08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Ein Beispiel für die Möglichkeiten, die eine solche Kooperation bietet, ist das<br />

Modellprojekt „LEMMA“ zur Förderung der Sprachfähigkeit von Müttern<br />

<strong>und</strong> Kindern im Kieler Stadtteil Gaarden. Im Auftrag des Ministeriums für Bildung,<br />

Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kultur des Landes Schleswig-Holstein<br />

führen der Progressive Türkische Arbeitnehmerverein Kiel e.V. (PTAV) <strong>und</strong><br />

die Arbeiterwohlfahrt Landesverband Schleswig-Holstein e.V. das Projekt<br />

gemeinsam durch. Auslöser des Projekts war der niedrige Anteil türkischer<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlicher in Gaarden, der die gymnasiale Ausbildung wählt,<br />

sowie der hohe Anteil jener Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die keinen Schulabschluss<br />

erwerben. Zielgruppe des Projekts sind türkische Mütter mit Kindern<br />

im Alter zwischen zwei <strong>und</strong> sechs Jahren. Durch Hausbesuche, die Einbeziehung<br />

der Mütter in die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder <strong>und</strong> die Vorbereitung<br />

der Kinder auf den Schulbesuch bzw. den Besuch einer Kindertagesstätte<br />

wird das Erlernen der deutschen Sprache gezielt gefördert.<br />

Engagement von Migranten: eine wichtige <strong>Integration</strong>sleistung<br />

Das zivilgesellschaftliche Engagement von Zuwanderern ist vielfältig – sie engagieren<br />

sich nicht weniger, häufig aber anders als Deutsche. Wichtige Orte des freiwilligen<br />

sozialen Engagements von Zuwanderern sind die Familie, die unmittelbare<br />

Nachbarschaft <strong>und</strong> verwandtschaftliche Netzwerke. Jenseits von organisiertem<br />

Ehrenamt steht hier gegenseitige Hilfe im Mittelpunkt, die insbesondere neu Zugewanderten<br />

Orientierung <strong>und</strong> Absicherung bietet.<br />

Das politische Engagement der in Deutschland lebenden ausländischen Staatsbürger<br />

konzentrierte sich aufgr<strong>und</strong> fehlender direkter politischer Beteiligungsmöglichkeiten<br />

lange auf die kommunale Ebene <strong>und</strong> dort vielfach auf Ausländerbeiräte.<br />

Ihre Aufgabe besteht vor allem in der Beratung des Gemeinderats in ausländerpolitischen<br />

Fragen. Die Effektivität <strong>und</strong> Einflussmöglichkeiten von Ausländerbeiräten<br />

wird jedoch – nicht nur von Ausländern – zunehmend in Frage gestellt, was sich<br />

auch in der geringen Wahlbeteiligung für diese lokalen Gremien widerspiegelt. Viele<br />

Zuwanderer suchen deshalb nach anderen Orten für ihr Engagement. Zuwanderer<br />

engagieren sich vielfach in Gruppen <strong>und</strong> Vereinen – in deutschen, vor allem aber<br />

in Organisationen, die durch die Herkunftsgemeinschaft geprägt sind. Mitte der<br />

1990er Jahre waren nach einer Repräsentativumfrage des B<strong>und</strong>esministeriums für<br />

Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung 29 Prozent der Griechen, 26 Prozent der Türken <strong>und</strong> Italiener<br />

<strong>und</strong> 17 Prozent der ehemaligen Jugoslawen in solchen Vereinen organisiert.<br />

Die Zahl <strong>und</strong> Bandbreite der Migrantenselbstorganisationen ist groß; allein für<br />

Nordrhein-Westfalen wurden in einer Ende der 1990er Jahre durchgeführten<br />

Umfrage mehr als 2.400 Organisationen <strong>und</strong> Gruppen ermittelt (Ministerium für<br />

Arbeit, Soziales <strong>und</strong> Stadtentwicklung, Kultur <strong>und</strong> Sport des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen 1999). Es existieren Selbsthilfevereine zu unterschiedlichen Themen, kulturelle<br />

<strong>und</strong> religiöse Vereinigungen sowie an der Freizeitgestaltung orientierte<br />

Gruppen. Ein Großteil dieser Gruppen ist bezüglich der ethnischen bzw. kulturellen<br />

Herkunft ihrer Mitglieder homogen strukturiert <strong>und</strong> dient insbesondere älteren<br />

Zuwanderern als kulturelle Heimat. Ihre Rolle im <strong>Integration</strong>sprozess geht jedoch<br />

weit über diese Funktion hinaus.<br />

323

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!