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Migration und Integration - RatSWD

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Daten <strong>und</strong> Trends des Wanderungsgeschehens<br />

gen ihre zurückbleibenden Familien <strong>und</strong> tragen durch Rücküberweisungen zum<br />

Wohlstand <strong>und</strong> zur Entwicklung in ihren Herkunftsländern bei. Dabei emigrieren<br />

zunehmend ledige <strong>und</strong> junge Frauen.<br />

Mit den weltweit sinkenden Geburtenraten vollzieht sich in vielen Gesellschaften<br />

eine Änderung des weiblichen Rollenbildes. Althergebrachte Geschlechterrollen,<br />

-bilder <strong>und</strong> -identitäten werden neu definiert. Die traditionelle, in vielen Gesellschaften<br />

verankerte Geschlechterordnung, bei der Männer die Existenzsicherung<br />

übernehmen <strong>und</strong> Frauen sich um Haushalt <strong>und</strong> Familie kümmern, wird zunehmend<br />

in Frage gestellt. Frauen übernehmen mehr gesellschaftliche Verantwortung<br />

<strong>und</strong> fordern ihr Recht auf Selbstbestimmung ein. Diese Entwicklung wirkt sich<br />

auch auf die weltweiten Wanderungsbewegungen aus. Einer OECD-Studie zufolge<br />

sind Migrantinnen, die im Rahmen von Familienzusammenführungen einreisen,<br />

mittlerweile deutlich besser ausgebildet als in der Vergangenheit (Muus 2003).<br />

Die Möglichkeit, im Ausland, weit ab von sozialen Einschränkungen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Zwängen, eine Ausbildung zu absolvieren, berufliche <strong>und</strong> persönliche<br />

Erfahrungen zu sammeln oder finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen, trägt zur<br />

weiblichen Selbstbestimmung bei.<br />

Die Rollenverhältnisse im Herkunftsland bestimmen oft entscheidend die Möglichkeiten<br />

von Frauen, als eigenständige Individuen auszuwandern. Nicht immer finden<br />

Migrantinnen in ihrer Heimat die notwendige finanzielle <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Unterstützung für ihre Entscheidung, so dass transnationale Netzwerke, Familienbindungen<br />

<strong>und</strong> Diasporagemeinschaften eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung<br />

der Entscheidung spielen. In diesen „transnationalen Räumen“ zirkulieren<br />

Waren, Informationen <strong>und</strong> Menschen. Hier erfahren Migrantinnen, wo sie Arbeit<br />

finden können <strong>und</strong> tauschen Informationen über die im Aufnahmeland herrschenden<br />

Lebensbedingungen <strong>und</strong> rechtlichen Regelungen aus. Netzwerke <strong>und</strong> Verbindungen<br />

zur Diaspora sind auch deshalb wichtig, weil sie – wie bei allen Wanderungsbewegungen<br />

– die anfänglichen Kosten der <strong>Migration</strong> für Neuankommende<br />

beträchtlich reduzieren.<br />

Weibliche Flüchtlinge<br />

Nicht die weltweiten Wanderungen insgesamt, sondern auch die weltweiten<br />

Fluchtbewegungen weisen einen erheblichen Frauenanteil auf; es gibt fast ebenso<br />

viele weibliche wie männliche Flüchtlinge. Frauen werden aufgr<strong>und</strong> ihrer Religion,<br />

ihrer politischen Einstellung <strong>und</strong> ihres zivilgesellschaftlichen Engagements<br />

geschlechtspezifisch verfolgt. Sie müssen ebenso wie Männer <strong>und</strong> Kinder vor Krieg<br />

<strong>und</strong> Naturkatastrophen, Hungersnot, Armut <strong>und</strong> aus anderen lebensbedrohenden<br />

<strong>und</strong> lebensfeindlichen Situationen fliehen.<br />

Es werden allerdings mehr Männer als Flüchtlinge anerkannt, da sie häufiger die<br />

geschlechtsneutral formulierten Anforderungen der Genfer Flüchtlingskonvention<br />

erfüllen (Campini 2004). Im Jahr 1993 nahm Kanada als erster Staat Empfehlungen<br />

des UNHCR auf <strong>und</strong> berücksichtigt seither die geschlechtspezifische Verfolgung<br />

bei der Flüchtlingsanerkennung. Diesem Beispiel folgten seither unter anderem<br />

die USA <strong>und</strong> Australien (1996), Großbritannien (2000), Schweden (2001) <strong>und</strong><br />

nach dem In-Kraft-Treten des Aufenthaltsgesetzes ab 2005 auch Deutschland. Auch<br />

im Richtlinienentwurf der EU zur Definition des Flüchtlingsbegriffs <strong>und</strong> des subsidiä-<br />

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