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Migration und Integration - RatSWD

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Besondere Konfliktbereiche bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung <strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

Die Gestaltung einer umfassenden Einwanderungs- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>spolitik kann<br />

nicht gegen die Mehrheitsbevölkerung ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> durchgesetzt<br />

werden. Daher muss die Akzeptanz in der Bevölkerung gefördert werden. Die Vermittlung<br />

der langfristigen Notwendigkeit von Zuwanderung ist angesichts der<br />

meist kurzfristigen politischen <strong>und</strong> individuellen Planungshorizonte besonders<br />

schwierig. Zuletzt hat die Unabhängige Kommission „Zuwanderung“ in ihrem<br />

Bericht auf diesen schon vordem von Wissenschaftlern <strong>und</strong> Politikberatern immer<br />

wieder angesprochenen Zusammenhang hingewiesen.<br />

Die Akzeptanz von Zuwanderung <strong>und</strong> einzelnen Zuwanderergruppen in der Bevölkerung<br />

ist ambivalent. Je nach Lage der Wirtschaft <strong>und</strong> Form der Wahlkampfauseinandersetzungen<br />

sind die Werte für die Zustimmung oder Ablehnung der<br />

Zuwanderung unterschiedlich hoch. Die Ursachen für die Schwankungen im Stimmungsbild<br />

sind komplex <strong>und</strong> nicht eindeutig erklärbar; aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

methodischer Ansätze verschiedener Umfragen lassen sich die Ergebnisse<br />

nicht einfach miteinander vergleichen. Gleichwohl zeigen Studien zu den Einstellungen<br />

der Bevölkerung wichtige Trends auf. Der Zuwanderungsrat weist darauf<br />

hin, dass Vorbehalte gegenüber einer künftigen Zuwanderung nicht zwangsläufig<br />

Ausdruck einer Abgrenzung gegenüber der schon hier lebenden Zuwandererbevölkerung<br />

oder gar von allgemeiner Ausländerfeindlichkeit sind.<br />

Repräsentative empirische Untersuchungen für Deutschland<br />

Insgesamt lassen sich in den verschiedenen Studien mehrere Bef<strong>und</strong>e ausmachen,<br />

welche die aktuelle Gültigkeit älterer Untersuchungsbef<strong>und</strong>e bestätigen:<br />

• Unabhängig von der kurzfristigen konjunkturellen Lage nimmt seit 1991 der<br />

Anteil jener Westdeutschen in geringem Ausmaß zu, die eine Begrenzung des<br />

Zuzugs von Arbeitnehmern, aber auch von Flüchtlingen <strong>und</strong> (Spät-)Aussiedlern<br />

befürworten. Die ALLBUS-Daten weisen eine Steigerung der Zustimmung für<br />

eine Begrenzung des Zuzugs von Arbeitskräften aus Drittstaaten von 61 Prozent<br />

(1991) auf 72 Prozent (2002) aus. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der europäischen <strong>Integration</strong><br />

besonders Besorgnis erregend ist die über Jahre hinweg niedrige Akzeptanz<br />

der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU. Einen uneingeschränkten<br />

Zuzug von EU-Arbeitnehmern befürworteten 1991 nur 34 Prozent sowie 2002<br />

nur noch bei 32 Prozent. Es liegt nahe, dass diese Einstellung ihre Ursachen in<br />

der steigenden Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Ängsten hat. Dabei<br />

ist zu beachten, dass nicht die Erfahrung von Arbeitslosigkeit als solche zu Ausländerfeindlichkeit<br />

führt, sondern eher ein niedriges Bildungsniveau, das allerdings<br />

auch die erhöhte Gefahr eines Arbeitsplatzverlustes birgt.<br />

Bei der Forderung nach einer völligen Unterbindung des Zuzugs unterschiedlicher<br />

Zuwanderergruppen ergibt sich aus den ALLBUS-Daten für das Jahr 2002<br />

ein Zusammenhang mit dem vorhandenen Bildungsabschluss. So befürworten<br />

beispielsweise 28 Prozent der Westdeutschen mit Hauptschulabschluss die völlige<br />

Abschottung des Arbeitsmarktes. Bei Westdeutschen mit Fachhochschuloder<br />

Hochschulreife liegt die Zustimmung nur bei 9 Prozent. Mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

zeigen sich in der hohen Ablehnung gering Qualifizierter auch<br />

die eigene Aussichtslosigkeit <strong>und</strong> Angst vor einer möglichen Verdrängung vom<br />

eigenen Arbeitsplatz durch Zuwanderer. Dass die eigene ökonomische Lage die<br />

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