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Migration und Integration - RatSWD

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Daten <strong>und</strong> Trends des Wanderungsgeschehens<br />

ten Hauptwohnsitz in den südlichen EU-Staaten, weil sie anderenfalls den ortsüblichen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Nachteilen beispielsweise der<br />

Krankenversicherung unterlägen. Der Anteil der Männer überwog zumeist in allen<br />

Altersklassen (Haug 2004).<br />

Über Qualifikation <strong>und</strong> Berufsausbildung der Abwanderer gibt das amtliche Datenmaterial<br />

wenig Auskunft, da diese in der Fortzugsstatistik nicht erhoben werden.<br />

Vieles aber spricht dafür, dass es eher überdurchschnittlich qualifizierte Deutsche<br />

sind, die in andere Industrieländer abwandern (Hönekopp 2004). Aus den Statistiken<br />

des B<strong>und</strong>esverwaltungsamtes geht beispielsweise hervor, dass mehr als die<br />

Hälfte derjenigen, die ein Beratungsgespräch über Fragen der Abwanderung<br />

suchen, Handwerker oder Facharbeiter sind <strong>und</strong> dass weitere 17 Prozent über einen<br />

Hochschulabschluss verfügen (B<strong>und</strong>esverwaltungsamt 1998). Aufgr<strong>und</strong> von Besonderheiten<br />

der Erhebung – so z.B. werden Merkmale potenzieller Abwanderer nur in<br />

einem freiwilligen Beratungsgespräch erhoben – ist die Repräsentativität dieser<br />

Aussage allerdings eingeschränkt.<br />

Eine Auswertung des sozio-oekononomischen Panels aber bestätigt diese Bef<strong>und</strong>e<br />

zu den deutschen Auswanderern auf repräsentativer Basis: Seit 1996 waren es überwiegend<br />

junge (<strong>und</strong> ledige) Menschen, die Deutschland verließen. Unter ihnen<br />

befanden sich überdurchschnittlich viele Hochschulabsolventen. Während der<br />

Anteil der Hochschulabsolventen an der Gesamtbevölkerung bei 12 Prozent lag,<br />

hatten 17 Prozent der Auswanderer ein Studium absolviert, bevor sie Deutschland<br />

verließen (Schupp et al. 2004). Angesichts der Tatsache, dass unter den Zuwanderern<br />

der Anteil der für den deutschen Arbeitsmarkt nicht ausreichend Qualifizierten<br />

überwiegt, erscheint dies besonders dramatisch.<br />

Bessere Statistiken, intensivere Beratung <strong>und</strong> verstärkte<br />

wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

In einer Zeit, in der sich Deutschland um einen verstärkt internationalen Austausch<br />

bemüht <strong>und</strong> sich zugleich im Kampf um die besten Köpfe befindet, kann es nicht<br />

gleichgültig sein, dass die Angaben zur Abwanderung von Deutschen mit Unsicherheiten<br />

<strong>und</strong> Defiziten belastet sind. Neben wenig aussagekräftigen Statistiken<br />

ist das diesbezügliche Problembewusstsein unterentwickelt <strong>und</strong> die Folgen dieser<br />

Abwanderung werden unterschätzt <strong>und</strong> wissenschaftlich vernachlässigt. Erforderlich<br />

aber sind eine sachgerechte Auseinandersetzung <strong>und</strong> Maßnahmen, um die<br />

Ursachen dieser Abwanderung vor allem von überdurchschnittlich qualifizierten<br />

Personen sowie deren negative Folgen zu begrenzen.<br />

Der Zuwanderungsrat erachtet es als notwendig,<br />

• die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Themen Abwanderung<br />

<strong>und</strong> Rückwanderung aus dem Ausland zu vertiefen, die statistische<br />

Erfassung dieser Wanderungsbewegungen zu verbessern,<br />

<strong>und</strong><br />

• die Auswanderungs- <strong>und</strong> Rückkehrberatung zu intensivieren.Vorrangig<br />

dabei ist, dass sich der Saldo der Zu- <strong>und</strong> Abwanderungen<br />

sowohl quantitativ als auch qualitativ zu Gunsten Deutschlands<br />

verschiebt.<br />

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