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Migration und Integration - RatSWD

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Besondere Konfliktbereiche bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung <strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

fende Land geschickt werden, als auch für so genannte „Schläfer“, die sich legal im<br />

Land aufhalten <strong>und</strong> erst bei Bedarf aktiv werden. Eine weitere Gefahr wird in einer<br />

neuen Rekrutierungsstrategie gesehen: Vor allem in Europa versuchten Islamisten<br />

potenzielle Gefolgsleute unter legal anwesenden, aber sozial randständigen <strong>und</strong><br />

enttäuschten Einwanderern der Zweiten <strong>und</strong> Dritten Zuwanderergeneration bzw.<br />

unter zum Islam konvertierten Einheimischen anzuwerben.<br />

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich bei diesen Bef<strong>und</strong>en um<br />

Einschätzungen der Nachrichtendienste <strong>und</strong> Sicherheitsbehörden handelt, die<br />

naturgemäß meist auf unzureichenden Informationen beruhen. Eine umfassende,<br />

wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Bewertung des Zusammenhangs<br />

von Terrorismus <strong>und</strong> Zuwanderung ist derzeit nicht möglich.<br />

Ausländischer Extremismus<br />

Unter politischem Extremismus von Ausländern wird in Deutschland vor allem<br />

die Mitgliedschaft in Organisationen verstanden, die sich gegen die freiheitlich<br />

demokratische Gr<strong>und</strong>ordnung, die Sicherheit des B<strong>und</strong>es oder eines B<strong>und</strong>eslandes<br />

richten oder durch Gewalttaten auswärtige Belange der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

gefährden. Laut Verfassungsschutzbericht waren im Jahr 2003 in Deutschland 70<br />

extremistische Ausländerorganisationen aktiv, mit einem im Vergleich zum Vorjahr<br />

stagnierenden Mitglieder- <strong>und</strong> Anhängerpotenzial von 57.300 Personen. Mit<br />

30.950 Personen (von denen etwa 26.500 türkischer <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 3.300 arabischer<br />

Herkunft waren) hatten 24 islamistische Organisationen daran den größten<br />

Anteil, gefolgt von 41 linksextremistischen Gruppierungen mit 17.470 <strong>und</strong> von<br />

fünf nationalistischen Ausländergruppierungen mit 8.880 Mitgliedern (zum Vergleich:<br />

Ende 2003 zählte der Verfassungsschutz 169 deutsche rechtsextremistische<br />

<strong>und</strong> 137 deutsche linksextremistische Organisationen <strong>und</strong> Gruppen mit<br />

41.500 bzw. 31.300 Mitgliedern). Auf die jeweiligen Bevölkerungsanteile umgerechnet<br />

war damit die Anhängerschaft von ausländischen sicherheitsgefährdenden<br />

<strong>und</strong> extremistischen Organisationen um ein Vielfaches größer als die von<br />

deutschen Organisationen. Insgesamt aber lag der Anteil extremistischer Ausländer<br />

an der ausländischen Wohnbevölkerung wie schon seit Jahren unter<br />

einem Prozent.<br />

Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden gefährden extremistische <strong>und</strong> terroristische<br />

Ausländergruppierungen die innere Sicherheit Deutschlands in<br />

unterschiedlicher Weise. Zu einer besonderen Gefahr habe sich der „radikale<br />

Islamismus“ entwickelt, der eine terroristische Ausprägung habe. Die Sicherheitsbehörden<br />

verstehen diesen als eine von einer kleinen Minderheit der Muslime<br />

getragene, heterogene sozialrevolutionäre Bewegung <strong>und</strong> unterscheiden die<br />

islamistischen Organisationen nach ihrem Verhältnis zur Gewalt.<br />

Drei Typen von Organisationen werden besonders aufmerksam beobachtet: erstens<br />

das Netzwerk „Arabischer Mujahedin“, dem pan-islamisch orientierte, militante<br />

<strong>und</strong> zum Teil in Afghanistan <strong>und</strong> Pakistan ausgebildete Personen überwiegend<br />

arabischer Herkunft angehören <strong>und</strong> als dessen Kern die Kaderorganisation<br />

„Al-Qaida“ gilt; zweitens islamistische Organisationen, die eine gewaltsame Veränderung<br />

der Herrschaftsverhältnisse in ihren Herkunftsländern anstreben, <strong>und</strong><br />

die durch die logistische <strong>und</strong> propagandistische Unterstützung des Kampfes in<br />

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