08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Steuerung der Zuwanderung<br />

nachgewiesen wird. Die Regelung zur Ersterteilung einer „Green Card“ gilt noch bis<br />

zum 31. Dezember 2004.<br />

Zwar müssen auch IT-Fachkräfte, die mit der „Green Card“ nach Deutschland kommen,<br />

im Ausland ein Visum zur Beschäftigungsaufnahme beantragen, doch sind die Beteiligung<br />

der Ausländerbehörde sowie die Vorrangprüfung vorweggenommen. Voraussetzung<br />

für die Einreise ist lediglich die Zusicherung einer Arbeitserlaubnis. Dies hat zu<br />

einer erheblichen Verkürzung des Antragsverfahrens geführt; die Arbeitserlaubnis<br />

wird in der Regel innerhalb einer Woche erteilt. Von beschäftigungspolitischer Bedeutung<br />

ist dabei, dass diese Regelung überwiegend kleine Unternehmen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

mittlerer Größe in die Lage versetzt, ihren konkreten Fachkräftemangel auszugleichen<br />

(Gutachten Kolb), während international tätige Konzerne den (internen) Personalaustausch<br />

von Fachkräften ähnlich unkompliziert auf der Gr<strong>und</strong>lage von § 4 Abs.<br />

7 ASAV nutzen.<br />

Nach anfänglich großer Nachfrage sank aufgr<strong>und</strong> der Konjunkturflaute in der<br />

IT-Branche die Zahl der Antragsteller <strong>und</strong> damit auch die Anzahl der ausgestellten<br />

Arbeitserlaubnisse. Bis Ende 2003 wurden für insgesamt 15.658 Personen Arbeitserlaubnisse<br />

ausgestellt. Dieses Absinken der Zahl der Antragsteller in Folge des Konjunktureinbruchs<br />

ist keineswegs ein Zeichen oder gar Beleg dafür, dass die „Green<br />

Card“ ein Misserfolg war, wie gelegentlich behauptet wird. Im Gegenteil: Die Nicht-<br />

Ausschöpfung des Kontingents von 20.000 „Green Cards“ beweist, wie flexibel dieses<br />

Instrument auf den Bedarf am Arbeitsmarkt reagiert. Angemerkt werden muss<br />

aber auch, dass die Befristung der Arbeitserlaubnis <strong>und</strong> die Festlegung einer einjährigen<br />

Wartezeit für die Arbeitserlaubnis von Ehepartnern die Attraktivität der<br />

„Green Card“ einschränken.<br />

Insgesamt ist im Rahmen der ASAV ein unsystematisches Geflecht von Bestimmungen<br />

entstanden, die unterschiedliche Erwerbstätigkeiten betreffen <strong>und</strong> nahezu <strong>und</strong>urchdringlich<br />

scheinen. Unternehmen, die einen qualifizierten Arbeitnehmer aus dem<br />

Ausland einstellen wollen, müssen zahlreiche, oft als unzumutbar empf<strong>und</strong>ene Hürden<br />

überwinden. Vor allem die im strukturellen Wandel <strong>und</strong> in der Schaffung neuer<br />

Arbeitsplätze besonders dynamischen Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe können diesen Aufwand<br />

selten betreiben.<br />

Steuerung durch Arbeitsverbote <strong>und</strong> Vorrangregelungen<br />

Ein in den vergangenen Jahrzehnten intensiv <strong>und</strong> für zahlreiche Zuwanderergruppen<br />

eingesetztes Instrument zur Steuerung des Arbeitsmarktzugangs waren<br />

Arbeitsverbote <strong>und</strong> Vorrangregelungen. Sie betrafen insbesondere Asylbewerber<br />

<strong>und</strong> Flüchtlinge, Familienangehörige von Zuwanderern <strong>und</strong> Studierende.<br />

Diese Instrumente wurden oftmals verändert <strong>und</strong> den jeweiligen Steuerungsbedürfnissen<br />

angepasst. Mit Arbeitsverboten wurde direkt <strong>und</strong> indirekt auf den Aufenthalt<br />

eingewirkt. Einerseits sollten vermeintliche Zuwanderungsanreize <strong>und</strong> die<br />

Zahl der Zuwanderer unmittelbar reduziert werden, andererseits sollte bereits<br />

rechtmäßig in Deutschland lebenden Ausländern der Arbeitsmarkt versperrt <strong>und</strong><br />

ihr Aufenthalt damit mittelbar reguliert werden. Zur indirekten Steuerung wurden<br />

auch individuelle Vorrangprüfungen eingesetzt. Diese bestimmen, welche Personengruppen<br />

in welcher Reihenfolge Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Eine typische<br />

Vorrangprüfung untersucht, ob eine deutsche Arbeitskraft sowie Ausländer,<br />

133

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!