Migration und Integration - RatSWD

Zur Notwendigkeit aussagekräftiger Indikatoren und Datengrundlagen
rungsrat angeregt. Der Rat wird sich bemühen, diesen Prozess im Grundsätzlichen
wie im Konkreten aktiv zu begleiten.
Bei der Entwicklung und Anwendung von Integrationsindikatoren muss darauf
geachtet werden, dass ihre Kosten in einem sinnvollen Verhältnis zu den Ergebnissen
stehen. Sie müssen daher vollzugsfähig und finanzierbar sein.
9.3 Datensituation in Deutschland:
Migrations- und Integrationspolitik
„im Blindflug“
Zur wissenschaftlichen Analyse des Migrations- und Integrationsgeschehens
bedarf es nicht nur der statistischen Erfassung von Zuwanderern, sondern auch
einer ausgebauten Wanderungsstatistik. Während der Bestand von Zuwanderern
von der amtlichen und der wissenschaftsgetragenen Statistik erfasst werden kann
und wird, ist die statistische Erhebung des Wanderungsgeschehens eine ausgesprochene
Domäne der amtlichen Statistik.
Nationale Wanderungsstatistiken sagen ohne internationalen
Vergleich wenig aus
Die Wanderungsstatistik in Deutschland ist – wie in praktisch allen Staaten – hauptsächlich
national ausgerichtet und orientiert sich kaum an internationaler Vergleichbarkeit,
obwohl diese bei der Evaluierung internationaler Wanderungen
naturgemäß besonders wichtig ist und sich der Europarat dazu verpflichtet hat.
Ein internationaler Vergleich der quantitativen Erfassung von Migration zeigt, dass
ausgeprägte internationale Differenzen in den Definitionen und in der Qualität der
Daten bestehen (Lederer 2004). Dies ist zum einen auf die unterschiedlichen länderspezifischen
Rechtsgrundlagen und die daraus resultierenden unterschiedlichen
Definitionen von Migration zurückzuführen, die nicht zuletzt von der Migrationstradition
des jeweiligen Staates beeinflusst werden. Zum anderen haben die Staaten
voneinander abweichende Datenerfassungssysteme entwickelt, die auf unterschiedliche
Datenquellen (z.B. kommunale Wanderungsstatistik oder Volkszählungen)
mit z.T. erheblichen Qualitätsunterschieden zurückgreifen.
Wie gravierend die Unterschiede sind, zeigt auch das Projekt „Comparing National
Data Sources in the Field of Migration and Integration“ (COMPSTAT). Unter der
Federführung des International Center for Migration Policy Development (ICMPD)
und des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung wurde
mit EU-Finanzierung eine Online-Metadatenbank aufgebaut, die einen Überblick
über die migrations- und integrationsrelevanten Datensammlungen in zehn europäischen
Ländern bietet (www.compstat.org).
Uneinheitliche Definitionskriterien, wer als Migrant gilt, sind nach wie vor das
Hauptproblem bei der Vergleichbarkeit von Wanderungszahlen (Lederer 2004).
Während in manchen Staaten der Aspekt des Wohnsitzwechsels das zentrale Kriterium
ist (etwa in Deutschland und Österreich), fokussiert z.B. das griechische Konzept
allein auf den rechtlichen Akt der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis. In
anderen Staaten ist die faktische Dauer des Aufenthaltes ausschlaggebend (z.B. Belgien,
Dänemark, Italien). Einige Staaten, wie etwa die Niederlande oder Schweden,
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