktionen <strong>und</strong><br />

auf gegen sie selbst gerichtete Sanktionen ist, wird es ein gewisses Maß an illegaler<br />

Zuwanderung <strong>und</strong> illegalen Aufenthalten immer geben. Dies gilt gerade für liberale<br />

demokratische Staatswesen, die aus vielerlei Gründen auf eine Schließung ihrer<br />

Grenzen nach außen <strong>und</strong> auf eine freiheitsbeschränkende Überdehnung von Kontrollen<br />

im Innern verzichten. Selbst eine erhebliche Erweiterung legaler Zuwanderungsmöglichkeiten<br />

könnte illegale Zuwanderung möglicherweise zwar vermindern,<br />

nie jedoch vollständig verhindern (Bade/Bommes 2004).<br />

351

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!