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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

erkannt wird, dass es kulturell deutlich unterschiedliche Gewichtungen der Beteiligung<br />

an einzelnen gesellschaftlichen Teilbereichen ebenso geben kann wie kulturell<br />

ganz unterschiedlich geprägte Lebenskonzepte, daraus resultierende Orientierungsmuster<br />

<strong>und</strong> Prioritäten? Wo <strong>und</strong> wie wirken mentale Abwehrhaltungen,<br />

unangemessene <strong>Integration</strong>serwartungen bei der Mehrheitsgesellschaft oder<br />

auch entsprechende Fehldeutungen bei der Zuwandererbevölkerung als von beiden<br />

Seiten nicht ausreichend durchschaute Kommunikations- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sbarrieren?<br />

Akteure <strong>und</strong> Gestaltung der <strong>Integration</strong><br />

Ein für <strong>Integration</strong> besonders wichtiger Gesichtspunkt ist, dass Migranten nicht<br />

etwa allein durch <strong>Migration</strong>spolitik „integriert werden“, sondern dass <strong>Integration</strong><br />

auch ganz erheblich vom Eigenbeitrag der Zuwanderer abhängt. Diese Einsicht ist<br />

noch immer unzureichend verbreitet. Eine erfolgreiche <strong>Integration</strong>spolitik muss<br />

diesen Prozess durch differenzierte <strong>und</strong> doch in einem integralen Konzept abgestimmte<br />

Hilfestellungen fördernd, aber auch fordernd begleiten. Ein Leitgedanke<br />

dabei ist, dass wir mehr Politik mit Migranten als Politik für Migranten brauchen.<br />

Hinter der Frage nach dem Gelingen bzw. Misslingen von <strong>Integration</strong> steht – nicht<br />

nur für die Bevölkerung mit, sondern auch für diejenige ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

– ein bekanntes soziales Phänomen: Gelingt die Teilnahme in einem Bereich,<br />

wird der Erfolg in anderen Bereichen wahrscheinlicher, <strong>und</strong> umgekehrt. Wer eine<br />

qualifizierte <strong>und</strong> gut bezahlte Arbeit hat, dessen Kinder haben in der Regel bessere<br />

Erziehungs- <strong>und</strong> Ausbildungschancen. Außerdem sind in der Regel seine Möglichkeiten<br />

größer, politischen Einfluss zu nehmen, Zugang zu den Medien oder anderweitig<br />

öffentlich Gehör zu finden <strong>und</strong> seine Rechte wahrzunehmen, eine bessere<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung zu erhalten etc. Diese Dynamik gilt aber auch umgekehrt:<br />

Armut, sozialer Ausschluss sowie – bei Zuwanderergruppen – eine ethnisch strukturierte<br />

soziale Schichtung können, sich gegenseitig verstärkend, zum Misslingen<br />

von <strong>Integration</strong> beitragen <strong>und</strong> die Fähigkeit der Betreffenden zu einer selbständigen<br />

Lebensführung einschränken.<br />

<strong>Integration</strong>sförderung bedeutet in dieser an Teilbereichen orientierten Perspektive,<br />

die Handlungs- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit der Zuwanderer so zu fördern,<br />

dass ihnen eine möglichst selbstbestimmte, ungehinderte <strong>und</strong> – soweit ihr Rechtsstatus<br />

dies zulässt – gleichberechtigte Beteiligung an den wichtigsten gesellschaftlichen<br />

Bereichen erleichtert wird. Gesetzliche Regelungen müssen daher auch auf<br />

ihre integrationsfördernde oder -hemmende Wirkung hin überprüft <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

angepasst werden. Dies ist ein schwieriger Analyseprozess, für den es in<br />

Deutschland bei weitem noch keine geeignete Datenbasis gibt (vgl. Kap. 9).<br />

Aus diesem Verständnis von <strong>Integration</strong> ergibt sich, dass <strong>Integration</strong>spolitik zwar<br />

einen integralen konzeptionellen Rahmen braucht, dass die Umsetzung der einzelnen<br />

Maßnahmen sich aber an den Anforderungen <strong>und</strong> dem Entwicklungsstand in<br />

den einzelnen Teilbereichen orientieren muss. So wie die Zuwanderung durch<br />

Gesetze, Verordnungen, Verwaltungshandeln, monetäre Anreize <strong>und</strong> Kommunikationsmuster<br />

gesteuert werden kann, lässt sich auch <strong>Integration</strong> mit Hilfe geeigneter<br />

Instrumente fördern. Dabei sind kurz-, mittel- <strong>und</strong> langfristige Konsequenzen<br />

allerdings schwerer als bei der Zuwanderungssteuerung zu überschauen <strong>und</strong> zu<br />

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