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Migration und Integration - RatSWD

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Besondere Konfliktbereiche bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung <strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

raum wurden 10.795 von Deutschen begangene politisch motivierte rechtsextremistische<br />

<strong>und</strong> 1.457 linksextremistische Straf- <strong>und</strong> Gewalttaten registriert, vgl.<br />

Verfassungsschutzbericht 2003, BMI 2004a).<br />

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben auch in der ersten Hälfte des Jahres 2004<br />

darauf hingewiesen, dass es keine konkreten Hinweise auf drohende ausländerextremistische<br />

oder terroristische Anschläge gebe. Gleichwohl seien solche Anschläge<br />

in Deutschland keineswegs auszuschließen. Käme es zu solchen Anschlägen in<br />

Deutschland, wären daran höchstwahrscheinlich auch hier lebende Zuwanderer<br />

oder aber zumindest zur Ausübung der Taten eingereiste Ausländer beteiligt. Dies<br />

zeigt: Es macht in liberalen Demokratien mit offenen Grenzen keinen Sinn, die neuen<br />

terroristischen Gefahren mit Zuwanderung erklären zu wollen. Ebenso wie die<br />

organisierte oder grenzüberschreitende Kriminalität können auch diese Verbrecher<br />

auf durch Zuwanderung entstandene Strukturen zurückgreifen, müssen dies<br />

aber nicht, weil liberale demokratische Staaten gr<strong>und</strong>sätzlich nicht vollständig<br />

kontrollierte <strong>und</strong> kontrollierbare Grenzen haben. Eine Gleichsetzung von terroristischer<br />

Gefahr <strong>und</strong> Zuwanderung <strong>und</strong> eine generelle Verdächtigung muslimischer<br />

Zuwanderer wäre für das strategische Ziel, derartige Sicherheitsrisiken zu mindern,<br />

mithin absolut kontraproduktiv.<br />

Insgesamt ist die Frage, ob Zuwanderung ein Sicherheitsrisiko darstellt, zu einfach<br />

gestellt. Auf eine solche Frage kann es nur differenzierte Antworten geben. Auch<br />

wenn das Einschleusen von Attentätern in der öffentlichen Wahrnehmung als<br />

besonderes Sicherheitsrisiko erscheint <strong>und</strong> wahrscheinlich auch in Deutschland<br />

konspirative Netze Migranten für Verbrechen instrumentalisieren, kann immer<br />

nur wieder darauf hingewiesen werden, dass <strong>Migration</strong> als solche mit Terrorismus<br />

<strong>und</strong> anderen Sicherheitsbedrohungen ursächlich nichts zu tun hat.<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

Bei sachlicher Betrachtung ergeben sich – sieht man von großen weltpolitischen<br />

Lösungen ab – zwei Handlungsfelder, auf denen zu einer Reduzierung dieser<br />

Gefährdungen beigetragen werden kann: Das eine betrifft die Visaerteilung <strong>und</strong><br />

die Grenzkontrollen in der EU. Hier kann Sicherheit nur dann erhöht werden, wenn<br />

es in allen Schengen-Ländern gleiche Sicherheitsstandards gibt, <strong>und</strong> wenn diese<br />

auch beachtet werden. Dazu gibt es intensive europäische Bemühungen, auch in<br />

Hinblick auf die Aufnahme biometrischer Daten in Visa <strong>und</strong> Personaldokumente<br />

<strong>und</strong> die Identifizierung gefälschter Dokumente. Schwer aufzudecken bleibt nach<br />

wie vor die Einreise mit „falschen echten“ Reisedokumenten, die der Betreffende<br />

sich unrechtmäßig verschafft hat. Zweitens ist es erforderlich, koordiniert <strong>und</strong><br />

gemeinsam gegen individuelle Zuwanderer <strong>und</strong> Organisationen vorzugehen, die<br />

extremistische oder terroristische Ziele durch Anwerbung, Propaganda oder finanzielle<br />

Hilfe unterstützen. Schon heute können die Sicherheitsbehörden hierbei auf<br />

eine große Palette nachrichtendienstlicher <strong>und</strong> polizeilicher Maßnahmen zurückgreifen<br />

<strong>und</strong> kooperieren auf europäischer <strong>und</strong> internationaler Ebene, wodurch<br />

sich erhebliche Ermittlungserfolge erzielen ließen.<br />

Zur Bekämpfung extremistischer Bestrebungen werden größere<br />

Anstrengungen nötig sein, um diejenigen zu identifizieren <strong>und</strong> zu isolieren,<br />

die terroristische Ziele durch direkte oder indirekte Handlungen<br />

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