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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Schulische Förderung von Migrantenkindern –<br />

Beispiele unterschiedlicher Strategien der B<strong>und</strong>esländer<br />

Seit dem Schuljahr 2002/2003 hat Bayern 104 Sprachlernklassen eingeführt,<br />

in denen Schulanfänger mit nichtdeutscher Muttersprache <strong>und</strong> unzureichenden<br />

Deutschkenntnissen besonders gefördert werden. Um die spätere<br />

Eingliederung in Regelklassen zu erleichtern, werden die betroffenen Schüler<br />

von Beginn an in musischen <strong>und</strong> praktischen Fächern mit deutschsprachigen<br />

Kindern gemeinsam unterrichtet. Ergänzt wird dies durch eine Nachmittagsbetreuung,<br />

an der Kinder mit <strong>und</strong> ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> gleichermaßen<br />

teilnehmen (Bayerisches Staatsministerium für Arbeit <strong>und</strong><br />

Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen 2003: 30).<br />

Ein Ansatz, der den Deutscherwerb <strong>und</strong> die Förderung der Muttersprache verbindet,<br />

wird in Nordrhein-Westfalen verfolgt. Seit dem Schuljahr 2001/2002<br />

werden über bereits bestehende Maßnahmen hinaus im Rahmen des Programms<br />

„Zusätzliche Förderung im sprachlichen Bereich in den Jahrgängen<br />

5 <strong>und</strong> 6“ Schulen mit hohen Anteilen von Kindern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

besonders gefördert. Ergänzt wird die Deutschförderung durch muttersprachlichen<br />

Unterricht. Sofern die personellen, organisatorischen <strong>und</strong> curricularen<br />

Voraussetzungen bestehen, kann die Muttersprache als zweite oder<br />

dritte Fremdsprache gewählt werden – am häufigsten wird dieses Angebot in<br />

Türkisch genutzt. Auch für die Anerkennung der Muttersprache als Abiturfach<br />

wurden die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen (Ministerium für<br />

Arbeit <strong>und</strong> Soziales, Qualifikation <strong>und</strong> Technologie Nordrhein-Westfalen<br />

2002: 12ff). Nordrhein-Westfalen hat damit einen entscheidenden Schritt<br />

dahin getan, Mehrsprachigkeit als Zusatzqualifikation anzuerkennen.<br />

Langzeituntersuchungen zu den Wirkungen der unterschiedlichen Modelle liegen<br />

bislang nicht vor, sind jedoch einzufordern. Die fehlenden Bildungserfolge von Schülern<br />

mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> machen deutlich, dass die Ergebnisse der schulischen<br />

Sprachförderung begrenzt zu sein scheinen. Die Ursachen hierfür sind u.a. auch in der<br />

Anlage der Fördermaßnahmen selbst zu suchen: Viele schulische Maßnahmen basieren<br />

auf der Annahme, es handle sich bei der Notwendigkeit von Sprachförderung um<br />

ein vorübergehendes Phänomen. Folge davon sind häufig kurzfristige, punktuelle<br />

Maßnahmen, die durch eine Konzentration auf das Deutsche nicht die sprachliche<br />

Gesamtkompetenz der Schüler erfassen <strong>und</strong> zu kurz greifen (Gogolin et al. 2003: 50).<br />

Zweisprachigkeit: Chance <strong>und</strong> Herausforderung<br />

Neben dem Deutschen spielt für Zuwanderer auch die Herkunftssprache langfristig<br />

eine wichtige Rolle. Auch künftig werden die meisten Kinder mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

in Deutschland zweisprachig aufwachsen. Dies ist ein wünschenswerter<br />

Umstand, da Mehrsprachigkeit in Zeiten der Globalisierung einen wichtigen Wettbewerbsvorteil<br />

darstellen kann.<br />

Sprachförderung sollte der Tatsache Rechnung tragen, dass Zweisprachigkeit<br />

auf lange Sicht kennzeichnend für eine Mehrheit der Zuwanderer<br />

in Deutschland <strong>und</strong> ihre Kinder bleiben wird.<br />

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