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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

erschwert die Tatsache, dass knapp die Hälfte der jüdischen Migranten älter als 45<br />

Jahre sind, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dies liegt daran, dass Ältere insgesamt<br />

Schwierigkeiten haben, sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu behaupten<br />

<strong>und</strong> das Potenzial der älteren Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nicht vollständig<br />

genutzt wird.<br />

Zusätzlich zu diesbezüglichen Reformen ist es dringend erforderlich, Abschlüsse<br />

von Migranten in größerem Umfang anzuerkennen. Die Kompetenzen von Migranten<br />

können z.B. in kurzen Betriebspraktika ermittelt werden, auf deren Gr<strong>und</strong>lage<br />

die Anerkennung erfolgen kann. Zusätzlich können die örtlichen Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelskammern stärker in die Anerkennungsverfahren eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />

Eine solche Vorgehensweise würde auch die Berufsberatung erleichtern, weil<br />

zusätzliche Informationen vorlägen. Alternativ könnte analog der kanadischen<br />

Praxis verfahren werden: Dort erfolgt zunächst eine „vorläufige Anerkennung“<br />

(„provisional licences“). Mit einem solchen Abschluss können Migranten bis zu zwei<br />

Jahre als Praktikant arbeiten <strong>und</strong> in dieser Zeit zusätzliche Qualifikationsmaßnahmen<br />

durchlaufen, um eine unbefristete Anerkennung zu erhalten. Eine möglichst<br />

schnelle <strong>und</strong> gleichwertige Anerkennung ist auch deshalb von hoher Bedeutung,<br />

weil ansonsten die Gefahr besteht, dass die Migranten arbeitslos werden <strong>und</strong> ihre<br />

mitgebrachten Fähigkeiten verlernen, wodurch sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

weiter verschlechtern.<br />

Zur Verbesserung der Situation von Migranten auf dem deutschen<br />

Arbeitsmarkt müssen ausländische Abschlüsse in größerem Umfang<br />

anerkannt werden.<br />

Auch in Zukunft wird die Situation der gering Qualifizierten in Deutschland besondere<br />

Aufmerksamkeit erfordern. So prognostiziert die IAB/Prognos Studie zur Entwicklung<br />

des Arbeitsmarktes einen klaren Trend hin zur steigenden Nachfrage<br />

nach Hochschul- <strong>und</strong> Fachhochschulabsolventen sowie einen Rückgang der Nachfrage<br />

nach gering Qualifizierten (Weidig et al. 1999).<br />

Die Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten des Arbeitsmarktes für<br />

gering Qualifizierte ist derzeit an ihre Grenzen gestoßen. Die Steuerung<br />

der arbeitsmarktorientierten Zuwanderung muss den Zuzug von<br />

gering Qualifizierten daher begrenzen. Eine gewisse Zuwanderung dieser<br />

Gruppe ist allerdings aus humanitären Gründen zu akzeptieren.<br />

Eine Erhöhung des allgemeinen Bildungsniveaus der bereits hier lebenden<br />

Migranten ist eine wesentliche Voraussetzung für eine gelingende<br />

<strong>Integration</strong> in den Arbeitsmarkt. Gering Qualifizierte müssen besser in<br />

den Arbeitsmarkt integriert werden. Arbeitslose Migranten sind von<br />

beiden Problemen besonders betroffen <strong>und</strong> würden deshalb auch von<br />

den Erfolgen einer solchen arbeitsmarktpolitischen Strategie in besonderem<br />

Maße profitieren.<br />

Fazit<br />

Die Situation von Personen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> auf dem deutschen Arbeitsmarkt<br />

ist im Durchschnitt zwar schlechter als die der Mehrheitsbevölkerung ohne<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>, doch gibt es auch große Unterschiede innerhalb der Migrantengruppen.<br />

Trotz derzeit hoher Arbeitslosigkeit vor allem unter Ausländern<br />

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