Migration und Integration - RatSWD

Zur Notwendigkeit aussagekräftiger Indikatoren und Datengrundlagen
förderer/Stiftungen ein sachgerechtes Bewusstsein für die Kosten solcher
Erhebungen entwickeln.
Den Zugang zu statistischen Daten durch Forschungsdatenzentren
verbessern
Es entspricht einem modernen Wissenschafts- und Statistikverständnis, dass statistische
Daten – gleich ob sie amtlich oder nicht amtlich erhoben wurden – in Form
anonymisierter Mikrodaten gleichermaßen für amtliche und wissenschaftliche
Zwecke zur Verfügung stehen müssen, denn nur dann sind aussagekräftige Analysen
und Evaluationsstudien möglich. Der Datenschutz steht dem heutzutage nicht
mehr im Wege. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eingesetzte
Kommission für die Verbesserung der informationellen Infrastruktur (KVI),
der Wissenschaftsrat und der „Statistische Beirat“ haben deshalb die Einrichtung
von „Forschungsdatenzentren“ (FDZ) bei großen Statistikproduzenten empfohlen,
wo statistische Mikrodaten so aufbereitet und gespeichert werden, dass sie flexibel
von Ämtern und Wissenschaftlern analysiert werden können. Inzwischen wurden
beim Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämtern, der Bundesagentur
für Arbeit und beim Verband Deutscher Rentenversicherungsträger
(VDR) solche Zentren eingerichtet. Für Migrations- und Integrationsdaten ist eine
solche Lösung, unter Beachtung des Datenschutzes, ebenfalls anzustreben
(KVI 2001: 64f).
Für Migrations- und Integrationsfragen wird die Einrichtung eines Forschungsdatenzentrums
(FDZ) empfohlen. Dort sollten insbesondere die
Daten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und die Daten
des Ausländerzentralregisters als anonymisierte Mikrodaten in Form
von so genannten Scientific Use Files für Forschungszwecke zugänglich
gemacht werden.
In Deutschland sind die wissenschaftlichen Grundlagen für die Analyse der Aufnahme-
und Integrationskapazität in der historischen, politik- und sozialwissenschaftlichen
Migrationsforschung sowie in der Volkswirtschaftslehre zwar mehr
oder minder breit, insgesamt aber ausreichend institutionalisiert, wenn es auch
an durch Schwerpunktbildung gezielter Forschungsförderung fehlt (vgl. Kap.
7.3.2). Dies gilt auch für die für Integrationsfragen besonders wichtigen Erziehungswissenschaften,
deren empirische Fundierung allerdings deutlich verbessert
werden muss, was hier mit einem Schwerpunktprogramm der Deutschen
Forschungsgemeinschaft auf einen beispielhaft guten Weg gebracht worden ist.
Nicht ausreichend in den Universitäten institutionalisiert ist allerdings die
Demografie.
Universitäre Forschungs- und Studienschwerpunkte im Bereich Demografie,
die nicht nur Migrations-, sondern ausdrücklich auch Integrationsfragen
adressieren müssen, sollten gegebenenfalls unter Einbezug
von eng mit den Universitäten vernetzten außeruniversitären Instituten
ausgebaut werden. Da dieses Problemspektrum interdisziplinär orientiert
sein muss, werden dadurch auch andere Wissenschaftsdisziplinen
in den Universitäten gestärkt.
401