08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die <strong>Migration</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>spolitik der EU als Rahmen der deutschen Politik<br />

Der Vorschlag für eine „Richtlinie des Rates über die Erteilung kurzfristiger Aufenthaltstitel<br />

für Opfer der Beihilfe zur illegalen Einwanderung <strong>und</strong> des Menschenhandels,<br />

die mit den zuständigen Behörden kooperieren” wurde am 29. April 2004<br />

angenommen (vgl. Kap. 8.1., 8.2). Die Richtlinie eröffnet Mitgliedstaaten die Möglichkeit,<br />

Opfern von Menschenhändlern <strong>und</strong> Personen, die im Zusammenhang mit<br />

Schleusungskriminalität mit den Strafverfolgungsbehörden kooperieren, einen<br />

kurzfristigen Aufenthaltstitel zu erteilen.<br />

Ziel der „Richtlinie 2003/110/EG des Rates vom 25. November 2003 über die Unterstützung<br />

bei der Durchbeförderung im Rahmen von Rückführungsmaßnahmen<br />

auf dem Luftweg” ist eine Intensivierung der praktischen Zusammenarbeit der<br />

Behörden der Mitgliedstaaten bei Rückführungen auf dem Luftweg sowie eine einheitliche<br />

Verfahrensregelung für Transit-Rückführungen. Diese Richtlinie ist bis<br />

zum 6. Dezember 2005 umzusetzen.<br />

2.2 Entwicklungsperspektiven<br />

Beachtliche Fortschritte bei der Verwirklichung einer gemeinsamen<br />

<strong>Migration</strong>spolitik<br />

86<br />

Die Verwirklichung einer gemeinsamen europäischen <strong>Migration</strong>spolitik kann in den<br />

letzten Jahren beachtliche Fortschritte verzeichnen. Kommission <strong>und</strong> Rat haben die<br />

Herausforderung, nationale Kompetenz auf die EU zu übertragen, mit Einfallsreichtum<br />

<strong>und</strong> Mut aufgenommen. Im Spannungsfeld des Interesses an einer Vereinheitlichung<br />

einerseits <strong>und</strong> an der Rücksichtnahme auf gegenläufige Interessen der Mitgliedstaaten<br />

andererseits ist ein System flexibler Maßnahmen entstanden. Teils wurden strikte Regelungen<br />

vereinbart, teils nationale Spielräume oder Besitzstände belassen <strong>und</strong> teils<br />

(begrenzte) Abweichungen zugelassen. Auf diese Weise wurden, nicht zuletzt mit dem<br />

Blick auf die EU-Erweiterung im Mai 2004, auch für viele strittige Fragen in die Zukunft<br />

weisende <strong>und</strong> zukunftstaugliche Lösungen gef<strong>und</strong>en. Dennoch bleiben noch wichtige<br />

Bereiche, insbesondere die Zuwanderung Erwerbstätiger, zu verhandeln.<br />

Die Bedeutung der auf EU-Ebene getroffenen Regelungen darf nicht unterschätzt werden;<br />

schon die Darstellung der beschlossenen <strong>und</strong> geplanten Instrumente hat gezeigt,<br />

wie stark diese im Zuge ihrer Umsetzung in nationales Recht die Steuerungsmöglichkeiten<br />

von <strong>Migration</strong> in den Mitgliedstaaten bestimmen werden. In Zukunft wird es angesichts<br />

dieses Entwicklungsstandes der europäischen Politik weniger darum gehen, nationale<br />

Lösungsstrategien zu entwickeln, als darum, deutsche Interessen bei den Verhandlungen<br />

über noch ausstehende Regelungen auf EU-Ebene möglichst wirksam zu<br />

vertreten <strong>und</strong> die dann vereinbarten gemeinsamen Lösungen zügig umzusetzen. Dabei<br />

sollten die durch Mindeststandards eröffneten Spielräume nicht für Minimallösungen<br />

genutzt, sondern es soll insbesondere im humanitären Bereich eine Erhöhung des Schutzniveaus<br />

angestrebt werden.<br />

Mit der Einigung über die Europäische Verfassung am 18./19. Juni 2004 wurde ein neuer<br />

institutioneller Rahmen geschaffen. Sowohl die Entscheidungsverfahren (Mitentscheidungsverfahren<br />

<strong>und</strong> qualifizierte Mehrheit im Ministerrat) als auch die Ausweitung der<br />

Zuständigkeiten der EU in den Bereichen <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Asyl werden den Prozess der<br />

Vergemeinschaftung deutlich voran bringen.<br />

Dieser Prozess wird auch weiterhin verhandlungs- <strong>und</strong> zeitaufwändig sein <strong>und</strong> durch<br />

national unterschiedliche historische Erfahrungen, Problemlagen <strong>und</strong> politisch-institu-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!