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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

defizite, sondern auch aus Interesse an der Sicherung der eigenen Zukunft zur Entwicklung<br />

von <strong>Integration</strong>skonzepten veranlasst sehen.<br />

Unterschiedliche Kurskonzepte<br />

Dies schließt Widersprüche keineswegs aus: <strong>Integration</strong>smaßnahmen können<br />

einladend <strong>und</strong> dennoch abschreckend wirken. So sind z.B. die dänischen Anforderungen<br />

an Sprachkenntnisse oder an kulturelles <strong>und</strong> politisches Wissen so<br />

hoch, dass es außerordentlich schwierig ist, die standardisierten Tests zu bestehen.<br />

Anders das Vereinigte Königreich: Hier wird in den Tests weniger das Lernergebnis<br />

als der Lernfortschritt bewertet (Crick-Commission 2003). In den Niederlanden<br />

wird zum Teil höchst kontrovers diskutiert, ob Migranten, die eine<br />

befristete Aufenthaltsgenehmigung anstreben, schon im Herkunftsland einen<br />

Nachweis über Sprach- <strong>und</strong> Landeskenntnisse erbringen müssen. Experten warnen<br />

allerdings davor, die Ziele von <strong>Integration</strong>smaßnahmen zu hoch anzusetzen,<br />

vor allem für die in der Vergangenheit mit geringer oder fehlender Schul- <strong>und</strong><br />

Berufsausbildung angeworbenen <strong>und</strong> auch nachträglich nicht qualifizierten<br />

Arbeitsmigranten. Es müsse stärker beachtet werden, an welche Zielgruppe die<br />

Maßnahmen gerichtet werden sollen.<br />

Die EU-Staaten, die eine aktive <strong>Integration</strong>spolitik betreiben, wollen Zuwanderern<br />

eine selbstständige Lebensführung sowie eine größtmögliche <strong>Integration</strong> in<br />

den Arbeitsmarkt ermöglichen. Dazu werden die Vermittlung von Kenntnissen<br />

der Landessprache, Geschichte, Kultur <strong>und</strong> Recht sowie die Förderung der beruflichen<br />

<strong>Integration</strong> miteinander verknüpft. In Dänemark, Norwegen <strong>und</strong> Finnland<br />

haben die berufliche <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> die entsprechenden Fördermaßnahmen<br />

absolute Priorität.<br />

Eine entscheidende Frage der <strong>Integration</strong>spolitik lautet, was nach der so genannten<br />

Erstintegration geschieht. Länder mit längerer Erfahrung in der Sprachförderung<br />

(etwa Dänemark, die Niederlande oder Schweden) haben erkannt, dass<br />

Sprachkenntnisse schnell verlernt werden, wenn sie nicht angewendet werden.<br />

Immer stärker setzen sie deshalb auf eine möglichst flexible Durchführung von<br />

<strong>Integration</strong>smaßnahmen.<br />

Die in diesem Rahmen angebotenen Sprachkurse variieren im Umfang zwischen<br />

600 <strong>und</strong> 900 St<strong>und</strong>en (Dänemark, Deutschland, zum Teil Niederlande,<br />

Schweden); in Flandern sind es 200, in Österreich 100 St<strong>und</strong>en. Zum Teil sind sie<br />

als Vollzeitkurse, zum Teil als Teilzeitkurse konzipiert, <strong>und</strong> es kann sich sowohl<br />

um Kurse vor einer Arbeitsaufnahme als auch um arbeitsbegleitende Angebote<br />

handeln. Es werden meist drei bis fünf Lernniveaus angeboten.<br />

In allen Ländern sind die Kurse auf eine alltagsbezogene Sprachpraxis ausgerichtet,<br />

<strong>und</strong> es zeichnet sich eine Tendenz ab, Sprach- <strong>und</strong> Orientierungskurse miteinander<br />

zu verbinden <strong>und</strong> möglichst anschaulich zu gestalten. Konzeption <strong>und</strong><br />

Durchführung erfolgen meist auf lokaler Ebene, doch ist in den meisten EU-Staaten<br />

eine zunehmende Zentralisierung <strong>und</strong> Standardisierung erkennbar.<br />

Testverfahren <strong>und</strong> Verpflichtungscharakter<br />

Die Erfolgskontrolle in Form von Testverfahren gewinnt immer mehr an Bedeutung,<br />

verb<strong>und</strong>en mit der Frage, wie eine Nichtteilnahme oder eine nicht erfolg-<br />

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