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Migration und Integration - RatSWD

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Daten <strong>und</strong> Trends des Wanderungsgeschehens<br />

schung <strong>und</strong> der Politik noch immer vernachlässigt: Es gibt nur wenige Untersuchungen<br />

zu Abwanderungen <strong>und</strong> ihren Motiven; zudem werden die Fortzüge statistisch<br />

nur unzureichend erfasst. Belastbare Aussagen über den Umfang der dauerhaften<br />

oder zeitweiligen Abwanderung deutscher Fachkräfte sind deshalb kaum zu<br />

treffen. Ein Überblick über Ausmaß <strong>und</strong> Ursachen der Abwanderung wäre aber notwendig,<br />

um „Defizite in der Attraktivität des Wissenschafts- <strong>und</strong> Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschland zu identifizieren <strong>und</strong> entsprechend Abhilfe zu schaffen“ (Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft 2002: 1). Gr<strong>und</strong>sätzlich hat eine negative<br />

Wanderungsbilanz von Fachkräften <strong>und</strong> Hochqualifizierten in einer wissensbasierten<br />

Volkswirtschaft negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit (vgl.<br />

Kap. 6).<br />

Ausmaß der Abwanderung von Deutschen<br />

Die vorliegenden Statistiken zeigen, dass die Zahl der Fortzüge von Deutschen im<br />

zurückliegenden Jahrzehnt nicht konstant war. Die Zu- <strong>und</strong> Fortzugsstatistik des<br />

Statistischen B<strong>und</strong>esamtes weist vor allem in den Jahren 1994 bis 1996 einen Anstieg<br />

der Fortzüge aus (mit einem Höchststand von 138.280 Personen im Jahr 1994, vgl.<br />

Tab. 1.6). Im Durchschnitt wanderten zwischen 1991 <strong>und</strong> 2003 ca. 115.500 Deutsche<br />

pro Jahr ab. Im gleichen Zeitraum wanderten aber 236.300 Deutsche zu, so dass die<br />

Wanderungssalden von Deutschen positiv waren. Dies ist vor allem auf den Zuzug<br />

von Spätaussiedlern zurückzuführen.<br />

Angesichts dieser Tatsache wäre eine Unterscheidung zwischen Spätaussiedlern<br />

<strong>und</strong> zurückkehrenden Deutschen in der Zuzugsstatistik nötig. Darüber hinaus gibt<br />

die Zu- <strong>und</strong> Fortzugsstatistik des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes keinen Hinweis auf die<br />

<strong>Migration</strong>sart <strong>und</strong> die Dauerhaftigkeit der Abwanderung. Erforderlich wären<br />

daher auch detaillierte Informationen bezüglich der Abwanderung von Fachkräften<br />

<strong>und</strong> Hochqualifizierten, insbesondere hinsichtlich der Frage, ob es sich um<br />

befristete Auslandsaufenthalte für Forschungszwecke oder um dauerhafte Abwanderungen<br />

handelt. Ein weiteres Problem der Fortzugsstatistik ist die Untererfassung:<br />

Viele im Ausland lebende Deutsche melden ihren ersten Wohnsitz in<br />

Deutschland nicht ab (zum Beispiel aus Sorge, Rentenansprüche oder Versicherungsschutz<br />

zu verlieren) <strong>und</strong> werden damit erst gar nicht in der Fortzugsstatistik<br />

erfasst. Die tatsächliche Zahl der jährlich abwandernden Deutschen dürfte daher<br />

höher liegen, als die Daten des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes vermuten lassen (vgl.<br />

Kap. 9).<br />

Allerdings ist die Abwanderung weniger ein quantitatives Problem als vielmehr ein<br />

strukturelles, was bei einer Betrachtung der besonderen Merkmale der Abwanderer<br />

deutlich wird.<br />

Vor allem Erwerbspersonen im Alter von 25 bis 40 Jahren wandern ab<br />

Zwischen 1999 <strong>und</strong> 2002 stellten Personen im Alter von 25 bis 40 Jahren mit annähernd<br />

40 Prozent die größte Altersgruppe bei den Fortzügen von Deutschen. Dabei<br />

dürfte es sich zumeist um eine arbeitsmarktorientierte Abwanderung gehandelt<br />

haben. Der Anteil der fortziehenden Personen im Rentenalter war mit etwa vier<br />

Prozent eher gering (vgl. aber den angesprochenen Stichpunkt der Untererfassung).<br />

Nicht wenige Deutsche leben illegal, also ohne ordnungsgemäß angemelde-<br />

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