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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

7 <strong>Integration</strong>: Chancen<br />

<strong>und</strong> Herausforderungen<br />

In vielen entwickelten Industriestaaten nimmt die Bedeutung von <strong>Integration</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong>spolitik für Zuwanderer <strong>und</strong> mit Zuwanderern zu. Es wächst die Einsicht,<br />

dass die Staaten künftig mehr Zuwanderung als bisher haben <strong>und</strong> aus wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> demografischen Gründen auch brauchen werden. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> werden <strong>Integration</strong>sdefizite bei in früheren Phasen Zugewanderten<br />

<strong>und</strong> Unzulänglichkeiten der bisherigen <strong>Integration</strong>spolitik deutlicher wahrgenommen.<br />

Dies gilt auch für Deutschland. Der Auftrag des Zuwanderungsrates spiegelt<br />

diese neue Aufmerksamkeit für <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>spolitik.<br />

Der Zuwanderungsrat geht in seiner Analyse von <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>spolitik<br />

davon aus, dass moderne Gesellschaften funktional differenzierte Gesellschaften<br />

sind. In ihnen werden gesellschaftliche Teilhabe, Positionen <strong>und</strong> Ansehen den<br />

Mitgliedern nicht mehr vornehmlich über ethnische, religiöse oder andere Gruppenabhängigkeiten<br />

vermittelt, sondern primär über individuelle Leistung <strong>und</strong> Bildungsgrad.<br />

Moderne Gesellschaften sind durch eine Differenzierung in gesellschaftliche<br />

Teilbereiche gekennzeichnet. Teilnahme am gesellschaftlichen Leben<br />

bedeutet Teilhabe an diesen verschiedenen Teilbereichen.<br />

Dieses Gesellschaftsverständnis greift auf eine schon lange bestehende Analysetradition<br />

der Sozialwissenschaften zurück (Schimank 1996, Gutachten Bommes). Sie<br />

geht davon aus,<br />

• dass die verschiedenen Teilbereiche für die <strong>Integration</strong> von Migranten <strong>und</strong> ihre<br />

Lebenslagen jeweils bedeutsam sind, dass es dabei aber einige gibt, die für <strong>Integration</strong><br />

besonders wichtig sind: Wirtschaft/Arbeit, Bildung/Ausbildung/Sprache<br />

<strong>und</strong> Familie/Wohnumfeld;<br />

• dass die Art <strong>und</strong> Weise der <strong>Integration</strong> sich auf die Strukturen der gesellschaftlichen<br />

Teilbereiche auswirkt,<br />

• <strong>und</strong> dass es Wechselwirkungen zwischen dem Grad der <strong>Integration</strong> in den verschiedenen<br />

Teilbereichen gibt.<br />

In diesem Verständnis bedeutet <strong>Integration</strong> zunächst einmal eine allgemeine<br />

gesellschaftspolitische <strong>und</strong> keine spezifisch durch <strong>Migration</strong> bedingte Aufgabe.<br />

Generell geht es darum, wie Individuen – ob mit oder ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> –<br />

in die Gesellschaft einbezogen werden. Kein Individuum ist aber dauerhaft in allen<br />

Teilbereichen der Gesellschaft in gleicher Weise integriert, eben weil die moderne<br />

Gesellschaft keine homogene Einheit ist. Bei Migranten ist die Beteiligung in den<br />

gesellschaftlichen Teilbereichen oft anders strukturiert als bei der Mehrheitsbevölkerung<br />

ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. So waren beispielsweise die seit den<br />

1950er Jahren von der B<strong>und</strong>esrepublik angeworbenen Gastarbeiter im Arbeitsleben<br />

relativ gut integriert, jenseits des Arbeitsplatzes jedoch oft nur mangelhaft oder gar<br />

nicht.<br />

<strong>Integration</strong> zielt nach Auffassung des Zuwanderungsrates darauf, dass Menschen<br />

sich bei der Beteiligung an den verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen<br />

ihren Begabungen, ihrem Leistungsvermögen <strong>und</strong> ihrer Leistungsbereitschaft entsprechend<br />

möglichst uneingeschränkt <strong>und</strong> eigenständig entfalten können, dass sie<br />

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