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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

In der folgenden politischen Debatte wurde einerseits angeführt, dass das<br />

Kopftuch nicht nur ein religiöses Symbol, sondern ein Zeichen der Unterdrückung<br />

vieler muslimischer Frauen sowie von Islamismus <strong>und</strong> F<strong>und</strong>amentalismus<br />

sei, das Kruzifix hingegen für eine seit Jahrh<strong>und</strong>erten gepflegte Tradition<br />

des christlich-abendländischen Kulturkreises stehe. Von anderer Seite<br />

wurde argumentiert, dass unsere Rechtsordnung Religionsfreiheit <strong>und</strong> eine<br />

Gleichbehandlung der Religionen vorschreibe, <strong>und</strong> dass daher ein Verbot<br />

des Kopftuchs bei gleichzeitiger Duldung christlicher Symbole falsch sei.<br />

Toleranz <strong>und</strong> Akzeptanz von religiöser Orientierung seien wichtige Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für die <strong>Integration</strong>.<br />

Der Zuwanderungsrat ist in diesem Zusammenhang besorgt, dass sich eine<br />

Ausweitung des umstrittenen <strong>und</strong> auch im Zuwanderungsrat mit Skepsis<br />

betrachteten Kopftuchverbotes nachteilig auf die <strong>Integration</strong> von Menschen<br />

mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> auswirken könnte. Dies könnte bei den Betroffenen<br />

den Eindruck hervorrufen, dass sich <strong>Integration</strong>sbemühungen, beispielsweise<br />

um eine gute Schul- <strong>und</strong> Berufsausbildung, letztlich nicht lohnten. Zudem können<br />

solche Verbote von radikalen Meinungsführern ausgenutzt werden.<br />

Die staatliche Schule ist zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet. Dementsprechend<br />

verbietet es sich nach Auffassung des Zuwanderungsrates<br />

außerhalb des bekenntnisorientierten Religionsunterrichts, durch Symbole<br />

oder Argumente auf Schüler Druck auszuüben, um sie in eine bestimmte<br />

weltanschauliche Richtung zu drängen. Dies gilt für Moslems ebenso wie für<br />

Christen <strong>und</strong> alle anderen Religionen. Religionsfreiheit bedeutet auch die<br />

Anerkennung von Differenzierung, <strong>und</strong> wer diesem Gr<strong>und</strong>satz nicht folgt,<br />

kann fallspezifisch zur Rechenschaft gezogen werden.<br />

Ges<strong>und</strong>heit ist eine Voraussetzung für die Teilnahme an vielen Lebensbereichen.<br />

Die Belastungen durch die Arbeit, die Aufrechterhaltung von Familien unter Bedingungen<br />

der räumlichen Trennung oder auch die Bewältigung von Bildungsprozessen<br />

haben Auswirkungen auf die psychische <strong>und</strong> körperliche Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeiten, diese zu erhalten. Der Zugang zum Ges<strong>und</strong>heitssystem ist ein Indikator<br />

für <strong>Integration</strong>, ebenso wie umgekehrt die Inanspruchnahme des Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />

durch Migranten die Risiken aufzeigt, die mit ihrer Lebensführung<br />

jeweils verb<strong>und</strong>en sind. Auch das Angebot von in dieser Hinsicht bedürfnisspezifischen<br />

Versicherungsleistungen ist ein Indikator für <strong>Integration</strong>.<br />

Die Massenmedien Fernsehen, Hörfunk, Presse, Film <strong>und</strong> Internet spiegeln die politischen,<br />

kulturellen <strong>und</strong> sozialen Themen wider, die in einer Gesellschaft als relevant<br />

gelten. Die Nutzung von Medien ist daher ein Indikator für die sozialen <strong>und</strong><br />

kulturellen Bezugspunkte von Migranten. Ihr Nutzer- <strong>und</strong> Konsumverhalten kann<br />

je nach Fall entweder als Hinwendung zum Einwanderungsland oder aber als<br />

anhaltende Orientierung an Herkunftsland <strong>und</strong> Herkunftskultur gewertet werden.<br />

Umgekehrt ist auch der auf <strong>Migration</strong> reagierende (oder eben nicht reagierende)<br />

Strukturwandel von Massenmedien – beispielsweise ein mehrsprachiger Zeitungs<strong>und</strong><br />

Büchermarkt, migrantenspezifische Programme oder die Beschäftigung von<br />

Migranten in R<strong>und</strong>funk, Presse <strong>und</strong> Fernsehen – ein Indikator für <strong>Integration</strong>sprozesse.<br />

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