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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

Die Erwerbstätigenquote verbirgt allerdings die Tatsache, dass zwischen 1982 <strong>und</strong><br />

2002 die Zahl der Ausländer im erwerbsfähigen Alter, die ebenfalls in den Arbeitsmarkt<br />

integriert wurden, um 1,1 Millionen gestiegen ist. Betrachtet man beispielsweise<br />

die Erwerbsquote (definiert als Zahl der Erwerbspersonen im Verhältnis zur<br />

jeweiligen Gesamtbevölkerung) zeigt sich, dass sich diese bei Ausländern insgesamt<br />

zwischen 1974 <strong>und</strong> 2001 (61,5 bzw. 50,9 Prozent) kaum verändert hat <strong>und</strong> sogar<br />

höher als bei den Deutschen (49,9 Prozent) liegt. Diese Betrachtungsweise ändert<br />

allerdings nichts an der Tatsache, dass eine verfehlte <strong>Integration</strong>spolitik der vergangenen<br />

Jahre gerade für ausländische Staatsangehörige zusätzliche Probleme<br />

auf dem Arbeitsmarkt geschaffen hat.<br />

Untersuchungen auf Basis des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass es<br />

auch zwischen Deutschen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Migranten auffallende<br />

Unterschiede bei der beruflichen Stellung gibt. Die Stellung im Beruf ist zwar kein<br />

idealer Indikator, da sie keine Aussage über die Zukunftschancen eines Berufs oder<br />

für die Frage nach dessen Stellenwert in der Gesellschaft darstellt. Sie dient aber als<br />

Indikator für die Art der momentan ausgeübten Tätigkeit. So waren im Jahr 2002<br />

knapp die Hälfte (47 Prozent) der Beschäftigten mit türkischer oder (ehemals) jugoslawischer<br />

Staatsangehörigkeit als gering Qualifizierter eingestellt. Unter den<br />

Deutschen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> waren es nur 11,5 Prozent. Während bei<br />

den Deutschen mehr als jeder Zweite als Angestellter arbeitet, ist es bei den türkischen<br />

<strong>und</strong> (ehemals) jugoslawischen Ausländern weniger als jeder Dritte. Bei Spätaussiedlern<br />

<strong>und</strong> Ausländern aus den alten EU-Ländern liegt der Anteil der Angestellten<br />

zwar unter dem der Deutschen (jeweils bei knapp über 40 Prozent), dafür<br />

aber wesentlich höher als bei den sonstigen Ausländern. Allerdings sind im Vergleich<br />

zur ersten Generation deutlich mehr Ausländer der zweiten Generation als<br />

Angestellte beschäftigt. Bei beschäftigten Ausländern mit türkischer oder (ehemals)<br />

jugoslawischer Staatsangehörigkeit lag der Anteil dieser Gruppe 2002 bei<br />

über 70 Prozent <strong>und</strong> damit sogar über dem Wert für die Deutschen (Gutachten<br />

Frick).<br />

In einigen Teilbereichen des deutschen Arbeitsmarktes herrscht ein erheblicher<br />

Mangel an qualifizierten Arbeitskräften (vgl. Kap. 6.5) <strong>und</strong> trotz sehr unterschiedlicher<br />

Ermittlungsmöglichkeiten dieses Mangels kommen Studien unabhängig voneinander<br />

zu sehr ähnlichen Ergebnissen bezüglich der davon betroffenen Berufe.<br />

So zeigen Berechnungen, dass u.a. bei Ärzten, Ingenieuren des Maschinen- <strong>und</strong><br />

Fahrzeugbaus, Maschinenbauern, Handelsvertretern sowie Lebens- <strong>und</strong> Sachversicherungsfachleuten<br />

ein Arbeitskräftemangel besteht (Gutachten Schäfer). Nach<br />

Berechnungen des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) ergibt sich ein Arbeitskräftebedarf<br />

vor allem in Ges<strong>und</strong>heitsberufen, bei Werkzeugmachern, Technikern des<br />

Elektrofachs <strong>und</strong> sonstigen Technikern, bei Bank- <strong>und</strong> Versicherungsfachleuten<br />

sowie Wirtschaftsprüfern. Auch andere Studien unterteilen den Arbeitsmarkt nach<br />

Bereichen, die für Zuwanderung geeignet bzw. ungeeignet sind (Frölich/Puhani<br />

2004). Ihrem Ansatz zufolge besteht Zuwanderungsbedarf vor allem bei Personen<br />

mit überdurchschnittlicher Berufserfahrung, Akademikern <strong>und</strong> im Dienstleistungssektor.<br />

Dieser Fachkräftemangel existiert trotz hoher Arbeitslosigkeit in<br />

Deutschland.<br />

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