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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

Allerdings ist offensichtlich, dass der weltweite Wettbewerb um qualifizierte<br />

Arbeitskräfte zunehmen wird, da der demografische Trend in nahezu allen entwickelten<br />

Ländern vergleichbar ist. Die um qualifizierte <strong>und</strong> hoch qualifizierte<br />

Arbeitskräfte konkurrierenden Volkswirtschaften werden sowohl quantitative als<br />

auch qualifikatorische Ziele (die beispielsweise die Struktur der Zuwanderer beeinflussen)<br />

verfolgen, um für ausländische Arbeitskräfte attraktiv zu werden.<br />

Welche Arbeitskräfte werden nachgefragt?<br />

Entgegen der verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung bestimmt nicht ein massenhaftes<br />

Wegbrechen von Arbeitsplätzen die Situation am deutschen Arbeitsmarkt.<br />

Der Stellenabbau konzentriert sich vielmehr auf einzelne Branchen <strong>und</strong><br />

Berufe <strong>und</strong> betrifft insbesondere diejenigen, die aus unterschiedlichen Gründen<br />

nicht schnell neue oder gar keine Alternativen am Arbeitsmarkt finden können.<br />

Diese Problemlagen prägen die öffentliche Wahrnehmung in starkem Maße <strong>und</strong><br />

führen selbst in der wissenschaftlichen Diskussion immer wieder zur Formulierung<br />

der These vom beschäftigungslosen Wachstum („jobless growth“). In dieser<br />

Perspektive bleiben aber jene Branchen <strong>und</strong> Berufe unbeleuchtet, in denen zur<br />

gleichen Zeit neue Arbeitsplätze entstehen. Weil der Abbau tendenziell in traditionsreichen,<br />

bekannten <strong>und</strong> auch großen Unternehmen stattfindet, wird er<br />

auch deshalb stärker wahrgenommen als der Beschäftigungsaufbau, der sich<br />

überwiegend in einer Vielzahl neuer <strong>und</strong> kleinerer Betriebe vollzieht <strong>und</strong> dabei<br />

zum Teil auch ganz neue Märkte <strong>und</strong> berufliche Tätigkeiten betrifft. Kennzeichnend<br />

für die Gesamtentwicklung ist eine seit Jahren mit den konjunkturellen<br />

Schwankungen der wirtschaftlichen Lage mitschwingende recht stabile Gesamtnachfrage<br />

nach Arbeitskräften. So lag die Gesamtzahl der Erwerbstätigen in<br />

West- <strong>und</strong> Ostdeutschland im Jahr 2003 mit 34,1 Millionen Personen um 2,0 Prozent<br />

höher als 1996. Bezieht man die Zahl der selbstständig Tätigen <strong>und</strong> ihrer mithelfenden<br />

Familienangehörigen mit ein, so liegt die Steigerungsrate noch etwas<br />

höher: bei 2,6 Prozent. Dieses Wachstum reicht allerdings bei weitem nicht aus,<br />

um alle Menschen, die eine Erwerbsarbeit suchen, mit Arbeitsplätzen zu versorgen.<br />

Trotz großer Popularität dieser Behauptung ist in der Gesamtentwicklung des<br />

Arbeitsmarktes keine generelle „Erosion des Normalarbeitsverhältnisses“ festzustellen:<br />

Die steigende Nachfrage nach Teilzeitbeschäftigten geht nicht systematisch<br />

zu Lasten der Vollzeitbeschäftigung, vielmehr geht der Anteil Nicht-Erwerbstätiger<br />

zurück (Wagner 2000, 1998). Konjunkturbedingte Schwankungen dürfen für eine<br />

langfristige Betrachtung deshalb nicht überbewertet werden.<br />

Steigende Zahl von Selbstständigen<br />

Dass die Zahl der Selbstständigen stärker wächst als andere Erwerbsformen (+ 7,9<br />

Prozent), liegt im strukturellen Veränderungstrend moderner Volkswirtschaften<br />

<strong>und</strong> gehört zu deren wirtschafts- <strong>und</strong> beschäftigungspolitischen Zielsetzungen.<br />

Insbesondere die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Akteure in Deutschland sind<br />

bemüht, beim Anteil der Selbstständigen im Erwerbssystem den Abstand zu vergleichbaren<br />

Ländern zu verringern <strong>und</strong> können hierbei erste Erfolge verbuchen. In<br />

der Öffentlichkeit, an den Hochschulen, in der Arbeitsmarktpolitik <strong>und</strong> in unter-<br />

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