Migration und Integration - RatSWD

Integration: Chancen und Herausforderungen
Das ist aber nur die eine Seite des Bezirks. Die andere Seite ist, dass immer
mehr Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationsbranche
zuziehen, dass die Kunst- und Modebranche sich bevorzugt hier ansiedelt,
dass sich große Medienunternehmen wie Universal und MTV am Kreuzberger
Spreeufer niederlassen, dass Straßenzüge wie die Oranienstraße und die
Bergmannstraße inzwischen attraktive Einkaufsgebiete geworden sind, und
dass zunehmend privates Kapital in die Sanierung von Wohnhäusern investiert
wird, die jahrzehntelang einem allmählichen Verfall preisgegeben
waren.
Was bringt Unternehmen und auch viele jüngere Menschen mit einem höheren
Einkommen dazu, sich in diesem „Ausländer- und Problembezirk Berlins“
niederzulassen? Die Antwort haben die Bezirksbürgermeisterin, Cornelia
Reinauer, und der Integrations- und Migrationsbeauftragte des Berliner
Senats, Günter Piening, formuliert: „Der Ost-West-Bezirk Friedrichshain-
Kreuzberg ist einer der spannendsten, buntesten und zugleich multikulturellsten
Bezirke in der Bundeshauptstadt mit großen sozialen und kulturellen
Unterschieden. Hier leben Menschen unterschiedlicher Kulturen und mit
einer Vielfalt von Lebensformen zusammen.“
Vielfalt als Attraktion – und als zunehmend bedeutsames Element der wirtschaftlichen
Wertschöpfung: Es sind die Kontraste, beispielsweise zwischen
kiezverwurzelten Kleinunternehmen und weltweit tätigen Konzernen oder
zwischen der bunten Kunst-, Theater- und Musikszene und dem konservativbäuerlichen
Hintergrund vieler Einwanderer, die ein kreatives und von produktiver
Spannung, von kontinuierlicher Veränderung und Erneuerung
geprägtes Klima entstehen lassen. Diese Erkenntnis findet sich inzwischen
auch in vielen erfolgreichen Unternehmen, die in ihrer Personalpolitik auf
die Förderung ethnischer Vielfalt achten, und sie ist auch für die Stadtforschung
nicht neu, die schon seit langem auf die wirtschaftlichen Standortvorteile
multikultureller, toleranter und offener Städte hinweist.
Aber nicht nur in dieser Hinsicht sind die Kreuzberger Erfahrungen wertvoll.
Im Bezirk gibt es mittlerweile zahlreiche Initiativen, Selbsthilfegruppen und
Vereine, die zur Entwicklung und Umsetzung von Integrationsprogrammen
beitragen. Ohne diese oft innovativen Konzepte und Programme wären die
Integrationsprobleme im Bezirk noch weitaus größer. Daher lautet die
bezirksbezogene Programmatik: Selbsthilfepotenziale stärken, frühkindliche
Sprachförderung betreiben (auch bei deutschen Kindern), Nachbarschaft
stärken, soziale Defizite bekämpfen und demokratiefeindlichen Tendenzen
entgegenwirken.
7.4.1 Wohnsituation von Migranten
Der Wohnbereich ist in der Wahrnehmung der Mehrheitsgesellschaft und der
Zuwanderer ein sensibles Thema. Als zentraler Bestandteil der sozialen Lage ist die
Wohnsituation sowohl für die gesellschaftliche Positionierung als auch für das persönliche
Wohlbefinden und damit für den Integrationserfolg mitentscheidend.
Der Begriff „Wohnsituation“ umfasst neben Charakteristika der Wohnung (etwa
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