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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

von Zuwanderern mit ihren kulturellen <strong>und</strong> sozialen Eigenheiten, der Pflege der Herkunftssprache,<br />

ihrer Religion <strong>und</strong> ihren Eigenständigkeit <strong>und</strong> Verschiedenheit betonenden<br />

Lebensweisen den sozialen Zusammenhalt der Aufnahmegesellschaft sprengen<br />

könnte. Zwar wurde nicht gefordert, dass Zuwanderer ihre Herkunftskultur aufgeben<br />

sollten, aber doch, dass die Kultur der Mehrheitsgesellschaft nicht in<br />

Bedrängnis geraten dürfe. Bei der Neuausrichtung der <strong>Integration</strong>spolitik ging – <strong>und</strong><br />

geht – es dementsprechend um ein ausgewogenes Verhältnis von Vielfalt <strong>und</strong> Einheit,<br />

um Verschiedenartigkeit <strong>und</strong> Gemeinsamkeit in Sprache, Wert- <strong>und</strong> Normorientierungen,<br />

im Alltagsleben <strong>und</strong> bei der Interaktion im öffentlichen Raum.<br />

Die Politik der sich stärker um <strong>Integration</strong> bemühenden EU-Staaten ist vor allem<br />

darauf gerichtet, Kenntnis <strong>und</strong> Gebrauch der Sprache sowie Vertrautheit mit<br />

Geschichte, Kultur, Verfassung <strong>und</strong> Rechtsordnung des Aufnahmelandes zu fördern.<br />

Dies ist in den nördlichen <strong>und</strong> westlichen EU-Staaten der Fall, insbesondere<br />

im flämischen Teil Belgiens, in Dänemark, Finnland, Frankreich, den Niederlanden,<br />

Norwegen, Österreich, Schweden sowie im Vereinigten Königreich, in jüngerer Zeit<br />

auch in Deutschland. Auch in den südlichen EU-Staaten hat eine entsprechende<br />

Diskussion eingesetzt (Gutachten Entzinger), <strong>und</strong> das Thema <strong>Integration</strong> hat<br />

sowohl im Europäischen Parlament als auch in der Europäischen Kommission<br />

inzwischen erhebliche Beachtung gef<strong>und</strong>en (Committee on <strong>Migration</strong>, Refugees<br />

and Demography 2003, EU-Kommission 2003).<br />

In ihrer <strong>Integration</strong>spolitik gingen die EU-Staaten lange entweder davon aus,<br />

dass sich die Migranten früher oder später selbst integrieren (Frankreich, Vereinigtes<br />

Königreich) oder dass sie in ihre Heimatländer zurückkehren würden<br />

(Benelux-Länder, Deutschland, Österreich). Auch hier haben sich Denken <strong>und</strong><br />

Handeln in den zurückliegenden Jahren verändert. Die Realitäten des Wanderungsgeschehens<br />

werden stärker zur Kenntnis <strong>und</strong> als wichtige politische Themen<br />

wahrgenommen. Gewachsen ist die Aufmerksamkeit für <strong>Integration</strong>sdefizite<br />

in schulischer <strong>und</strong> beruflicher Bildung, für fehlende Sprachkenntnisse <strong>und</strong><br />

überproportional hohe Arbeitslosigkeit, die nicht nur die öffentlichen Kassen<br />

belasten, sondern auch zu sozialer <strong>und</strong> ökonomischer Marginalisierung der<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten führen. Das betrifft vorrangig Wohlfahrtsstaaten<br />

wie Dänemark, Deutschland, die Niederlande oder Schweden, ist aber nicht nur<br />

auf diese Länder beschränkt.<br />

Notwendige Qualifizierung<br />

In den meisten EU-Staaten setzt sich die Einsicht durch, dass angesichts des globalen<br />

Wettbewerbs die Fähigkeiten neuer Zuwanderer genutzt werden müssen, dann aber<br />

auch das Humanpotenzial der früher Zugewanderten nicht ungenutzt bleiben darf.<br />

Den gestiegenen Anforderungen an Qualifizierung soll stärker Rechnung getragen<br />

werden. Dabei jedoch wird die positive Rolle von Migranten für die kulturelle, soziale,<br />

technische <strong>und</strong> ökonomische Entwicklung des Aufnahmelandes, die internationalen<br />

Wirtschaftsbeziehungen oder die Entwicklungshilfe in vielen Ländern noch immer<br />

unterschätzt; die klassischen Einwanderungsländer Australien, Kanada, Neuseeland<br />

<strong>und</strong> die USA, aber auch frühere Kolonialstaaten wie Frankreich, die Niederlande oder<br />

das Vereinigte Königreich sind für diese Sichtweise traditionell offener. Generell ist<br />

festzustellen, dass Regierungen sich nicht nur angesichts erkennbarer <strong>Integration</strong>s-<br />

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