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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

rung aus der entsprechenden Region wirtschaftlich <strong>und</strong> gesellschaftlich hilfreich<br />

sein muss.<br />

Auch lassen sich für einheimische Arbeitgeber <strong>und</strong> ausländische Arbeitnehmer in<br />

bestimmten Bereichen der Wirtschaft <strong>und</strong> des Arbeitsmarktes gewinnbringende<br />

Erfahrungen nicht notwendigerweise auf andere Bereiche oder gar auf Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmarkt insgesamt übertragen. Schließlich können Aussagen über die<br />

Wirkungen von Zuwanderung, die heute Gültigkeit haben, auch durch mittel- bis<br />

langfristige Folgeerscheinungen relativiert werden.<br />

<strong>Integration</strong> verlangt beiden Seiten, der Mehrheitsgesellschaft ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> der Zuwandererbevölkerung, Anpassungs- <strong>und</strong> Akzeptanzleistungen<br />

ab. Dabei sind die zu erbringenden (<strong>und</strong> auch ausdrücklich zu fordernden) Leistungen<br />

der Zuwanderer notwendigerweise ungleich höher als diejenigen der<br />

Mehrheitsgesellschaft. Generell aber bedeutet <strong>Integration</strong> ein aktives Aufeinanderzugehen<br />

von Zugewanderten <strong>und</strong> Mehrheitsbevölkerung.<br />

Dies ist auch eine der Botschaften der in einer Art transatlantischen Konvergenz<br />

sowohl in Europa als auch in den USA wieder auflebenden, heute jedoch wesentlich<br />

differenzierteren Assimilationskonzepte, die nichts mehr mit den früheren integrativen<br />

Einbahnstraßen im Sinne einseitiger kultureller Anpassungszwänge zu tun<br />

haben <strong>und</strong> durchaus Raum für Verschiedenheit lassen (Alba/Nee 2004, Esser 2004).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich verändern <strong>Integration</strong>sprozesse in großer Zahl die Teilbereiche, in<br />

welchen die <strong>Integration</strong> erfolgt. Nachfolgende <strong>Integration</strong>sprozesse treffen daher<br />

oft auf veränderte Bedingungen <strong>und</strong> sind nicht ohne weiteres mit früheren vergleichbar.<br />

Dies gilt auch über die Zuwanderergenerationen hinweg: So treffen<br />

z.B. von der Zweiten Generation aus dem Herkunftsgebiet der Ersten Generation<br />

nachgeholte Ehepartner auf durchaus andere <strong>Integration</strong>sbedingungen als dies<br />

bei der Ersten Generation der Fall war. Hierdurch kann <strong>Integration</strong> sowohl erleichtert<br />

als auch erschwert werden: erleichtert, wenn sich die Nachwandernden der<br />

<strong>Integration</strong>shilfen zuvor zugewanderter Verwandter oder Bekannter bedienen<br />

können; erschwert, wenn der damit jeweils neu beginnende den schon fortgeschrittenen<br />

<strong>Integration</strong>sprozess von Vorausgewanderten verlangsamt oder sogar<br />

zurückwirft.<br />

„Ethnische Kolonien“:<br />

<strong>Integration</strong>shilfen <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sbarrieren<br />

Der Begriff der „ethnischen Kolonie“ hat in der weiteren Öffentlichkeit bis hinauf<br />

zum B<strong>und</strong>espräsidenten Beachtung gef<strong>und</strong>en. Wandern viele Menschen aus<br />

soziokulturell <strong>und</strong> sprachlich anders geprägten Herkunftsgebieten ein, können<br />

ethnokulturell geprägte Herkunftsgemeinschaften (die in der internationalen<br />

Diskussion oft auch als „Enklaven“, „Kolonien“, „communities“ oder „neighbourhoods“<br />

bezeichnet werden) entstehen, denen im <strong>Integration</strong>sprozess unterschiedliche<br />

Funktionen zufallen können. Sie sind oft für die Erste Generation<br />

typisch, können aber bei lange anhaltenden Zuwanderungen auch intergenerativ<br />

stabil bleiben – weil es eben immer wieder neue Zuwanderer gibt, die sich hier<br />

eingliedern, während andere sich spätestens in der Zweiten Generation dort ausgliedern<br />

(Heckmann 1981, Bade 1983, Alba/Nee 2004, Esser 2004).<br />

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